Kulturhauptstadt Oederan: Geschweißter Engel bekommt Bergmann zur Gesellschaft
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20. April 2024, 05:00 Uhr
Ein bisschen einsam war es ihm schon, dem großen Weihnachtsengel aus geschweißtem Stahl, der seit 2022 in der Weihnachtszeit in Oederan zu sehen war. Oederaner hatten ihn seinerzeit bei einem Workshop selbst zusammengeschweißt. Jetzt kommt auf vielfachen Wunsch der Einwohner ein erzgebirgischer Bergmann dazu.
Seit zwei Jahren leuchtet in der Weihnachtszeit ein 2,5 Meter großer Engel aus Stahlgeflecht in Oederan. Entstanden war er bei einem Schweißer-Workshop der Volkskunstschule der Stadt, sagt Marco Metzler vom Stadtmarketing Oederan. "Der Engel ist damals so gut angekommen, dass mehrere Einwohner gesagt haben, sie würden sogar etwas Geld spenden, wenn ihr zu dem Engel - wie es sich im Erzgebirge gehört - einen Bergmann baut."
Die 7.500 Euro, die der Bergmann kostet, trage zur Hälfte die Stadt, sagt Metzler. "Dann haben wir einen Antrag gestellt bei der Kulturhauptstadt über kleine, feine Projekte." Da seien weitere 1.500 Euro bewilligt worden. "Dann sind wir auf das Angebot der Einwohner zurückgekommen und haben einen Spendenaufruf gemacht. Die Spendengelder sind relativ schnell eingegangen."
Workshop bringt Metaller zusammen
Nun muss der Bergmann "nur" noch Form annehmen. Auch hier packen die Oederaner wieder selbst an, sagt Metzler. "Wir haben die Volkskunstschule in der Stadt, die gewöhnlich Kurse mit Menschen machen, die uns zum Teil auch ein bisschen in der Stadt voranbringen." Dem Aufruf, bei einem Schweißer-Workshop in einer Fachwerkstatt diesen Bergmann zu bauen, seien sofort Leute gefolgt.
Kunst kommt von können
Der künstlerische Entwurf für den Bergmann stammt von Rolf Büttner, dem Leiter der Volksunstschule Oederan. Er äußert sich bescheiden: "Die Formen der Figuren sind ja traditionell erzgebirgische Formen von gedrechselten Figuren." Aus den Details, die ihm gefallen hätten, wären dann die Entwürfe der beiden Figuren entstanden. "Ich hatte sozusagen viele Vorarbeiter", lacht Büttner.
"Die gedrechselte Arbeit als geschweißte Metallarbeit umzusetzen, das ist genau das Thema und mit den Fachleuten in der Werkstatt geht das wunderbar." Es ginge ja nicht darum, einen Entwurf irgendwo in einer Werkstatt fertigen zu lassen. "Es geht darum, dass wir Leute aktivieren, ihre Fähigkeiten für die Stadt einzusetzen."
Es geht darum, dass wir Leute aktivieren, ihre Fähigkeiten für die Stadt einzusetzen.
Lernen und gleichzeitig etwas für die Stadt tun
Steffel Robel hat schon am Oederaner Engel mitgearbeitet, bringt also Erfahrung mit. "Der Engel ist sehr schön geworden. Und nun wollen wir den passenden Bergmann dazu kreieren."
Gleichzeitig könne er dabei seine handwerklichen Fähigkeiten wieder aus der Versenkung holen. Ein "Metaller" sei er eigentlich nicht. "Ich bin, sagen wir mal, handwerklich nicht unbegabt." Hier könne er Fähigkeiten wie das Schweißen, das man im privaten Bereich nicht so oft brauche, wieder auffrischen. "Das Schönste ist für einen Handwerker, wenn ein fertiges Produkt dasteht, das gelungen ist."
Das fertige Produkt, also der Bergmann, wird in einigen Wochen fertig sein. Die Oederaner müssen sich noch etwas gedulden, bis sie Engel und Bergmann gemeinsam bewundern können. Sie sollen in der Vorweihnachtszeit gemeinsam in der Stadt aufgestellt werden.
MDR (tfr/koh)