Fremdenfeindlichkeit Nach Angriff auf Geflüchtete in Sebnitz erster Tatverdächtiger ermittelt
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24. Juli 2023, 19:29 Uhr
Maskierte Männer haben sich in Sebnitz gewaltsam Zutritt zu einem Wohnhaus verschafft, in dem Geflüchtete wohnen. Im Hausflur griffen sie Bewohner an. Der Staatsschutz ermittelt.
- Zwei maskierte Männer sind in ein Wohnhaus eingedrungen und haben Geflüchtete angegriffen.
- Ein Handyvideo führt die Polizei zum mutmaßlichen Täter. Nach seinem Komplizen wird gefahndet.
- Ermittelt wird wegen Körperverletzung, Beleidung und Hausfriedensbruch.
Der Vorfall ereignete sich am späten Sonnabend in einem Altbau mitten in Sebnitz. Seine Familie war in der Wohnung, als sie gegen 22:30 Uhr unten am Haus Lärm hörten, berichtet der zwölfjährige Achmed MDR SACHSEN. Sein 18 Jahre alter Bruder sei zuerst unten im Hausflur nachschauen gegangen. "Da waren vier Leute, zwei waren maskiert, zwei ohne Masken", berichtet der Junge. "Mein großer Bruder wurde geschlagen und verletzt. Es war sehr schlimm."
Mein großer Bruder wurde geschlagen und verletzt. Es war sehr schlimm.
Laut Zeugenprotokoll der Polizei befanden sich zunächst vier Leute vor dem Haus an der Langen Straße. Zwei Maskierte verschafften sich über die Hintertür Zugang zum Hausflur. Sie drückten dort den 18-Jährigen an die Wand und verletzten ihn dabei, berichtet Polizeisprecher Marko Laske.
Als der 16 Jahre alte Bruder die Treppe herunterkam, warfen die Männer außerdem Gegenstände auf die beiden Afghanen und beleidigten sie rassistisch. Als weitere Nachbarn auf den Tumult aufmerksam wurden, flüchteten die Täter.
Achmed erzählt, dass sein Bruder an demselben Abend einige Stunden früher am Busbahnhof als "Scheiß Kanake" und anderes von zwei Leuten beleidigt worden war und nach ihm gespuckt wurde. Er schätzt, dass es sich um dieselben Personen handelt. "Ich hoffe, die werden gefangen."
Ein Tatverdächtiger ermittelt, Fahndung nach Komplizen läuft
Diesbezüglich konnte der Staatsschutz der Dresdner Polizei am Montag einen ersten Erfolg melden. Ein Tatverdächtiger sei ermittelt. Wie die Polizei mitteilte, handelt es sich um einen 20-jährigen Deutschen. Er stehe im Verdacht, am Sonnabend mit einer Sturmhaube maskiert in das Haus an der Langen Straße eingedrungen zu sein. Im Flur soll er zwei Hausbewohner afghanischer Herkunft im Alter von 16 und 18 Jahren mit einer Stange attackiert haben. Zudem soll er fremdenfeindliche Parolen gerufen haben.
Der 20-Jährige geriet aufgrund einer markanten Personenbeschreibung sowie eines Videos der Tat ins Visier der Ermittler. Sonntagabend durchsuchten die Beamten auf Grundlage eines richterlichen Beschlusses seine Wohnung in Sebnitz. Dabei stellten die Ermittler verschiedene Beweismittel sicher. Gegen den Tatverdächtigen wird unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung sowie Hausfriedensbruch ermittelt.
Nach seinem Komplizen wird noch gefahndet. Weiterhin prüft die Kriminalpolizei die Tatbeteiligungen zweier weiterer Männer, die sich vor dem Haus aufhielten.
Polizei ermittelt auch wegen Volksverhetzung
Wegen der Beleidigungen gegenüber dem 18-Jährigen Afghanen am Busbahnhof hat die Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung eingeleitet. Ob die zwei Straftaten im Zusammenhang stehen, sei Gegenstand der Ermittlungen.
MDR (mf/ama)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 24. Juli 2023 | 19:00 Uhr