Tradition In Burgstädt weihnachtet es bei sommerlichen 24 Grad

16. September 2023, 18:53 Uhr

Burgstädt ist in Sachen Weihnachten ein Ort der Superlative. Während selbst im Weihnachtsland Erzgebirge noch kurzärmlig gegrillt wird, hat in dem Ort nördlich von Chemnitz schon der erste Weihnachtsmarkt Deutschlands seine Tore geöffnet. Bei gefühlten 30 Grad im Schatten feiern die Burgstädter das Weihnachtsfest schon einmal vor.

Seit fünf Jahren gibt es den "vorverlegten" Weihnachtsmarkt in Burgstädt. Veranstalter ist Jürgen Hoffmann. Der Apotheker nennt für seinen als "Satire" bezeichneten Markt zwei durchaus ernsthafte Gründe.

"Einerseits sind wir ja schon spät dran. Im Supermarkt gibt es schon seit Wochen Stollen und Lebkuchen." Insofern sei sein Markt eine Reaktion auf den Konsum-Wahnsinn. "Anderseits reagieren wir auch auf den Klimawandel." Er stellt sich neben seinen komplett braun benadelten Weihnachtsbaum. "Bald wird es zu Weihnachten auch so warm sein wie heute."

Doch Ernst beiseite. Am Sonnabend folgt eine Unterhaltungseinlage der nächsten. Beim Stollenanschnitt wird eine "Stollen-Majestät" gewählt. Kurz zuvor - der wahre Erzgebirge möge es verzeihen - wird die "Bieramide" angeschoben.

Aus der Schnapsidee wird eine "Bieramide"

Der Erbauer der "Bieramide" ist beim diesjährigen Anschieben selbstverständlich dabei. "Wir haben mit Jürgen Hoffmann in einer lockeren Runde zusammengesessen und überlegt, was wir noch so machen können zu unserem Weihnachtsmarkt", erzählt Udo Schaupner.

Dann sei die Idee der "Bieramide" aufgekommen und er habe gesagt, dass er sie bauen würde. "Ich habe so etwas noch nie gemacht." Als ihm im Baumarkt beim Materialkauf gesagt wurde, dass das nichts werden würde, habe das seinen Ehrgeiz erst recht geweckt. "Dann habe ich die Stichsäge genommen und die Konstruktion gebaut. Und wie man sieht: Sie dreht sich."

Glühwein im Sonnenschein genießen

Während die Gäste sommerlich gekleidet Stollen probieren oder sich einen Glühwein gönnen, fällt eine Händlerin auf, die nicht nur ihren Stand, sondern auch sich selbst weihnachtlich geschmückt hat. Heidi Möbius vom gleichnamigen Korbparadies sagt lachend: "Wir sind schon seit dem ersten Weihnachtsmarkt vor fünf Jahren hier dabei."

Ihre Familie sei sowieso "weihnachtsverrückt". "Viele Weihnachtssachen werden bei uns sowieso nicht weggeräumt, der Weihnachtsstern hängt bei uns übers Jahr." Da sei ein spätsommerlicher Weihnachtsmarkt genau die richtige Sache.

Auch die Gäste sind ein bisschen weihnachtsverrückt und loben Hoffmann für sein - im wahrsten Sinn des Wortes ungewöhnliches - Engagement. Eine Besucherin erzählt, dass sie von sich behaupten könne, während der Corona-Zeit auf dem einzigen Weihnachtsmarkt der Region gewesen zu sein, der geöffnet hatte. Verrückte Ideen zahlen sich eben manchmal aus.

Und nun noch die bitter-süße Wahrheit am Schluss: In 100 Tagen ist Weihnachten!

MDR (tfr)

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