Kulturhauptstadt Europa 2025 Stadrat Chemnitz beschließt weniger Einsparungen für Kultur als befürchtet
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13. März 2025, 13:58 Uhr
Chemnitz feiert sich seit Januar als Kulturhauptstadt Europas 2025. Doch der Stadtverwaltung geht es nicht viel anders als anderen Kommunen. Auch in Chemnitz muss gespart werden. Am Mittwoch diskutierte der Stadtrat teils drastische Kürzungen bei der städtischen Kultur. Unter anderem waren im Entwurf des Kulturetats etwa 800.000 Euro weniger für die Freie Szene vorgesehen. Das wurde am Mittwoch vorerst abgefedert.
- Die Einschnitte für die Freie Szene in Chemnitz fallen weniger drastisch aus als gedacht.
- Unter Kulturschaffenden herrscht großer Unmut.
- Künftig müssen zwei Museen ihre Öffnungszeiten einschränken.
In Chemnitz hat der Stadtrat am Mittwoch über den Doppelhaushalt für 2025 und 2026 entschieden. Unter anderem waren dabei im Entwurf des Kulturetats etwa 800.000 Euro weniger für die Freie Szene vorgesehen. Mit den Beschlüssen wurde das aber zum Teil verhindert – die Kürzungen wurden um 460.000 Euro verringert. Damit bekommen die freien Träger jetzt rund 4,5 Millionen Euro.
Der gesamte Kultur-Etat inklusive der Gelder für die großen Institutionen umfasst laut dem Stadtratsbeschluss für das Jahr 2025 gut 73 Millionen Euro. Aufgrund der tariflichen Erhöhungen für die Mitarbeiter der städtischen Kulturbetriebe erhöht sich der Haushalt im Jahr 2026 auf etwa 75 Millionen Euro.
Sachsen könnte Haushalt ablehnen
Unklar ist allerdings noch, ob die Landesdirektion dem Chemnitzer Haushalt zustimmt. Bürgermeister Sven Schulze (SPD) sagte, er bezweifle, dass die beschlossenen Maßnahmen für eine Genehmigung ausreichten. Es heißt also weiter Bangen für die Kultur-Einrichtungen, die seit Wochen große Einschnitte befürchten.
Trotz Kulturhauptstadt: Diskussion um Kürzungen
Vor den Beschlüssen vom Mittwoch hatte Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (parteilos) bei MDR KULTUR noch argumentiert, dass man ausbleibende Sonderzahlungen vom Freistaat nicht einfach durch den städtischen Haushalt ausgleichen könne. Es folgten Gespräche des städtischen Kulturbeirats mit dem betreffenden Fachausschuss. Dort stellten die Vertreter der Freien Szene eine eigens erstellte Umfrage vor, in der sie ihre eigentlichen Bedarfe aufgelistet hatten. Das hat die Stadträte offenbar überzeugt.
Lars Neuenfeld vom Kunstfestival Begehungen sprach bei MDR KULTUR im Vorfeld der Stadtratssitzung von einem Vertrauensverlust, sollte es zu Kürzungen kommen – war die diesjährige Festivalausgabe doch in Absprache mit der Stadtverwaltung geplant worden. Laut Neuenfeld fehlt seinem Festival für die diesjährige Ausgabe eine mittlere fünstellige Summe. Ob das durch die weniger hohen Kürzungen nun ausgeglichen werde, wird in den kommenden Wochen entscheiden, wenn der Kultur-Etat unter den Einrichtungen verteilt wird.
"Unglaublich wütende Stimmung"
Dann weiß auch das größte soziokulturelle Zentrum der Stadt, das Kraftwerk, wie es weiter geht. Geschäftsführer Holm Krieger gibt an, dass seiner Einrichtung nicht nur circa 80.000 Euro Fördermittel fehlen, sondern auch Einnahmen durch Vermietungen, weil andere Vereine wiederum dafür keine Mittel mehr hätten. Dass ausgerechnet bei Vereinen, die den Kulturhauptstadt-Titel mit nach Chemnitz geholt haben, gekürzt werden sollte, habe eine "unglaublich wütende und verärgerte Stimmung" erzeugt, so Krieger.
Schlechte Nachrichten für Museen in Chemnitz
Beschlossen wurde am Mittwoch allerdings auch ein weiterer Schließtag in den Museen der städtischen Kunstsammlungen ab 2026. Das Henry van de Velde Museum und das Karl Schmitt Rottluff Haus, das Anfang April feierlich im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 eröffnet wird, werden ab dem nächsten Jahr nur noch Freitag bis Sonntag öffnen. Dagegen muss das Chemnitzer Naturkundemuseum vorerst keine weiteren Schließtage einführen.
MDR KULTUR (Grit Krause), Stadtverwaltung Chemnitz
Redaktionelle Bearbeitung: bh, lk
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 13. März 2025 | 10:30 Uhr