
Landleben "Passt perfekt": Premiere für besonderen Bauernmarkt im Dorfmuseum Markersdorf
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06. April 2025, 09:00 Uhr
Wer frisches Obst und Gemüse vom regionalen Gärtner will, bekommt es meist nur im Hofladen oder auf Wochenmärkten. Die gibt es allerdings häufig nur in größeren Orten. Im kleinen Markersdorf bei Görlitz wollte man das ändern. Gemeinsam mit den Erzeugern der Marktschwärmer Görlitz hat das dortige Dorfmuseum einen Bauernmarkt geplant. Wie war die Premiere?
Im historischen Vierseithof des Dorfmuseums Markersdorf baut Dagmar Icker am Freitagnachmittag kurz vor Marktbeginn noch die letzten Gemüsekisten auf. Sie kommt von der Gärtnerei Jung ein paar Orte weiter. "Bei uns gibt’s jetzt die ersten Gurken und den ersten Salat. Die Rettiche sind im Kalthaus über den Winter gekommen." Dazu noch Möhren und Kartoffeln aus dem Lager. Das Angebot ist überschaubar, trotzdem kauft die Gärtnerei nichts zu.
Total regional
"Das Ziel ist, dass alles von hier kommt", sagt Dagmar Icker. Genau das sei ja auch die Idee des neuen Bauernmarktes. Die Produkte, die hier angeboten werden, kommen fast alle aus der Region: Von der Alpakawolle über Gemüse, Brot bis zum Likör. Die Idee für das neue Angebot in Markersdorf hatte das Museum, das sich dafür mit den Marktschwärmern Görlitz zusammengetan hat.
Was sind "Marktschwärmer"?
Die Marktschwärmer sind ein Netzwerk regionaler kleiner Produzenten von Lebensmitteln und deren Kunden. Die Kunden können über eine Online-Plattform bei ihnen bestellen und ihre Ware einmal wöchentlich an einem zentralen Punkt abholen.
In Deutschland gibt es bereits mehr als 90 lokale Marktschwärmereien, unter anderem in Görlitz, Zittau, Hoyerswerda und Dresden.
Ganz nah am Kunden
Für die Erzeuger der Marktschwärmer ist der Bauernmarkt in Markersdorf ein kleines Experiment. Denn normalerweise liefern sie die bestellte Ware an einen zentralen Punkt, wo ihre Kunden diese abholen. Organisatorin Annegret Knieß findet aber solch einen Markt eigentlich schöner: "Hier kommen wir mit den Leuten ins Gespräch, die bei uns etwas kaufen." Sie hofft auf viel Zuspruch, damit sich der Aufwand für alle lohnt.
Hier kommen wir mit den Leuten ins Gespräch, die bei uns etwas kaufen.
Perfektes Ambiente
Das sonnige Wetter haben die Marktmacher auf jeden Fall auf ihrer Seite. Kurz nach Marktöffnung kommen die ersten Käuferinnen, so wie Diana Porschatis. Die Markersdorferin freut sich, dass sie jetzt im Ort ihre frischen Waren bekommt und dafür nicht nach Görlitz fahren muss: "Ich finden den Markt sehr gut. Das ganze Ambiente hier passt doch perfekt." Damit meint sie das Gebäudeensemble aus altem Fachwerkhaus, Scheune und Ställen, dass den Hof umgibt.
Ich finden den Markt sehr gut. Das ganze Ambiente hier passt doch perfekt.
Punkten mit ungewöhnlichen Sorten
Am Gemüsestand von Landwirt Marcus Ender hat sich inzwischen eine kleine Schlange gebildet. Fast alles kommt dabei von seinem Hof in Tetta, knapp 20 Kilometer von Markersdorf entfernt: Rot- und Weißkohl, Möhren, Kartoffeln, frischer Salat und unbekanntere Gemüsesorten wie Portulak oder Ringelbete. Sie sieht von außen wie Rote Bete aus und ist innen rot-weiß gestreift: "Sie schmeckt weniger erdig als normale Rote Bete, das macht sie auch als Rohkost attraktiv." Solche ausgefalleneren Sachen gebe es im Supermarkt eben nicht, meint Marcus Ender. Das ziehe die Leute an.
Zeitiges Frühjahr ist "Saure-Gurken-Zeit"
Landwirt Ender und andere regionalen Gärtnereien setzen vor allem auf Direktvermarktung. Entweder über den eigenen Hofladen, Abokisten oder Märkten wie den in Markersdorf. Das zeitige Frühjahr sei für ihn dabei eine der schwierigsten Zeiten, meint Ender: "Wir warten auf die neue Ernte und die alte Ernte ist fast verkauft. Jetzt ist für uns Saure-Gurken-Zeit." An frischen Sachen gebe es bei ihnen zur Zeit nur verschiedene Salate und Radieschen, da sie ihre Gewächshäuser nicht beheizten. Aber in ein paar Woche sehe das schon ganz anders aus.
Mehr als ein Markt
Auch an den anderen Ständen schauen sich die Besucherinnen und Besucher interessiert um: Ein Alpakahof bietet Gefilztes und Wolle an, es gibt Backwaren, selbstgemachte Marmeladen und Liköre aus regionalen Früchten, wie dem "Schönen von Herrnhut, eine alte Apfelsorte. Vor allem aus der Umgebung sind die Neugierigen gekommen, so wie Familie Rocks. "Sehr familiär und gemütlich, für die Kinder ist es auch schön", erzählen sie. Denn im Dorfmuseum gibt’s einiges zu entdecken: Schafe, einen Esel und kleine Hasen tummeln sich auf dem Gelände.
Nach zwei Stunden ist der Bauernmarkt vorbei. Organisatorin Annegret Knieß ist zufrieden mit der Resonanz, auch wenn der ganz große Ansturm ausgeblieben ist. "Wir wollen den Bauernmarkt erst einmal für drei Monate ausprobieren, immer am ersten Freitag im Monat." Wenn das gut angenommen werde, dann werde man über eine Fortsetzung nachdenken.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 07. April 2025 | 06:30 Uhr