Kunstprojekt Chemnitzer pflanzen im strömenden Regen Apfelbäume für die Kulturhauptstadt
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01. April 2023, 18:50 Uhr
Eines der großen Projekte der Kulturhauptstadt in Chemnitz ist eine "Parade" von Apfelbäumen. Das Kunstprojekt, das den Namen "We Parapom" trägt, soll sich quer durch die ganze Stadt ziehen. Am Sonnabend wurden im Stadtteil Gablenz mit vielen helfenden Händen acht weitere Bäume gepflanzt.
- Acht neue Apfelbäume wurden am Sonnabend im Park am Gablenz-Center für die Apfelbaumparade der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 gepflanzt.
- Chemnitzerinnen und Chemnitzer wünschen sich eine größere Sichtbarkeit der Kulturhauptstadt.
- Menschen, die eine Baumpatenschaft für einen Apfelbaum übernehmen wollen, sollen zum Baumwart ausgebildet werden.
Die Parade der Apfelbäume in Chemnitz nimmt weiter Gestalt an. Rund 40 Menschen schnappten sich am Sonnabend Spaten, um beim Pflanzen von acht Apfelbäumen im Park am Gablenz-Center in Chemnitz zu helfen. Obwohl es regnet, herrschen gute Laune und Tatendrang. "Für die Bäume ist das Wetter ideal", sagt eine Chemnitzerin, die gleich um die Ecke wohnt. "Ich wollte schon immer mal einen Baum pflanzen."
So wie ihr scheint es vielen der Anwesenden zu gehen. Eine Familie ist mit ihrer neun Jahre alten Tochter gekommen. Sie geht auf die Montessori-Grundschule, die direkt am Park liegt und auch Patenschaften für die Bäume übernehmen will. "Sie arbeitet eifrig im Schulgarten mit und da war klar, dass wir heute zum Pflanzen kommen", erzählt der Vater.
Chemnitzer wünschen sich mehr Sichtbarkeit der Kulturhauptstadt
Insgesamt wünschen er und seine Frau sich, dass sie mehr erfahren würden, was für die Kulturhauptstadt geplant ist. Der Vater würde sich kleine Veranstaltungen wünschen, bei denen die lokale Kulturszene, inklusive der Jugendkultur, zu erleben sind. Und auch über Workshops, bei denen Kinder kreativ sein können, würde sich die Familie freuen. "Schön wäre, wenn Informationen zu Projekten auch in der Stadt ganz einfach zu finden wären", sagt der Vater. "Zum Beispiel mit Schildern und QR-Codes." Die Familie ist sich sicher, dass es viele kreative Köpfe in Chemnitz gibt. Bislang koche aber nach ihrer Ansicht noch jeder sein eigenes Süppchen und so richtig gehe es nicht voran.
WE PARAPOM! Das Kunstprojekt "WE PARAPOM! - Kollektive europäische Parade der Apfelbäume" wird von der österreichischen Künstlerin Barbara Holub kuratiert. In einer Achse quer durch die Stadt und über Grundstücksgrenzen hinweg sollen bis 2025 Bäume verschiedener europäischer Apfelsorten gepflanzt werden. Entlang dieser Achse durch die Stadt gibt es Kunstaktionen, die Themen wie Migration, Arbeitsbedingungen, Ökologie, Bodenversiegelung, Macht vor dem Hintergrund der aktuellen Situation von Demokratie und ein neues Engagement der Zivilgesellschaft für aktive demokratische Teilhabe diskutieren.
Familie Kolhof und Familie Schmidt sind auch vor Ort, um einen Baum zu pflanzen. Ihre Kinder gehen ebenfalls auf die Montessori-Grundschule. "Die Kulturhauptstadt könnte sichtbarer sein", sagen sie. Aber es gehe ja auch erst los und bis 2025 sei noch Zeit. Die Pflanzung im Park gefällt ihnen sehr gut und auch, dass der Park als Interventionsfläche der Kulturhauptstadt umgestaltet werden soll. "Bislang war es nur eine Freifläche, die nicht genutzt wurde", sagen sie.
Apfelbäume werten die Stadt auf
"Ich habe mich von Anfang an für das Projekt der Apfelbaumparade interessiert", sagt Annett Thieme. Gemeinsam mit Sohn und Enkelkind hat sie es sich nicht nehmen lassen, auch einen Baum in die Erde setzen. Den Kunstaspekt haben sie zwar noch nicht ganz verstanden, aber sie mögen die Idee der Bäume in der ganzen Stadt. Es werte die Stadt nachhaltig auf, sagen sie. Insgesamt wünschen sie sich, dass die Kulturhauptstadt in allen Stadtteilen aktiv wird. "Ich werde bestimmt auch immer wieder schauen gehen, wie es 'unserem' Baum so geht", sagt Thieme.
Genau darum geht es Stefan Schmidtke, Leiter der Kulturhauptstadt GmbH in Chemnitz. "Ich könnte auch mit jeder Menge Konfettigeballer viele Menschen hier zusammentrommeln", sagt er. "Aber die sind dann auch nach der Aktion wieder weg." Ihm gehe es darum, kleinere und nachhaltigere Verbindungen zu ermöglichen. "Es ist verbindlicher und intimer, in kleinerer Runde zusammenzukommen und sich kennenzulernen", so Schmidtke.
Baumpaten sollen zum Baumwart ausgebildet werden
Die Pflanzaktion am 1. April ist vorerst die letzte, da Apfelbäume im Frühjahr oder Herbst gepflanzt werden müssen. "Aber das bedeutet nur, dass wir jetzt schon in die Stadtteile für Herbst gehen und mit den Menschen ins Gespräch kommen", erklärt Schmidtke. Außerdem soll ein weiteres Puzzleteil des Projekts vorangetrieben werden: "Viele Menschen haben sich bei uns gemeldet und wollen eine Patenschaft für einen Baum übernehmen", sagt Schmidtke. Damit diese ihre Bäume dann richtig pflegen können, sollen sie auf Kosten der Kulturhauptstadt eine Ausbildung zum Baumwart erhalten.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 31. März 2023 | 16:30 Uhr