Ferienangebot Erste Hilfe für den platten Drahtesel im Fahrzeugmuseum Chemnitz

Pannenchaos im Chemnitzer Fahrzeugmuseum am Mittwoch. Gleich fünf Fahrräder haben einen Plattfuß. Doch keine Reißzwecken-Attacke ist der Grund für die Pannenserie - ein Workshop soll zeigen, wie die Jungs sich selbst helfen können im Falle eines Falles.

Der Kurs heißt auch "Erste Hilfe fürs Fahrrad" und soll erste Schritte zur Selbsthilfe zeigen, sagt Workshopleiter Marko Neumann von der Selbsthilfewerkstatt "Dr. Radlinger". "Unsere Erfahrung zeigt, dass sich viele Teilnehmer schon recht gut mit Fahrrädern auskennen. Aber sie haben oft ein bisschen Hemmungen, selbst an den Fahrrädern herumzubauen."

Die Hemmungen verfliegen schnell. Nach einer kleinen theoretischen Runde geht es ans Schrauben, schmutzige Finger inklusive. Ein imaginärer Plattfuß soll gefunden und natürlich behoben werden.

Also: Vorderrad ausbauen, Reifen von der Felge holen, Schlauch herausholen und im Wasserbad nach den Bläschen suchen, die vom Loch aufsteigen. Weil die Jungs ja mit intakten Fahrrädern zum Workshop gekommen sind, flicken sie eifrig die Schläuche, die ihnen von den Workshopleitern mitgebracht worden sind.

Während die Jungs konzentriert an ihren Rädern tüfteln habe ich keine Chance, mit ihnen zu sprechen. Zu konzentriert arbeiten sie daran, den Schläuchen wieder genug Luft einzuhauchen. Erst nach getaner Arbeit habe ich eine Chance, mit den Jungs zu sprechen.

Der elf Jahre alte Benjamin verrät mir, dass er jeden Tag mit dem Rad zur Schule fährt. "Wenn ich das heute nicht gelernt hätte, wüsste ich gar nicht, was ich bei einer Panne machen soll, außer mein Fahrrad von der Straße zu tragen. Ich weiß jetzt sogar, woran es liegen kann, wenn die Kette herunterspringt."

Der 13 Jahre alte Karl ist mit seinem neunjährigen Bruder Gregor zum Workshop gekommen. Karl ist ein "alter Hase". Er hat schon bei einem Radsportverein trainiert. "Jetzt habe ich ein BMX-Rad geschenkt bekommen, das nicht so in einem perfekten Zustand ist." Da wolle er ein paar Teile austauschen und den Workshop für seine Fragen nutzen. "Ich schraube sowieso gern an Fahrrädern herum", sagt er lachend.

Sein neun Jahre alter Bruder bekennt offenherzig, dass das Fahrrad für ihn nur die zweite Wahl ist. "Eigentlich bin ich ja Fußballer." Aber es interessiere ihn trotzdem. Zum Beweis versucht er sich auch gleich noch bei einer komplizierten Aufgabe und zentriert eine Acht aus seinem Hinterrad.

Auch der 12 Jahre alte Thure ist ganz realistisch, als er nach getaner Arbeit mit mir spricht. "Ich wusste bisher nur, wie man einen Reifen aufpumpt. Wie man ihn flickt, war mir relativ neu." Aber wenn er mit seinen Eltern einen Fahrrad-Ausflug mache, hätten sie sicher nicht immer alles dabei, um zum Beispiel einen Reifen zu flicken. "Aber zutrauen würde ich mir das seit heute."

Dr. Radlinger gibt in den Ferien noch einen weiteren Erste-Hilfe-Kurs fürs Fahrrad im Fahrzeugmuseum Chemnitz. Kinder ab acht Jahren können am 16. August noch einmal "zur Sprechstunde" kommen. Allerdings müssen sie sich vorher per Mail beim Museum für sächsische Fahrzeuge anmelden.