Trendsport Flag Football in Dresden: American Football ohne die Verletzungen
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05. Mai 2024, 07:00 Uhr
Einmal bei Olympia dabei sein - wer diesen Wunsch hat, für den gibt es jetzt eine weitere Chance beim Flag Football. Denn ab 2028 wird der Sport bei den Olympischen Spielen dabei sein. Seit vergangenem Jahr haben die Dresden Monarch auch ein eigenes 5er Flag Football Team. Das freut sich über die steigende Bekanntheit ihres Sportes und will die kommenden vier Jahre bis zum Olympiaauftakt gut nutzen.
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- Punktlich zur Sommersaison wird auf dem renovierten Platz trainiert.
- Egal ob Mann, Frau, groß oder klein. Hier kann jeder mitmachen.
- Mit Glück geht es 2028 zu den Olympischen Spielen.
Neun junge Männer drängen sich in eine enge, kleine Umkleide. "Wir haben eigentlich mehrere Räume, aber quetschen uns trotzdem irgendwie immer in den kleinen hier." So kommentiert ein Teammitglied das Geschehen. Im weißen langärmligen Sportshirt stellt er sich als Julian Schickfluss vor. Er ist der Manager des 5er Flag Football Teams der Dresden Monarchs.
Die meisten sind umgezogen. Ab und zu trudeln noch ein paar Nachzügler ein. Die, die fertig sind binden sich noch dünne Gürtel um die Hüfte. Daran hängen links und rechts zwei lange Bänder in Rot oder Blau. Daher der Name "Flag-Football". Eine klobige Körperrüstung, wie man es vom American Football kennt, sucht man aber vergebens. Schickfluss erklärt: "Wir spielen einen kontaktfreien Sport. Beim Tackle Football ziehen die eine Schutzkleidung an und haben einen Helm auf. Wir haben wirklich nur diese Flaggen." So könne man sich auch viel agiler beim Spiel bewegen.
Training auf neuem Spielfeld
Ein Großteil der Spieler steht schon weit vor Trainingsstart auf dem nagelneuen Kunstrasenplatz. Es werden kleine grelle Plastikhütchen am Rand des Feldes verteilt und Footballs aus einer großen Tasche ausgegraben. Manche beginnen damit, sich einzuwerfen. Es ist ein sonniger, aber windiger Abend in Dresden. Doch Zum Sport treiben ist es angenehm.
Es sei eines der ersten Trainings auf dem neuen Platz. Der war zuvor ein halbes Jahr gesperrt, um komplett erneuert zu werden. 700.000 Euro habe das gekostet, berichtet Teammanager Julian Schickfluss. Zu großen Teilen sei das vom Land Sachsen und der Stadt Dresden finanziert worden. Jetzt strahlt pure Freude aus den Anwesenden, wenn sie über den neuen Platz sprechen. Denn in den Wintermonaten mussten sie mit allen anderen Teams auf dem Rasenplatz nebenan trainieren, welcher dadurch am Ende schon sehr verbraucht gewesen sei. Umso besser sei jetzt das Training. Der neue, leicht federnde Belag soll außerdem besser vor Verletzungen schützten.
Das Training beginnt. Die Anwesenden teilen sich in zwei Gruppen und sammeln sich an zwei Seiten des Feldes. Offense und Defense, also die Angreifer und die Verteidiger, tragen beim Training unterschiedliche Trikots.
Die weiß gekleideten Angreifer beginnen direkt damit mehrere der langen Bälle hin und her zu passen. Denn auch beim Flag Football ist das Ziel den Ball von der einen Spielfeldseite in mehreren Versuchen auf die andere Seite zu bekommen. Und dafür werden die diversen Manöver und die Sicherheit mit dem Ball trainiert.
Die Aufgabe der schwarz gekleideten Gruppe ist es, genau das zu verhindern. Deshalb trainieren sie parallel, wie man am besten verteidigt. Und hier zeigt sich der essenzielle Unterschied zum American Football. Es krachen keine massigen Körper aufeinander oder werden zu Boden gerungen. Flag Football ist ein kontaktloser Sport. Deshalb auch die Fähnchen am Gürtel.
