Erzgebirgstunnel Bahnstrecke Dresden - Prag erreicht nächsten Meilenstein

20. November 2023, 21:46 Uhr

Die Neubaustrecke Dresden - Prag nimmt weiter Form an. Für den Abschnitt durch das Erzgebirge hat die Bahn bekannt gegeben, dass sie einen durchgängigen Tunnel favorisieren. Im nächsten Schritt wird sich der Bundestag mit der Finanzierung und Umsetzung der Bahnstrecke beschäftigen, die Fahrzeiten für Reisende und den Güterverkehr deutlich verkürzen soll. Bis zum Baubeginn wird es allerdings noch eine Weile dauern.

Die Deutsche Bahn hat sich für die Neubaustrecke Dresden - Prag für eine Bauvariante entschieden. Wie die Bahn am Montag mitteilte, bevorzuge man einen Volltunnel ab Heidenau, da dies im Vergleich zur Alternative alle wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien erfülle. Mit der Entscheidung für eine Bauvariante kann das Projekt in die nächste Phase übergehen.

30 Kilometer langer Tunnel ab Heidenau geplant

Vor rund einem Jahr stellte die Bahn zwei Varianten für die Neubaustrecke Dresden - Prag vor. Die Teiltunneloption beinhaltete einen 2,5 Kilometer langen Tunnel ab Heidenau und einen 27 Kilometer langen Tunnel durch das Erzgebirge. Zudem wäre über das Seidewitztal eine 500 Meter lange Brücke nötig gewesen. Diese Variante zog aber den Kürzeren.

Die Bahn wird nach eigenen Angaben die nächsten Entwürfe und Genehmigungen mit einem 30 Kilometer langen Tunnel ab Heidenau bis nach Tschechien planen, etwa die Hälfte davon wird in Deutschland liegen. Damit wäre es der längste Tunnel Deutschlands, der ausschließlich von Zügen im Fern- und Güterverkehr genutzt wird.

Von Dresden nach Prag in einer Stunde

Im Rahmen des Projekts werde auch die Bahnstrecke zwischen Dresden und Heidenau mit neuen Weichen und Sicherungstechnik ausgebaut, informierte die Bahn. Ziel sei es, die Infrastruktur des stark befahrenen Elbtals zu entlasten.

Zudem sollen sich die Fahrtzeiten für Reisende und den Güterverkehr deutlich verkürzen. Die Personenzüge sollen im geplanten Tunnel Geschwindigkeiten von 200 bis 230 Kilometer pro Stunde erreichen. Eine Zugfahrt zwischen Dresden und Prag würde dann etwa eine Stunde dauern. Aktuell dauerte eine Fahrt rund zweieinhalb Stunden.  

Lob aus der Politik

"Durch den intensiven und vertrauensvollen Dialog mit allen Beteiligten und den Bürgerinnen und Bürgern konnten wir die Variante stetig optimieren. Jetzt hat sich gezeigt, dass sie bei allen wichtigen Kriterien wie Umwelt, Verkehr und Technik und auch der Wirtschaftlichkeit eindeutig vorne liegt", sagt DB-Regionalchef Martin Walden.

Auch der Landrat der Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge, Michael Geisler (CDU), zeigt sich über die Entscheidung erfreut. "Die Hochgeschwindigkeitsstrecke ist ein wichtiges Infrastrukturprojekt nicht nur für unsere Region, sondern auch für das innereuropäische Schienennetz", sagt Geisler und lobte das transparente Vorgehen der Bahn: "Umso dankbarer bin ich der Deutschen Bahn, dass nicht nur finanzielle Erwägungen im Vordergrund standen, sondern auch die besonderen Gegebenheiten der Region und die berechtigten Anliegen der Bürger und der direkt betroffenen Anwohner."

Für den verkehrspolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag Gerhard Liebscher ist die Entscheidung auch ein Verdienst der Bürgerinitiative "Basistunnel nach Prag", die für diese Variante gekämpft hätten. "Das Ergebnis der Prüfung zeigt, wie wichtig der frühe umfangreiche Dialog mit den Betroffenen vor Ort ist und wie wertvoll deren Einwände bei der Weiterentwicklung eines Projektes sein können. Ohne die Bürgerinitiative hätte die Volltunnelvariante wohl keine Rolle gespielt", sagt Liebscher.

Baubeginn noch in weiter Ferne

"Die grenzüberschreitende Verbindung zwischen Dresden und Prag besitzt einen hohen Stellenwert für ganz Europa", sagte der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). "Sie trägt dazu bei, bestehende Kapazitätsbeschränkungen im Güterverkehr zu beseitigen, die Handels- und Transportwege in Europa zu stärken und einen zukunftsgerechten Reiseverkehr zu ermöglichen."

Bis zum ersten Spatenstich wird es wohl noch eine ganze Weile dauern. Laut Bahn werden im nächsten Schritt die Entwürfe der Strecke weiter verfeinert, Genehmigungen eingeholt und Kosten auf den Prüfstand gestellt. Auch Einwände von Anwohnerinnen und Anwohnern wie Lärmschutz müssten berücksichtigt werden. Anschließend werde der Bundestag über die weitere Finanzierung und Umsetzung entscheiden.

Prognosen gehen davon aus, dass ab den 2030er-Jahren mit dem Bau der Strecke begonnen werden kann.  

MDR (mad)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 20. November 2023 | 19:00 Uhr

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