Mädchen und Jungen programmierten einen Käferroboter.
In Schwarzenberg haben Kinder verschiedenen Käferrobotern das selbsttätige Krabbeln beigebracht. Bildrechte: MDR/Katja Lippmann-Wagner

Autonomes Fahren Alles hört auf ihr Kommando: Kinder bringen Käferrobotern Krabbeln bei

09. Oktober 2024, 06:00 Uhr

Roboter erleichtern uns jetzt schon den Alltag: beim Rasenmähen, beim Staubsaugen oder Fensterputzen. Doch ein Roboter ist immer nur so gut, wie seine Progammierung. Im Schwarzenberger Museumsdepot haben Kinder kleinen Roboterkäfern das Krabbeln beigebracht. Es gab Hilfe von Mitarbeitern des Smart Rail Connectivity Campus in Annaberg-Buchholz. Dort arbeiten schließlich Fachleute in Sachen autonomes Vorwärtskommen.

Im Museumsdepot in Schwarzenberg m Erzgebirge wimmelt es am Dienstag nur so vor Käfern. Die sind allerdings kein Fall für den Kammerjäger, sondern für große und kleine Computerspezialisten. Denn die Käfer sind kleine Roboter, die von Kindern programmiert werden sollen.

Sie sollen sich auf einer Schienenlandschaft selbstständig bewegen. Keine "kinderleichte" Aufgabe, die die Betreuerin Elisabeth Gehlert den Kindern ab vier Jahren stellt: "Ihr sollt Euren Roboter so programmieren, dass er die Strecke entlangfährt. Wie er diese Strecke absolviert, ist gleich. Als einzige Bedingung gilt: Er muss einmal am Haltepunkt halten."

Ein lachender Käferroboter auf einem Teppich mit aufgemalten Gleisen.
Ein Käfer, ein Gleis. Nach der Programmierung soll der Käfer seinen Weg selbst finden und am richtigen Punkt halten. Bildrechte: MDR/Katja Lippmann-Wagner

Autonomes Fahren in XXL und XS

Betreut wird das Projekt von Forscherinnen und Forschern, die sich im wenige Kilometer entfernten Annaberg-Buchholz mit ähnlichen, nur viel komplexeren Fragen befassen. Sie forschen auf dem "Smart Rail Connectivity Campus" (SRCC) das autonome Eisenbahnfahren. Das Angebot soll Begeisterung für die so genannten MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik wecken.

Für die wissenschaftliche Mitarbeiterin beim SRCC, Stephanie Hoyer, ist das Schwarzenberger Projekt auch eine Art "Grundlagenforschung". "Das ist Forschung für die Kleinsten. Zur Forschung gehört auch das Scheitern", meint sie. Den idealen Weg gebe es nicht, aber das fänden die Kinder schon heraus.

Stephanie Hoyer vom Bahn-Forschungscampus SRCC in Annaberg-Buchholz mit einem Käferroboter.
Stephanie Hoyer vom Bahn-Forschungscampus SRCC in Annaberg-Buchholz sieht großes Potenzial im Forschungsprojekt der Kinder. Bildrechte: MDR/Katja Lippmann-Wagner

Technik ist keine Männerdomäne mehr

Dass Technik nicht nur etwas für Jungs ist, zeigt sich daran, dass etwa die Hälfte der teilnehmenden Kinder Mädchen sind, sagt Hoyer. "Mädchen haben genau das gleiche Potenzial wie Jungs. Wir werden ja in gewisser Weise sozialisiert und vielleicht auch in gewisse Rollenbilder hineingeschoben."

So eine Veranstaltung zeige auch, dass das nicht unbedingt sein müsse. "Die Wahrheit ist: Mädchen können in dem Fall genau das Gleiche wie Jungs."

Zwei Jungen probieren an einem Tisch einen Käferroboter aus.
Das foto bildet nicht die aktuelle Lage ab: Technik ist schon lange nichts mehr nur für Jungs. Auch Mädchen tüftelten in Schwarzenberg begeistert mit. Bildrechte: MDR/Katja Lippmann-Wagner

Elli ist schon Roboterspezialistin

Ein lebhaftes Beispiel dafür ist im Museumsdepot Schwarzenberg die kleine Elli. Sie bringt sogar schon Robotererfahrung mit. Aus Legosteinen hat sie sich zu Hause bereits einen Roboter zusammengebaut. "Er kann in alle Richtungen fahren und er kann auch sprechen." Man könne Sachen anbauen, dann könne er zum Beispiel etwas wegschießen oder etwas angreifen.

Er kann in alle Richtungen fahren und er kann auch sprechen.

Teilnehmerin Ellie über ihren selbstgebauten Roboter zu Hause

Im Moment steht steht ein kleiner leuchtender Käferroboter vor ihr. Er kann zwischen den Bewegungen links, rechts, vor und zurück unterscheiden. Einige Kinder greifen zu Papier und schreiben sich jeden Schritt auf.

Aaron ist da eher der Praktiker. "Das mit dem Aufschreiben war einfach viel zu schwer. Ich habe einfach die ganze Zeit gedrückt und bin so nachgefahren." Beinahe hätte das schon im ersten Versuch funktioniert. Beinahe. "Ich mache es einfach noch einmal", sagt er.

Eltern und Großeltern sind begeistert

Nicht nur die Mädchen und Jungen sind Feuer und Flamme: Auch die Eltern und Großeltern sind begeistert und probieren sich selbst aus oder helfen. Eine Großmutter sieht auch den pädagogischen Mehrwert. "Die Kinder sollen ja lernen. Das ist für die Konzentration ganz, ganz wichtig. Mein großer Enkelsohn ist immer schnell dabei und alles soll fix fix gehen. Und am Ende wird dann nichts." Die Kinder könnten hier lernen, dass sie sich auf eine Aufgabe konzentrieren und die dann auch konsequent durchziehen müssten.

Hier können die Kinder lernen, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren.

Großmutter war mit ihrem Enkelsohn im Museumsdepot

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MDR (tfr/klw)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 08. Oktober 2024 | 16:20 Uhr

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