Zivilgesellschaft Omas gegen Rechts: Zu Besuch bei der Ortsgruppe Döbeln
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13. Juli 2024, 05:00 Uhr
Anfang des Jahres sind viele Menschen gegen Rechts auf die Straßen gegangen. Auch die "Omas gegen Rechts" waren in dieser Zeit sehr aktiv und haben viele neue Mitglieder gewonnen. Im sächsischen Döbeln hat sich sogar eine Ortsgruppe ganz neu gegründet. Mittlerweile sind sie rund 40 Personen.
- Die Omas gegen Rechts in Döbeln wollen nicht, dass rechte Politik noch stärker wird.
- Ihr Engagement trifft auch auf Unverständnis.
- Die Ortsgruppe der Omas gegen Rechts hat sich in Döbeln Anfang Januar gegründet.
Ines Stefanowsky steht auf dem Obermarkt in Döbeln hinter einem Mikrofon. Sie hat feuerrote Haare und auf ihrem schwarzen Kleid sticht ein weißer Anstecker hervor mit der Aufschrift: Omas gegen Rechts. Vor ihr stehen in etwa 150 Menschen und hören ihr zu. "Für viele sind die Omas gegen Rechts nur ein paar alte Damen, die Kuchen und Kekse backen und nebenbei noch ein bisschen politisch aktiv sind. Aber ganz ehrlich Omas, sehen wir so aus?"
"Wir möchten nicht, dass die rechte Politik stärker wird"
Gemeinsam mit dem Bündnis "Döbeln bleibt bunt", demonstrieren sie auch an diesem Samstag gegen den Faschismus. Während sie vor der Demo ihren Stand aufbauen und Flyer auslegen, lachen sie viel: "Wir freuen uns immer, uns zu sehen." Teilweise kennen sich die Omas schon seit 40 Jahren aus einer Müttergruppe. So ist das eben in einer Kleinstadt wie Döbeln.
Für Donata Porstmann, die Gründerin der Gruppe, ist es gerade dort wichtig, aktiv zu sein. "Wir möchten nicht, dass die rechte Politik stärker wird. Wir haben Angst hier in der Kleinstadt, dass sich das verschiebt und dass die Demokratie wirklich in Gefahr ist. In der Kleinstadt kennt man sich, hier ist es eben noch wichtiger, Gesicht zu zeigen. Ich glaube, dass die Gleichgültigkeit auffälliger ist, dass es hier besonders wichtig ist, aufzuklären."
Engagement trifft auch auf Unverständnis
Angefeindet wurde sie für ihre politische Arbeit noch nicht. Ines Stefanowsky aber hat regelmäßig Schäden an ihrem Auto. Andere müssen vor allem im Privaten viel Unverständnis aushalten. Deshalb belegen sie Argumentationsseminare und treffen sich einmal im Monat, um über Erlebtes zu sprechen.
Sich nicht zu engagieren, ist keine Option. "Weil ich möchte, dass die Zukunft sicher ist", sagt eine Oma und weiter: "Als Kind der DDR habe ich mich in Leipzig 89 für Demokratie und Freiheit eingesetzt. Es ist so wundervoll, demokratisch zu leben." Eine andere Oma meint: "Weil ich möchte, dass unsere Kinder und unsere Enkel auch weiterhin so gut leben können, wie wir bis jetzt gelebt haben – und mir dieses Gejammer sowas von auf den Keks geht."
Neue Ortsgruppe in Döbeln gegründet
Deshalb haben sie auf einer Demonstration gegen Rechts Anfang Januar beschlossen, die Ortsgruppe Döbeln zu gründen, erzählt Donata Porstmann. "Ich wollte zur Demo gehen und habe überlegt: Ich habe nichts, was ich in die Hand nehmen kann. Ich hatte aber noch einen Anstecker Omas gegen Rechts. Und dann war noch eine andere Frau da, die Sticker hatte und eine mit einem Plakat Omas gegen Rechts. Und da haben wir uns angeguckt und gesagt: Jetzt machen wir das."
Anfangs waren sie zu zehnt, mittlerweile sind sie über 40 Personen in der Gruppe. Auf der Demo in Döbeln sind viele froh, dass das passiert ist. Eine Person erzählt: "Ich erlebe sie viel im Internet, aber auch auf der Straße im Gespräch mit Menschen. Die sind in Döbeln eine absolute Treibkraft." Jemand anderes erzählt: "Die schaffen es, mit Menschen in Gespräche zu kommen, die uns als junge antifaschistische Personen ablehnen und die mit Omas gegen Rechts mal viel eher über demokratische Werte diskutieren."
In Döbeln auf dem Obermarkt werden die Flyer von den Omas gegen Rechts wieder eingepackt und sicher für die nächste Aktion verstaut.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 13. Juli 2024 | 06:10 Uhr