19.06.2020 | 17:06 Uhr Digitalisierung in der Kleinstadt: Wie Künstler helfen, Augustusburg zu digitalisieren
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19. Juni 2020, 17:06 Uhr
Bei Fortschritt und Digitalisierung denken die meisten Menschen zuerst an Großstädte. Dass sich im ländlichen Raum viel bewegen kann, beweist Augustusburg in Mittelsachsen. Dort gibt es neben einem in den sozialen Medien aktiven Bürgermeister auch eine Bürger-App und drei Künstlerinnen und Künstler, die die Digitalisierung vorantreiben.
"Entwicklerin für digitale Medien". Diese Berufsbezeichnung darf Danielle Tändler seit dem 1. April in Augustusburg führen. Zusammen mit zwei anderen Künstlerinnen und Künstlern hilft sie, für sechs Monate dabei digitale Konzepte für die mittelsächsische Kleinstadt zu entwickeln.
Die Teilnahme am Leben der Stadt Augustusburg gehört zu ihrer Jobbeschreibung. "Es sollen nicht einfach tolle digitale Konzepte entwickelt werden, die dann keiner nutzt", erzählt sie. "Es soll dabei um eine direkte Orientierung an der Lebenswelt der Menschen gehen."
Digitale Selbsthilfegruppe in Augustusburg
So hat Tändler zum Beispiel eine Gruppe für Augustusburger ins Leben gerufen, die nicht besonders technikaffin sind. Hier können sie Fragen stellen und sich austauschen. "Das Ziel ist es, dass es eine Art digitale Selbsthilfegruppe wird", so Tändler. Am Ende sollen sich die Mitglieder gegenseitig helfen können, ohne dass Tändler selbst noch nötig ist.
"Da der Bürgermeister in den letzten Jahren schon viel digital gemacht hat, ist das Thema schon ein bisschen angekommen", so die Künstlerin. Das nehme aber nicht alle Menschen mit. "Es sollte immer ein zusätzliches Angebot sein und der persönliche Kontakt weiterhin vorhanden sein", sagt Tändler.
Kleinster Coworking Space Deutschlands
Für den persönlichen Kontakt richtet die Stadt gerade den "kleinsten Coworking Space Deutschlands" ein, so Tändler. Ab Ende Juni können die drei Schreibtische gebucht werden. Die Nachfrage sei bereits da. Zusätzlich soll es Vereinen möglich sein, den Raum abends kostenfrei zu nutzen. Der Bürgermeister geht mit guten Beispiel voran und ist bereits an einigen Tagen in der Woche an einem der Schreibtische beim Arbeiten anzutreffen.
Auch Seraina Leuenberger ist für sechs Monate in Augustusburg. Sie ist die "Stadtschreiberin". Ursprünglich wollte sie mit Zeitzeugen sprechen und diese Gespräche digital in ihrem Stadtblog aufbereiten. Durch Corona ist das jedoch nicht möglich. Daher hat sie sich auf historische Figuren fokussiert.
Digitale Stadtschreiberin widmet sich historischen Figuren
"Ich habe zum Beispiel etwas über 'Prinz Lieschen' herausgefunden, eine Betrügerin, die sich hier als Thronerbe ausgegeben hat", erzählt sie. Darüber schrieb sie eine mehrteilige Onlinegeschichte und möchte auch Aktionen in der anlogen Welt umsetzen. "Ich denke da zum Beispiel an Postkarten oder Flaschenpost", so Leuenberger.
Sie möchte durch Dinge, die die Menschen interessieren, motivieren, sich mit dem Internet zu beschäftigen. Die Stadt habe viel Potenzial und könne zeigen, was im ländlichen Raum möglich ist.
Stadt-App zur Bürgerinformation
Ende März hat die Stadt Augustusburg eine eigene App freigeschaltet. Sie soll einerseits informieren, andererseits aber auch den Austausch der Bürger untereinander ermöglichen. Der Vorteil sei, dass der registrierte Nutzer nach seinen voreingestellten Interessen eine Benachrichtigungs-E-Mail über neue Inhalte bekomme.
"In der App herrscht ein ganz anderer Umgangston als in anderen sozialen Medien", so Leuenberger. "Es ist persönlicher und eher wie der Schwatz über den Gartenzaun, aber über alle Stadtteile hinweg."
Quelle: MDR/al
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 19.06.2020 | 09:30 Uhr in den Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz