![Braunkohlenkraftwerk Boxberg | Bildrechte: imago/Rainer Weisflog Braunkohlenkraftwerk Boxberg](https://www.mdr.de/index-transparent_h-2_w-3_zc-8cdb29ec.gif)
Lausitzmonitor Umfrage: Wie gut ist die Stimmung in der Lausitz?
Hauptinhalt
19. Juni 2024, 15:22 Uhr
Seit dem Jahr 2020 erfasst der Lausitzmonitor die Stimmung in der sächsischen und brandenburgischen Lausitz. Einmal jährlich werden in einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage Meinungen zu Themen wie Strukturwandel, Energiewende, Lebenssituation und -zufriedenheit erhoben. Die aktuelle Ausgabe zeigt, wie stark die Menschen mit der Lausitz verbunden sind und dass das Thema Strukturwandel nur langsam bei den Menschen ankommt.
Der aktuelle Lausitzmonitor zeigt, dass viele Menschen in der Region ihren Optimismus und ihre Lebenszufriedenheit trotz vieler Probleme nicht verloren haben. So sind Dreiviertel der Befragten mit ihrer persönlichen Lebenssituation zufrieden, etwa soviel wie im vergangenen Jahr. Ein Ergebnis, das Jörg Heidig nicht überrascht hat. Der Oberlausitzer Kommunikationspsychologe ist einer der beiden Autoren der Studie. Das Langzeitprojekt entsteht gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut MAS Partners aus Leipzig. "Die Lebenszufriedenheit ändert sich im Allgemeinen nur langsam und wird von kurzfristigen Ereignissen nicht unter Druck gesetzt", begründet er das Ergebnis.
Eine Altersgruppe pessimistischer
Anders sieht es beim Blick in die Zukunft aus. Zwar blicken mehr als die Hälfte der Lausitzerinnen und Lausitzer noch optimistisch in ihre Zukunft, nämlich 54 Prozent. Allerdings sei der Anteil der Optimisten in der Altersgruppe der 40 bis 60-Jährigen relativ deutlich um eine zweistellige Prozentzahl zurückgegangen, sagt Jörg Heidig. "Das sind diejenigen, die Führungsaufgaben übernehmen, die Kinder erziehen, Steuern zahlen, also sozusagen die Leistungsträger der Gesellschaft." Dass der Zukunftsoptimismus in dieser Gruppe so zurückgegegangen sei, mache ihm Sorgen.
Der Zukunftsoptimismus hat sich insgesamt gesehen zwar nicht sehr verändert. Aber in der Gruppe 40 bis 60-Jährigen, also denjenigen, die in der Leistungsphase ihres Lebens sind, steht er deutlich unter Druck. Das erfüllt mich mit Sorge.
Preissteigerungen trüben Aussichten
Hauptgrund seien vor allem die Preissteigerungen und die Inflation, sagt Jörg Heidig. Im Lausitzmonitor geben 84 Prozent der Befragten an, dass dies Auswirkungen auf ihre persönliche Lebenssituation hat. Danach folgt der Krieg in der Ukraine und die Energiewende. "Wir sind relativ gebeutelt aus Corona herausgekommen, weil wir uns als Gesellschaft gezankt haben. Dazu kommen jetzt noch die Preissteigerungen, der Ukrainekrieg und andere Krisen." Das führe eben zu den getrübten Aussichten.
Strukturwandel mit Widerspruch
Beim Strukturwandel gehen die Meinungen der Menschen auseinander. Den meisten sei klar, dass etwas passieren müsse, meint Jörg Heidig. "Bei der Frage, was passieren sollte, ist man sich aber uneins." Die Energiewende sei angesichts der Diskussionen zum Beispiel um das Heizungsgesetz unter Druck geraten. In der aktuellen Befragung ist die Zustimmung zur Energiewende um acht Prozent auf 41 Prozent gesunken. Der Zuspruch zum Ausbau der erneuerbaren Energien ist aber groß. "Das Herz hängt noch an den traditionellen Energieformen, der Kopf ist da schon ein Stück weiter", erklärt Heidig den scheinbaren Widerspruch.
Das Herz hängt noch an den traditionellen Energieformen, der Kopf ist da schon ein Stück weiter.
Überzeugungsdruck führt zu Widerstand
Die Unzufriedenheit ergebe sich aber auch aus dem Hin und Her, wie über die Energiewende gesprochen werde und dem Druck von oben, etwas zu ändern. "Wenn man erklärt bekommt, ihr seid gestrig oder falsch unterwegs und dann sieht: Ich habe weniger Geld in der Tasche und soll aber immer mehr machen, dann entsteht natürlich auch Widerstand gegen diesen wahrgenommenen Überzeugungsdruck." In der Psychologie nenne man dies Reaktanz.
Die meisten haben ein Herz für die Lausitz
Bei der Wahrnehmung des Strukturwandels geht es aber langsam aufwärts. Zwar sind es nur wenige Prozentpunkte, aber Jörg Heidig gibt zu bedenken, dass es langfristige Prozesse sind. Positiv überrascht habe ihn dagegen der hohe Zuspruch der Menschen zur Lausitz. Fast 90 Prozent hätten angegeben, dass die Lausitz ihnen am Herzen liege. Nur wenige wollten aus der Region wegziehen. 65 Prozent der Befragten finden, dass die Lausitz eine attraktive Region ist.
Was mich positiv überrascht hat, ist dieser hohe Zuspruch zur Region: 88 Prozent der Befragten sagen, dass die Lausitz ihnen am Herzen liegt.
Was ist der Lausitzmonitor?
Der Lausitzmonitor ist eine Langzeitstudie von MAS Partners aus Leipzig und der Prozesspsychologen GmbH aus Quitzdorf.
Die erste repräsentative Umfrage erfolgte 2020, sie wird jährlich wiederholt. Befragt werden ca. 1.000 Personen ab 16 Jahren aus der sächsischen und brandenburgischen Lausitz.
MDR (vis)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 20. Juni 2024 | 14:30 Uhr