Wintertourismus Pferdekutsche oder Wintersportler: Pisten-Streit auf Skimagistrale in Altenberg
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18. Januar 2024, 12:00 Uhr
Altenberg lebt von Ski-Tourismus und Wintersport. Dafür ist der Skifernweg "Skimagistrale" durchs Naturschutzgebiet am Kahleberg wichtig. Doch um die Nutzung gibt's Streit. Ein Kutschenbetreiber hat einen Abschnitt vom Schnee beräumt, Skiläufer sind sauer. Sachsenforst sagt, Regeln für die Nutzer im Staatswald seien schwierig durchzusetzen. Ein Biathlet-Weltmeister widerspricht: Das Problem gebe es seit 30 Jahren. Nebenan in Tschechien läuft's. Es klappe "überall auf der Welt, nur nicht hier."
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- Ein privater Kutschunternehmer hat mit einer Schneeräum-Aktion die Debatte um die Nutzung eines Skiwanderweges am Kahleberg entfacht.
- Der Staatsbetrieb Sachsenforst sagt, wie schwierig Regeln für die verschiedenen Nutzer im Staatswald seien. Wintersport-Stars wundern sich, sagen: "Es funktioniert überall auf der Welt, nur nicht hier."
- Der Altenberger Bürgermeister will im Frühling alle Seiten an einen Tisch holen.
Am Kahleberg bei Altenberg gibt es seit Längerem einen Konflikt um die Nutzung eines beliebten Skiwanderweges. Nun wurde ein Abschnitt der grenzüberschreitenden "Skimagistrale" von einem ortsansässigen Kutschunternehmer für seine Pferde vom Schnee beräumt - sehr zum Ärger von Skifsportlern.
Kein Schnee, dafür Pferdeäpfel
Die Fotos, die MDR SACHSEN vorliegen, zeigen Pferdeäpfel auf dem Skiwanderweg und eine Pferdekutsche auf Gummireifen. Beides behindere Skiläufer, kritisierte eine Anwohnerin im Gespräch mit MDR SACHSEN.
In die Debatte hat sich auch der frühere Altenberger Bürgermeister und Wintersport-Fan Thomas Kirsten (Freie Wähler) eingeklinkt. Er kommentierte auf Facebook, dass weitere Skiwege wie "die Schneise 30, der K- Flügel, Moorweg und Eva Steig" in den vergangenen Wochen vom Schnee freigeschoben worden seien, ohne dass der Revierförster davon wusste. Kirsten ärgert sich auch über Schneebatzen auf der Loipe.
Kutschunternehmer wollte Pferde bewegen
Den Schnee weggeschoben hat ein privater Fuhrunternehmer. "Ich habe die Waldwege freigeschoben, um die Pferde zu bewegen", räumte Kutschfahrtanbieter René Liebscher aus Zinnwald im Gespräch mit MDR SACHSEN ein. Wegen des Matschwetters vor und nach Weihnachten hätten die Tiere pausieren müssen. "Wir konnten drei Wochen lang kein Geld verdienen", so Liebscher. Inzwischen sieht er seine Schneeschiebe-Aktion als "Fehler".
Das ist die Skimagistrale im Erzgebirge
- Auf der Skimagistrale Erzgebirge - Krušné hory kann man von Schöneck (Vogtland) bis nach Altenberg im Osterzgebirge bis zu 200 Kilometer auf Langlaufski zurücklegen.
- Die meist als "SM" ausgeschilderte Strecke führt entlang der deutsch-tschechischen Grenze, teils über sehr gut präparierte Loipen.
Alpenverein e.V., www.alpenvereinaktiv.com, www.wintersport-im-erzgebirge.de
Sachsenforst: Unterschiedliche Interessen schwer zu vereinen
Zuständig für das Gebiet ist der Staatsbetrieb Sachsenforst. "Die Staatswaldflächen am Kahleberg werden sehr intensiv touristisch sowie für individuelle und organisierte Erholungszwecke genutzt", sagte Sachsenforst-Sprecher Renke Coordes MDR SACHSEN. Mit diversen Akteuren bestünden Nutzungsvereinbarungen . Die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Nutzer von Erholung, über Naturschutz bis hin zur Rohstoffnutzung des Waldes seien jedoch teilweise nicht oder nicht vollständig vereinbar.
Die Abstimmung der Regeln sei aufwändig. "Gegenseitige Rücksichtnahme auf die jeweils anderen Bedürfnisse ist aber Voraussetzung für eine gemeinsame Lösung", betonte Coordes. So müssten die Wegeabschnitte trotz aller Entflechtungsbemühungen im Winter von unterschiedlichen Gruppen genutzt werden, darunter durch Skiläufer, Rodler und auch Pferdeschlitten.
Sachsenforst mahnt Fuhrunternehmer ab
Laut Coordes besteht auch mit Kutscher Liebscher ein Gestattungsvertrag zur Wegenutzung im Staatswald für Pferdewagen und bei Schnee auch für Pferdeschlitten. Die eigenständige Schneeräumung auf Waldwegen oder das Entfernen von Loipen durch den Kutschenunternehmer sei kein Bestandteil des Vertrages.
Nach Bekanntwerden des Vorfalls habe Sachsenforst den Unternehmer schriftlich ermahnt, die vertragswidrigen Maßnahmen zu unterlassen. "Die dadurch eingetretenen Einschränkungen von anderen berechtigten Erholungsnutzungen werden von unserer Seite bedauert", so der Sachsenforst-Sprecher.
Die Wegeabschnitte müssen – trotz aller Entflechtungsbemühungen – im Winter von unterschiedlichen Gruppen genutzt werden, unter anderen durch Skiläufer wie auch Pferdeschlitten.
Ex-Biathlet Beer: "Funktioniert überall, nur nicht hier"
Das Problem an der Skimagistrale besteht laut Biathlon-Weltmeister und Pensionsbetreiber Manfred Beer aus Zinnwald schon seit 30 Jahren, besonders auf einem etwa 500 Meter langen Abschnitt. Im Gespräch mit MDR SACHSEN schlug er dort eine Entkopplung der Nutzerströme vor. "Die Skifahrer rechts, die Fußgänger und die Kutsche links. So funktioniert es überall auf der Welt, nur nicht hier." Er würde seine Gäste auf die tschechische Seite des Skiweges schicken: "Dort funktioniert es wunderbar."
Altenberger Bürgermeister setzt auf Dialog
Der Altenberger Bürgermeister Markus Wiesenberg (CDU) will die Wogen glätten. Man führe keinen Streit. "Die Loipe war auch schon, bevor der Weg freigeräumt wurde, nicht mehr in einem guten Zustand", sagte er MDR SACHSEN. Man warte zur Zeit dringend auf Neuschnee, um die Loipe wieder befahrbar zu machen. Wiesenberg zufolge werde der Pferdemist durch Kutschunternehmen zu 99 Prozent direkt weggeräumt. Bei Problemen genüge ein Anruf bei dem Unternehmen und es werde sich dem angenommen.
Der Altenberger Bürgermeister setzt zudem auf einen Dialog: "Im Frühjahr wollen wir einen gemeinsamen Termin mit beiden Seiten durchführen, um die Nutzung der 'Schneise 30' durch Wanderer, Skifahrer und Kutschunternehmen noch zu optimieren". Schon jetzt fahre die Stadt für den Skitourismus mit bis zu drei Pistenbullys die Loipen auf und mache dafür Werbung in den Sozialen Medien.
MDR (wim)