Ein Spieler rennt los. Das Zeichen, dass auch sein Trainingspartner ein paar Meter neben ihm starten kann. Der erste Mann wird eingeholt. Trotz Ausweichversuchen gelinkt es dem Jäger die Fahne des Laufenden zu greifen. "Plop!" Mit einem hörbaren Geräusch wird das Band aus seiner weichen Plastikhalterung gezogen. Der Rennende ist gefangen und im richtigen Spiel würde nun ab dieser Stelle ein neuer Versuch beginnen.
Ein Sport für Alle
Ein bisschen mehr als die Hälfte der zwei Stunden Trainingszeit sind vergangen. Mittlerweile haben sich alle 15 Spieler wieder vereint, um gemeinsam Spielsituationen zu üben. Obwohl seit Trainingsbeginn noch ein paar Nachzügler dazu gestoßen sind, gibt es weiterhin keine Frau auf dem Platz. Das bedauert Julian Schickfluss, denn grundsätzlich gebe es ein gemischtes Team, da der Sport für ganz verschiedene Körpertypen möglich sei: "Bei Flag-Football kann jeder mitspielen. Egal wer man ist."
Sein Teamcoach Peter Neumann pflichtet ihm bei: "Die wichtigste Frage, wenn irgendwer neu kommt, ist nicht 'Kannst du irgendwas?' sondern 'Hast du Bock?'"
Die wichtigste Frage, wenn irgendwer neu kommt, ist nicht 'Kannst du irgendwas?' sondern 'Hast du Bock?'
Mit Finten zum Erfolg
Das Training hat nun die letzte Phase erreicht. Es wird richtig gespielt. Das große Football Feld ist mit kleinen Pylonen abgesteckt, denn für 5er Flag-Football braucht es weniger Platz, nur 70 mal 25 Yards – ungefähr 64 mal 23 Meter.
Spielzug für Spielzug bewegt sich die einer Fünfergruppe in Richtung der anderen Endzone. Ein Läufer täuscht an, den Ball zu haben, und rennt links nach vorne. Plötzlich wird das Spielgerät dann von weiter hinten geworfen, zu einem anderen Teammitglied, das ganz weit vorne rechts steht. Der Spieler springt in die Höhe und streckt sich nach dem Ball, doch dieser prallt ab und fliegt zur Seite auf den Boden. "Unvollständig. Turnover on downs." Der Ruf des Schiedsrichters am Spielrand teilt mit, dass der letzte Versuch der Angreifer nicht geglückt ist. Nun wird gewechselt und die andere Mannschaft darf versuchen Punkte zu machen.
Bald vielleicht Olympia
Die letzten Trainingsminuten werden komplett von den Spielern ausgekostet. Parallel baut sich die erste Herren Mannschaft des Tackle Footballs auf. Doch das 5er Flag Team läuft unbeirrt seine letzten Spielzüge ab. Denn die Ziele sind groß. Ende letzten Jahres wurde Flag Football in die Riege der olympischen Sportarten aufgenommen. 2028 wird es dann das erste Mal soweit sein.
Teammanager Julian Schickfluss ist zuversichtlich, dass es ein paar aus der Dresdner Mannschaft ins olympische Team schaffen können. Außerdem sei die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees tolle Werbung für den Sport. Er beobachte schon jetzt, wie die Sportart immer bekannter werde. In Sachsen gäbe es gleich mehrere Teams, die sich neu gegründet haben, beispielsweise in Chemnitz, Radebeul und Freiberg. Laut Schickfluss wäre es sogar möglich, jetzt mit dem Sport anzufangen und es in den vier Jahren bis zu den Olympischen Spielen zu schaffen.
Wer interessiert an dem Sport ist, kann sich das nächste Heimspiel der Mannschaft am 11. August in Dresden anschauen.
MDR (abe)
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