Schleichender Prozess Dermatologe aus Crimmitschau: Zu viel Sorglosigkeit beim Thema Hautkrebs

20. August 2023, 08:00 Uhr

Der Sachse liebt das Reisen sehr - doch oft ist er da scheinbar zu sorglos unterwegs. Denn die Rechnung kommt meist viele Jahre später: Hautkrebs. Seit Jahren wird die Diagnose schwarzer oder heller Hautkrebs in Sachsen immer häufiger gestellt. Immerhin nehmen die Menschen im Freistaat verstärkt das Angebot der Früherkennung wahr. Doch auch da ist Luft nach oben. Ein Hautarzt aus Crimmitschau rät zu mehr Vorsicht.

  • Der Zwickauer Rentner Klaus-Peter Schöne reist gern in den Süden. Dass er dabei auf Sonnenschutz verzichtet hat, rächt sich jetzt.
  • Die Eintragungen im sächsischen Krebsregister zeigen eine Tendenz nach oben bei den gemeldeten Neuerkrankungen von schwarzem Hautkrebs.
  • Der Crimmitschauer Dermatologe Karsten Pfennig beobachtet, dass die Sorglosigkeit bei vielen Menschen noch groß ist.

Auf dem linken Schulterblatt von Klaus-Peter Schöne wurde im Frühjahr 2022 von seinem Hautarzt Dr. Karsten Pfennig schwarzer Hautkrebs diagnostiziert und zeitnah operiert. Der vitale Rentner aus Zwickau ist nach der Wende oft und gerne in südliche Länder gereist und hat es dabei mit dem Schutz vor der Sonne nicht so genau genommen. "Das Eincremen war nicht so mein Ding", räumt der 68-Jährige heute ein.

Knapp 2.000 neue Hautkrebsfälle im Jahr 2020

Klaus-Peter Schöne ist einer von hunderten Sachsen, bei denen pro Jahr schwarzer Hautkrebs diagnostiziert wird. Wie hoch die Zahl tatsächlich ist, lässt sich nicht so eindeutig sagen. Denn die Krankenkassen legen dazu ganz unterschiedliche Zahlen vor, wie eine Anfrage von MDR SACHSEN ergeben hat.

Das resultiere vermutlich aus den verschiedenen Berufsgruppen und der Altersstruktur der jeweiligen Krankenkasse, sagt Dr. Daniela Piontek vom Krebsregister Sachsen. Im Krebsregister Sachsen, das dem sächsischen Gesundheitsministerium unterstellt und an die Landesärztekammer gekoppelt ist, wurde im Zeitraum zwischen 2011 und 2020 bei schwarzem Hautkrebs einen Anstieg von 38 Prozent registriert. In absoluten Zahlen bedeutet das für das Jahr 2020: Es wurden 1.882 Neuerkrankungen registriert, davon 851 bei Frauen und 1.031 bei Männern.

Sächsisches Krebsregister Im sächsischen Krebsregister laufen die Daten der gemeldeten Tumorerkrankungen zusammen. Dafür wurde eine gemeinsame Datenbank mit den vier klinischen Krebsregistern in Dresden, Chemnitz, Zwickau und Leipzig geschaffen, deren Fusion im Mai 2023 abgeschlossen wurde. Dadurch sollen sachsenweite Auswertungen künftig leichter und schneller werden. Ziel sei es, mit den gewonnen Erkenntnissen den Kampf gegen Krebs zu verbessern und Patienten bestmöglich zu versorgen.

Hautarzt aus Crimmitschau: Zu wenige kommen zur Früherkennung

Einen Grund für den Anstieg vermuten Mediziner darin, dass die Menschen im Freistaat gesetzliche Früherkennungsuntersuchungen ernster nehmen und damit mehr Fälle von Hautkrebs erkannt werden. So zeigen Zahlen der Techniker Krankenkasse (TK) und der Barmer, dass in Sachsen rund elf Prozent diese Untersuchungen nutzen, etwas mehr als im Bundesdurchschnitt. Das bestätigt auch der behandelnde Crimmitschauer Dermatologe Dr. Karsten Pfennig: "Die Leute kommen gerne und regelmäßig zu den Untersuchungen in die Praxis, aber es sind trotzdem noch zu wenige."

