Geologie Zwei Schwarmbeben gleichzeitig im Vogtland
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07. Januar 2021, 12:13 Uhr
Im Vogtland sind seit Mitte Dezember zwei Erdbebenherde gleichzeitig aktiv. Das teilte das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit. Bereits seit dem 16. Dezember 2020 wird ein Erdbebenschwarm im Vogtland analysiert. Der Herd des Bebens liegt fünf Kilometer östlich von Bad Brambach im Gebiet Luby in Tschechien. Dieses Schwarmbeben hatte seinen bisherigen Höhepunkt am 4. Adventswochenende. Damals wurden zehn Erdbeben mit einer Lokalmagnitude größer als 2,0 auf der Richterskala registriert. Ab dieser Magnitude können Beben von Menschen wahrgenommen werden, ordnete das LfULG die Werte ein. Die stärksten Beben des Schwarms mit einer Magnitude von 2,6 auf der Richterskala seien bis in Orte des Erzgebirges bemerkt worden, beispielsweise im 50 Kilometer entfernten Grünhain-Beierfeld.
Erstmals Erdbebenschwarm südöstlich von Oelsnitz
Seit dem 22. Dezember 2020 ist ein weiteres Herdgebiet auf deutscher Seite aktiv. Südwestlich von Oelsnitz im Vogtland nahe der Ortschaft Triebel wurden dutzende weitere Beben ausgewertet. "Dieses Gebiet war bisher nur vereinzelt von kleinen Erdbeben betroffen. Damit handelt es sich um den ersten Erdbebenschwarm in dieser Region", sagte Landesamtssprecherin Karin Bernhard. Das stärkste Erdbeben wurde am 22. Dezember 2020 kurz nach 13 Uhr mit einer Magnitude von 2,3 auf der Richterskala ermittelt. Dieser Schwarm sei mit schwächeren Beben noch aktiv und werde weiter beobachtet. Ein erneuter Anstieg der Magnituden könne derzeit nicht ausgeschlossen werden.
Schwarmbeben im Vogtland?
- Schwarmbeben treten im Vogtland immer wieder auf. Dabei kommt es in kürzester Zeit zu vielen kleinen Erdstößen im gleichen Herdgebiet, oft werden über Tage oder Wochen hinweg hunderte Erdbeben gemessen.
- Dass aktuell zwei Herdgebiete gleichzeitig aktiv sind, gilt als Besonderheit. Die Distanz zwischen den beiden Erdbebenherden beträgt rund 20 Kilometer. Experten beobachten seit mehreren Jahren ein erhöhtes Auftreten von Erdbebenschwärmen in dieser Region. Pfingsten 2019 wurden beispielsweise 100 Erdstöße gezählt.
Quelle: Landesamt für Geologie
Die meisten Erdbeben spürten Vogtländer nicht
Der Geophysiker Lutz Sonnabend hat für das Landesamt für Geologie bislang 250 Erdbeben der aktuellen beiden Erdbebenherde ausgewertet. "Der Großteil dieser 250 Beben war für die Menschen nicht spürbar", sagte er MDR SACHSEN. Ab einer Magnitude von 4,0 müssten Menschen in den betroffenen Regionen mit leichten Schäden oder kleinen rissen in Bauwerken rechnen. Aber: "Das hat es in den vergangenen 20 Jahren nur ein oder zwei Mal gegeben. Es kommt auch immer darauf an, in welchem Bauzustand ein Gebäude ist", meinte Sonnabend.
Erloschene Vulkane als Ursache vermutet
Die Menschen im Vogtland und in Nordwest-Böhmen kennen Schwarmbeben seit Jahrhunderten. Wissenschaftler verfassten vor etwa 120 Jahren die ersten Abhandlungen zu dem Phänomen. Die Erdbebengefährdung in Deutschland ist im globalen Vergleich zwar relativ gering, aber nicht vernachlässigbar, sagen Forscher des Helmholtz-Instituts. Als Ursache wird die vulkanische Vergangenheit der Region vermutet. Auch wenn die beiden Vulkane auf tschechischer Seite, Komorní hůrka (Kammerbühl) und Železná hůrka (Eisenbühl), schon vor mehreren hunderttausend Jahren erloschen sind.
Die gängige Theorie ist, dass es da einen Magma-Körper gibt. Der allerdings sehr tief liegt, in 30 Kilometer Tiefe.
Laut Lutz Sonnabend vom Landesamt für Geologie in Sachsen handelt es sich um eine vermutlich fünf bis zehn Kilometer breite Magmakammer, die sich tief in der Erde zwischen Erdkruste und Erdmantel befindet. Aus dieser Kammer entsteige Kohlendioxid. Die Thermalwasseraufstiege im Vogtland und auf böhmischer Seite seien ein Zeugnis dieser Entgasungen.
Quelle: MDR/kk
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 07.01.2021 | 11:30 Uhr in den regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz
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