Ein Mann steht mit Gitarre auf einer Bühne vor einem Live-Publikum.
Der englische Singer Frank Turner spielt im Leipziger Club "Werk 2". Bildrechte: IMAGO / Christian Grube

Sachsens Clubszene Musik-Clubs in Sachsen fordern Geld zum Überleben

19. Januar 2024, 16:53 Uhr

Die Lage der sächsischen Livemusikspielstätten spitzt sich zu. Viele stehen vor existenzbedrohenden Herausforderungen: Im Zuge der Energiekrise sind die Betriebskosten stark gestiegen, das Publikum ist wegen deutlich gestiegener Kosten auch noch nicht zurück in den Clubs, die vor allem für musikalischen Nachwuchs auf und vor der Bühne sorgen sollen. Einige Clubs sprachen bereits öffentlich über ihre finanzielle Situation. Nun hat die Live Initiative Sachsen ein Forderungspapier veröffentlicht.

  • Die Clubbetreiber fordern ein Soforthilfeprogramm.
  • Grund ist die schlechte finanzielle Lage durch Corona, Inflation und steigende Kosten.
  • In einem Forderungspapier bezeichnet sich die Clubszene als Ort der Nachwuchsförderung.

Die Clubszene fordert ein Soforthilfeprogramm für Clubs und Livemusikspielstätten in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das schreibt die Live Initiative Sachsen in einem Forderungspapier. Zudem fordert LISA Subventionen auch schon für die kommenden Jahre. Auch die Clubszene brauche Planungssicherheit. Darüber hinaus verlangen die Initiatoren die längst überfällige Anerkennung von Clubs als kulturelle Einrichtungen.

In dem Forderungspapier bezeichnet die Live Initiative Sachsen die Lage einiger sächsischer Clubs und Live-Musik-Spielstätten als dramatisch. Einige Clubs stehen vor dem Aus, wie beispielsweise das Objekt Klein A in Dresden. Die LISA erhofft sich von dem Appell neben der Anerkennung der Clubs als Kulturstätten vor allem finanzielle Unterstützung und Planungssicherheit. Das sächsische Ministerium registrierte das Papier und stimmte einer Terminabsprache zu.

Gebeutelt durch Corona, Inflation und fehlende Gäste

In dieser schweren Lage sind die Clubs in den Zentren Leipzig, Chemnitz und Dresden, aber auch in der Fläche aus vielen Gründen. Neben Corona-Hilfegeld-Rückzahlungen plagen die Betreiber gestiegene Betriebs- und Personalkosten. Beim Publikum sorgt die Inflation für einen deutlich eingeschränkten finanziellen Spielraum, die Besucher fehlen. Zudem bekämen die Künstlerinnen und Künstler mehr Geld, denn auch deren Kosten seien ja gestiegen, sagt Katrin Gruel, Mitunterzeichnerin des Forderungspapiers und Eventmanagerin des Werk 2 in Leipzig.

Es geht darum, dass Live-Musik passiert, dass man keine CDs auflegt oder eine Spotify-Liste abspielt.

Katrin Gruel, Geschäftsführerin des Werk 2 in Leipzig

Von der Krise sind alle Clubs in Sachsen mehr oder weniger betroffen. Betroffen sind daher auch Akteure aller Musikrichtungen. Von Elektro über Jazz bis hin zur Klassik. Gerade Nachwuchskünstlerinnen und -künstler machen erste Liveerfahrungen auf kleinen Bühnen und können sich dort ausprobieren. Die sächsische Clubszene mit rund 50 Clubs versteht sich darüber hinaus als geschützter Raum, "in dem jeder individuell seine musikalischen und auch sonstigen Vorlieben praktizieren und ausleben kann, ohne sich dabei beobachtet zu fühlen oder angegriffen zu werden", sagt Katrin Gruel.

Musikclubs als Nachwuchsförderung vor und auf der Bühne   

Bitter für die Akteure: Während Musik-Clubs nicht als Kulturorte gelten, werden Theater und Orchester großzügig subventioniert. Dabei sei die Club-Kultur unersetzbar. Sie biete nicht nur Musik, so Katrin Gruel. Clubs seien auch soziale und demokratische Orte.

Viele Live-Musikstätten würden von Ehrenamtlern mit viel Idealismus betrieben. Diese müssten geschult werden, um ihr Engagement beständiger zu machen. Deshalb, so Gruel, flössen zusätzliche Einnahmen wie etwa aus dem Leipziger "Club-Euro" fast ausschließlich in die Organisationsstruktur. Über den Club-Euro sind in Leipzig in den vergangenen Monaten rund 27.500 Euro zusammengekommen.

   

Quellen: MDR KULTUR (Anne Sailer)

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 19. Januar 2024 | 16:10 Uhr

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