Und er warnt: Die Menschen unterschätzten die Sonne und die Quittung dafür bekämen sie erst viele Jahre später, sagt der Mediziner weiter. Die meisten Fälle von schwarzem Hautkrebs gibt es in der Altersgruppe zwischen 75 bis 79 Jahren. Die große Zeitspanne zwischen Entstehung und Ausbruch der Krankheit würde viele Menschen zur Sorglosigkeit verleiten, fügt der Hautarzt hinzu. Die Vorsorgeuntersuchungen seien wichtig und können Leben retten. Seit 2001 sind laut Statistischem Bundesamt die Todesfälle durch Hautkrebs, trotz immer besserer Medikamente, bundesweit um 55 Prozent gestiegen.

Schutz gegen Hautkrebs Haut langsam an die Sonnenbestrahlung gewöhnen.
In den ersten Urlaubstagen Schatten suchen.
Nicht in den Mittagsstunden in der Sonne aufhalten.
Länge des Sonnenbades nach Hauttyp richten.
Sonnenschutz durch Kleidung, Hut und Sonnenbrille.
Nicht bedeckte Hautpartien mit Sonnenschutzmitteln schützen. Quelle: Strahlenschutzkommission

Anspruch auf Hautkrebs-Check ab 35 Jahre

Frauen haben Statistiken zufolge bis 55 Jahre ein höheres Risiko an Hautkrebs zu erkranken als Männer. Mit fortschreitendem Alter kehrt sich dieser Trend um. Das belegt auch das sächsische Krebsregister. Ab dem Alter von 35 Jahren haben gesetzlich Krankenversicherte alle zwei Jahre Anspruch auf einen kostenlosen Hautkrebs-Check. Dabei müssen Patientinnen und Patienten allerdings Geduld mitbringen. Denn die Wartelisten für den Hautcheck sind in vielen Praxen lang.

Verändertes Freizeitverhalten mit Outdoor-Aktivitäten, mehr Reisen in südliche Länder und der Besuch von Sonnenstudios - all das sind Faktoren, die die Bildung von schwarzem Hautkrebs begünstigen können. Klaus-Peter Schöne ist vorsichtiger geworden. Er geht halbjährlich zur Nachuntersuchung zu seinem Hautarzt. Und er achtet jetzt bei der sommerlichen Gartenarbeit oder anderen Aktivitäten im Freien auf die richtige Kleidung und die Benutzung von Sonnencreme. Erst nach drei Jahren ohne neue Befunde gilt er aus medizinischer Sicht als genesen. Auf Reisen in südliche Gefilde will der unternehmungslustige Sachse aber nicht verzichten.

Heller Hautkrebs als Berufskrankheit anerkannt Für bestimmte Berufsgruppen wie beispielsweise Dachdecker, Straßenbauer, Landwirte oder Gärtner ist der helle Hautkrebs seit 2015 als Berufskrankheit anerkannt. Im Jahr 2022 war diese Hautkrebs-Variante die zweithäufigste angezeigte Berufskrankheit bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau), sagte auf Anfrage deren Pressesprecherin Susanne Diehr. Besonders betroffen seien Beschäftigte aus dem Hoch- , Straßen- und Gerüstbau, der Glas- und Fassadenreinigung sowie dem Dachdecker- und Zimmererhandwerk. Mit UV-Aktionstagen unter dem Motto "Rette deine Haut" versucht die BG Bau in acht überbetrieblichen Ausbildungszentren der Bauwirtschaft in ganz Deutschland vor allem Berufseinsteiger für dieses Thema zu sensibilisieren.

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