Nachhaltigkeit Sitzen, Ausruhen und Schmökern auf Klimabänken im Erzgebirge
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13. April 2024, 10:00 Uhr
Im Wald zwischen Lauter-Bernsbach und Bockau stehen die ersten sechs "Klimabänke" Sachsens. Gebaut sind die Sitzbänke aus dem Holz starker Fichten aus dem Revier Bockau, die wegen eines Borkenkäferbefalls gefällt werden mussten. Anschauliche Infotafeln sollen Wanderer und Waldbesucher wachrütteln - bei einigen hat es schon funktioniert.
- Neue Klimabänke aus Totholz informieren über klimaschädliches Konsumverhalten.
- Hinweistafeln mit Fakten zum Klimaschutz sollen zum Nachdenken anregen.
- Mit der Weiterverwendung von Holz sollen die Bänke einen nachhaltigen Beitrag leisten.
Der beliebte Wanderweg zwischen Lauter-Bernsbach und Bockau - genannt Erzengelweg - ist um sechs Ruheoasen reicher: "Klimabänke". Beim Sitzen können Wandersleute hier noch etwas dazulernen. Auf einer Bank geht es um den Verbrauch von Textilien, auf den anderen um die Themen Papier, Strom, Ernährung, Auto- und Luftverkehr. Bei all diesen Alltagsdingen hinterlässt jeder von uns seinen CO₂-Fußabdruck. Auf den Bänken wird erklärt, wie der Wald als CO₂-Speicher helfen kann.
Idee kam von Revierförsterin
Die Initiatorin und Revierförsterin in Bockau, Anne Borowski, erklärt die Idee: "Es wird auf diesen Bänken alles in die Lebenszeit eines Baumes umgerechnet." Was Borowski bei ihren Recherchen besonders beeindruckte: "Eine Person, die in den Urlaub nach Mallorca fliegt, setzt dabei so viel CO₂ frei, wie eine Fichte in ihrem Leben speichern kann." Das seien Zahlen und Fakten, die sie selbst erst einmal ein bisschen fassungslos gemacht hätten. "Seitdem ich recherchiere, habe ich auch schon ein bisschen was geändert. Ich hoffe, es geht nicht nur mir so, sondern auch den anderen Waldbesuchern", sagt Borowski.
Seitdem ich recherchiere, habe ich auch schon ein bisschen was geändert. Ich hoffe, es geht nicht nur mir so, sondern auch den anderen Waldbesuchern.
Aufrütteln mit Fakten
Jede der sechs Bänke liefert harte Fakten zum Thema Klimaschutz. Auch Thomas Kunzmann - der Bürgermeister von Lauter-Bernsbach - bleibe immer wieder verblüfft vor den Tafeln stehen, sagt er. Er nutze die Bänke, um über das Gelesene nachzudenken. Vor allem das Thema Kleidung habe ihn fasziniert, als er mit Familien und Kindern spazieren ging: "Hier steht geschrieben, dass eine Person im Jahr zwölf bis 15 Kilogramm neue Kleidungsstücke kauft und verbraucht. Da haben wir erst einmal überlegt, was eigentlich zwölf bis 15 Kilogramm Wäsche sind."
Kunzmann habe gedanklich mit seiner Familie den Vergleich zum Fliegen gezogen, wo die reiselustige Familie etwa 15 Kilogramm Klamotten im Gepäck mitnehmen könne. Der Rückschluss: "Das, was man jährlich kauft, verursacht im Endeffekt rund 300 Kilogramm CO₂." Für Kunzmann sei das aber immer noch sehr theoretisch. Gut, dass es nun die Kreidetafeln gebe: "Das machen die Tafeln nochmal deutlich anschaulicher."
Welche Ausmaße unser Konsumverhalten hat, steht auf einer anderen Tafel: Für unseren jährlichen Verbrauch an Kleidung muss eine Erzgebirgsfichte sage und schreibe 34 Jahre wachsen. Erst dann wiege sie das durch den Klamottenkauf, die Produktion und den Transport angehäufte CO₂ wieder auf .
Holz langfristig verwerten
Ziel der Klimabänke sei es, Waldbesucher aufzurütteln, sagt Clemens Weiser vom Sachsenforst: "Die Klimastämme sollen den Waldbesuchern ins Bewusstsein rufen, was Holz kann, wenn es langfristig verwendet wird." Regionales Holz sei wie bei den Klimabänken auch bei den Blockhäusern - den Wanderhütten im Wald - verbaut und damit CO₂ langfristig gespeichert worden, erklärt Weiser. "Auch für unsere Atemluft sind Bäume gut. Nicht nur Sauerstoff wird produziert. Es wird auch ganz viel Feinstaub gefiltert. Der Wald tut der Gesundheit gut, auch dem Kopf - bringt Erholung."
Die Klimastämme sollen den Waldbesuchern ins Bewusstsein rufen, was Holz kann, wenn es langfristig verwendet wird.
Mit seinen Klimabänken liefert der Sachsenforst wichtige Informationen - einfach so am Wegesrand. Parallel wertet man so auch das Wandergebiet "Am Erzengelweg" zwischen Lauter-Bernsbach und Bockau auf. Wanderer und Waldfreunde können sich im Wald erholen, auf den Bänken ausruhen und sich in puncto Klimaschutz gleichzeitig weiterbilden.
MDR (phb)
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