Sicher unterwegs Wandern in der Sächsischen Schweiz: Was es zu beachten gilt

28. Juli 2023, 05:00 Uhr

Schon vor der Corona-Pandemie stieg die Zahl der Rettungseinsätze der Bergwacht in der Sächsischen Schweiz. Dafür verantwortlich sind besonders mehr Touristen, die durch das Mittelgebirge wandern. Auch in diesem Jahr war die Bergwacht schon Dutzende Male unterwegs, um verletzte und verirrte Wanderer zu retten. Worauf Anfänger wie Erfahrene achten müssen und welche Hilfsmittel unbedingt im Rucksack sein sollten, erklären zwei Bergretter.

Ein Schild mit weißem Kreis und schwarzem Dreieck, dessen Spitze in Wegrichtung zeigt: Wanderprofis wissen, dass ein solches Symbol sehr anspruchsvolle Bergsteigerzugänge kennzeichnet. Bei unerfahrenen Besuchern der Sächsischen Schweiz dürfte dieses Wissen weniger geläufig sein. Das weiß auch der Landesleiter der Bergwacht Sachsen, Hannes Markert.   

"Wir hatten erst letzte Woche einen Einsatz, bei dem sich Wanderer auf so einen Pfad begeben haben und dann feststellen mussten, dass sie dort nicht weiterkommen, womit ein Einsatz der Bergwacht nötig war", erzählt Markert MDR SACHSEN.

Eine Frau mit Schneeschuhen vor einem winterlichen Gebirgslandschaft. 14 min
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#hinREISEND Mi 22.03.2023 18:00Uhr 14:00 min

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Immer mehr Rettungseinsätze in der Sächsischen Schweiz

Seit Jahren steigen die Einsatzzahlen der Bergrettung. Laut Statistiken des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mussten 2020 in ganz Sachsen die Einsatzkräfte 582-mal ausrücken, um Personen zu retten, die sich in den Mittelgebirgen des Freistaates verirrten oder verletzten. 2022 waren es schon 875 Gesamteinsätze. Allein in der Sächsischen Schweiz stiegen zwischen 2020 und 2022 die Zahl der Rettungen von 138 auf 177.  

Vor wenigen Tagen erst musste die Bergwacht an einem Tag mehrmals in Not geratene Personen helfen. Zunächst hatte ein 73-jähriger Urlauber aus den Niederlanden in Höhe der Felsenburg Neurathen eine Stufe übersehen und war gestürzt.

Später rutschte ein 11-jähriger Junge von einem Felsen und verletzte sich dabei den Arm. Als die Bergwacht eintraf, fanden sie ein weiteres 11-jähriges Kind, das sich beim Klettern das Bein verletzte. Am Wochenende zuvor war ein erfahrener Kletterer am Gipfel Eckzahn in einen Felsspalt gefallen.

Das müssen Wanderer wissen

Festes Schuhwerk und eine wettergerechte Kleidung gehören zur Pflichtausrüstung für jeden Wanderer, sagt Markert. Ausreichend Wasser und ein Erste-Hilfe-Kit mit Verbandsmaterial seien ebenfalls zu empfehlen. Rettungsdecken können sowohl helfen, sich warm als auch kühl zu halten.

Zudem ist die goldene Seite der Rettungsdecke auch von weitem gut sichtbar, was den Einsatzkräften hilft, Verletzte aufzuspüren. Eine Wanderkarte kann darüber hinaus Orientierung bieten, wenn das Handy mal ausfallen sollte oder kein Empfang herrscht.

Das Problem des fehlenden Empfangs besteht zum Beispiel in Teilen des Kirnitzschtals, sagt der Notfallsanitäter Christoph Weber, der in Sebnitz die Bereitschaftsbergwacht leitet. Wer nicht mehr weiß, wo er sich befindet und den Notruf kontaktiert, kann sich deswegen an den überall in der Sächsischen Schweiz stehenden Schildern orientieren.

"Wir haben ein Beschilderungssystem, das heißt auf jedem Wanderschild steht ein Zahlencode", sagt Weber. "Mit dem Code weiß die Leitstelle oder die Bergwacht präzise, wo sich die Person befindet." Bei Handy-Empfang lohnt sich die App "SOS-EU-Alp", die in der gesamten EU funktioniert und bei einem Notruf die Standortdaten per GPS-Koordinaten der Rettungsstelle übermittelt.

Sächsische Schweiz nicht unterschätzen

Damit das gar erst nötig ist, können sich Wanderer an Tourismusbüros wenden. Viele bieten Wanderungen mit Kartenmaterial an, die an das jeweilige Fitnesslevel angepasst sind. "Die sächsische Schweiz ist nicht zu unterschätzen. Es hat steile Aufgänge, anspruchsvolle Wanderwege und darauf sollte man sich gut vorbereiten", sagt Weber.

Das bei Urlaubern und Wanderern beliebte Gebirge wird wohl auch in den nächsten Jahren stark frequentiert bleiben. 2010 verzeichneten die ansässigen Hotels dem Tourismusverband Sächsische Schweiz zufolge rund 372.000 Gäste. 2022 waren es 443.000 Gäste, eine Steigerung von 19 Prozent.  

Die sächsische Schweiz ist nicht zu unterschätzen. Es hat steile Aufgänge, anspruchsvolle Wanderwege und darauf sollte man sich gut vorbereiten.

Christoph Weber Notfallsanitäter

Für Landesleiter Hannes Markert liegt der Grund für das größere Touristenaufkommen und damit in mehr Rettungseinsätzen in der veränderten Freizeitgestaltung. "Das Urlaubsverhalten hat sich deutlich dahingehend verlagert, dass man mehr in heimischen Gefilden unterwegs ist", sagt er. Trotz der vielen Einsätze rät Markert aber dazu, die Bergwacht lieber einmal zu oft zu rufen, als die Situation durch einen fehlenden Notruf noch zu verschlimmern.

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MDR (mad)

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