Kündigung Planer für das Gefängnis in Zwickau wehrt sich gegen Vorwürfe
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19. Oktober 2023, 21:09 Uhr
Das geplante Großgefängnis für Thüringen und Sachsen in Zwickau wird zum Millionengrab. Schon jetzt haben sich die Baukosten gegenüber der ursprünglichen Planung auf 300 Millionen Euro verdoppelt. Gleichzeitig verschiebt sich die Fertigstellung. Nach seiner Kündigung wehrt sich jetzt der Generalplaner.
- Der Generalplaner der JVA Zwickau weist Vorwürfe wegen mangelnder Leistung zurück.
- Das Land Sachsen wollte mit der Kündigung Schaden vom Bau abwenden.
- Planer sieht schon bei der Auswahl des Baugrundstücks Fehler beim Land Sachsen.
Nach der Kündigung des bisherigen Generalplaners für den Gefängnisneubau in Zwickau hat der jetzt mit Unverständnis reagiert. Durch die Entlassung des gesamten Teams werde dem Projekt das komplette Know-How entzogen, teilte die "Frick Krüger Nusser Plan2 GmbH" mit Sitz in München am Dienstag mit.
Wie bei anderen Großprojekten der öffentlichen Hand in der Vergangenheit zeichne sich damit eine bedauerliche Wiederholung der Fehler ab, so der Vorwurf.
Land Sachsen wollte weiteren Schaden abwenden
Das Land Sachsen als Bauherr hatte dem Generalplaner gekündigt, um weiteren Schaden von dem Vorhaben abzuwenden. Als Begründung gab der Staatsbetrieb Immobilien- und Baumanagement (SIB) an, es gebe eine "zunehmend mangelhafte Leistungserbringung".
Generalplaner sieht Fehler beim Land Sachsen
Den Vorwurf wies das Münchner Architektur- und Planungsbüro zurück. Stattdessen sieht es sich als ein "Bauernopfer zur Verschleierung von eigenen Verfehlungen". Axel Krüger, einer der Geschäftsführer des Planungsbüros, rechnet mit einem juristischen Nachspiel der Kündigung. "Wir werden mit Sicherheit vom Bauherrn mit Schadensersatzforderungen überzogen." Auch das Planungsbüro werde seine Forderungen natürlich zusammenstellen. "Es ist also ein jahrelanger Rechtsstreit zu erwarten", sagte Krüger MDR SACHSEN.
Es ist ein jahrelanger Rechtsstreit zu erwarten.
Allein die Wahl des Baugrundstücks sei eine sehr schlechte Entscheidung des Bauherrn gewesen, erklärte der gekündigte Generalplaner. Die Beräumung und Entseuchung des Bodens in dem ehemaligen Lokomotiven-Ausbesserungsgelände hätte bereits zu Beginn des Vorhabens mehr als 30 Millionen Euro verschlungen. Durch immer neue Altlastenfunde sei das Bauprojekt bis zuletzt kostentechnisch und terminlich schwer beeinträchtigt gewesen.
Fertigstellung verschiebt sich weiter
Zuletzt war die Inbetriebnahme für Anfang 2025 geplant worden. Durch die Kündigung des Generalplaners verschiebt sich die Eröffnung des neuen Großgefängnisses in Zwickau nun auf unbestimmte Zeit. Der Zeitpunkt der Inbetriebnahme könne erst nach Erstellung eines neuen Bauablaufplans eingeschätzt werden, hieß es aus dem SIB.
Ursprünglich sollten bereits 2019 die ersten Häftlinge in das neue XXL-Gefängnis mit Platz für bis zu 820 Gefangene einziehen.
Zugleich wird der Bau für die Länder Sachsen und Thüringen nach der Kündigung des Generalplaners offensichtlich noch teurer. Bis jetzt war von rund 303 Millionen Euro die Rede - mehr als doppelt so viel wie zu Beginn der Planungen.
In der kommenden Woche will sich deshalb auch der Haushalts- und Finanzausschuss des Sächsischen Landtages mit diesem Thema befassen.
MDR (tfr)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 16. Oktober 2023 | 17:30 Uhr