Ukraine-Forum Hilfsorganisationen beklagen Bürokratie und Mobbing
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21. Januar 2023, 18:32 Uhr
Um den Menschen in und aus der Ukraine zu helfen, die durch den russischen Angriffskrieg in Not geraten sind, haben sich in Sachsen zahlreiche Hilfsstrukturen gebildet. Etwa 40 von ihnen, sowie Initiativen aus Thüringen und Sachsen-Anhalt, haben sich am Samstag zu einer Konferenz getroffen. Das Ziel: Sich austauschen und Synergien bündeln. Aber auch, um Sorgen und Nöte an die sächsische Sozialministerin Petra Köpping heranzutragen.
- Konferenzteilnehmer benennt Mobbing-Fälle sowie Anfeindungen in Meißen.
- Einigen Hilfsorganisationen geht langsam die Puste aus.
- Sozialministerin sichert weitere Hilfen für Geflüchtete in Sachsen zu.
Teilnehmer einer Konferenz zur Ukraine-Hilfe haben am Sonnabend in Dresden bürokratische Hürden bei der Unterstützung von Flüchtlingen beklagt. Zwei Vertreter wiesen auch auf Anfeindungen und Mobbing ukrainischer Mädchen und Jungen in Schulen hin.
Mobbing vor allem bei Schulkindern
Als Ursache benannte der Vertreter eines Vereins aus Meißen sowohl deutsche Kinder als auch Schüler aus russischstämmigen Familien. In seiner Stadt sei erst dieser Tage ein ukrainisches Mädchen an einer Schule misshandelt worden. Zudem würden in Meißen immer wieder Autos mit ukrainischen Kennzeichen zerkratzt. Zuletzt seien in der Stadt auch Zettel mit der Aufschrift "Ukrainer raus" aufgetaucht.
Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) äußerte sich besorgt über Anfeindungen. "Das ist eine schlimme Sache", sagt sie. Sie bat um rasche Informationen über solche Vorfälle, um rasch reagieren zu können.
Fast ein Jahr Krieg: Hilfsorganisationen machen neue Vorschläge
An der Konferenz unter dem Titel "Solidarität, Einheit, Sieg" nahmen neben vielen Hilfsprojekten aus Sachsen auch Vertreter von Initiativen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen teil. Das Ziel der Tagung bestand vor allem darin, bestehende Angebote der Ukraine-Hilfe zu vernetzen und Probleme anzusprechen.
"Der Krieg dauert nun schon ein Jahr, vielen geht die Puste aus, auch in Deutschland", sagte ein Ukrainer. Seine Landsleute seien keine Bettler und dankbar für die Hilfe. Er schlug vor, die Arbeit deutscher Hilfsprojekte mit Geld aus dem Verkauf ukrainischer Waren zu unterstützen.
Der Krieg dauert nun schon ein Jahr, vielen geht die Puste aus, auch in Deutschland.
Bürokratische Hürden erschweren die Integration von Flüchtlingen in Sachsen, bestätigt die Mitbegründerin der Initiative "Stützpunkt Ukraine", Julija Kravtsova MDR SACHSEN. Finanzielle Mittel, insbesondere Fördermittel, seien ein großes Problem. Vielen fehle für Anträge die Kenntnis des Verwaltungswesens. Zudem werde es immer schwerer, an Gelder oder Hilfsgüter zu kommen. Laut Kravtsova mangelt es an Sprach- und Integrationskursen sowie an der Vergabe von Aufenthaltstiteln.
Sozialministerin verspricht weitere Hilfe
Sozialministerin Köpping sicherte den Flüchtlingen weitere Hilfe zu, damit sie sich in Deutschland "ein wenig zu Hause fühlen können". Sie habe in den vergangenen Monaten viele Einzelschicksale kennengelernt und sei stolz darauf, dass viele Deutsche Menschen aus der Ukraine in ihren Wohnungen aufnahmen und auf eigene Kosten verpflegten.
Köpping zufolge sind allein nach Sachsen rund 60.000 Flüchtlinge aus der Ukraine gekommen, etwa 10.000 Mädchen und Jungen würden hier nun Kitas und Schulen besuchen.
MDR (sho,rmö)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Sachsenspiegel | 21. Januar 2023 | 19:00 Uhr