Sicherheitsberatung Nach Angriff auf Disco: Görlitz will Sicherheitskonzepte prüfen
Hauptinhalt
10. Juli 2023, 17:30 Uhr
Eine Partynacht in Görlitz endete am Wochenende mit acht Verletzten und zehn Festnahmen. Der Görlitzer Oberbürgermeister will deshalb die Sicherheitsvorkehrungen für Veranstaltungen in der Stadt überprüfen lassen.
Nach einer Schlägerei mit acht Verletzten vor einer Diskothek in Görlitz hat Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) angekündigt, die Sicherheitsvorkehrungen für Veranstaltungen überprüfen zu lassen. "Wir werden überlegen, welche zusätzlichen Maßnahmen vielleicht noch nötig sind", sagte Ursu nach einer Beratung mit Vertretern von Polizei, Staatsanwaltschaft sowie des betroffenen Clubs. "Wir haben eine Sicherheitsstrategie. Aber so ein Vorfall muss man jetzt nochmal neu analysieren. Deswegen werden die Veranstaltungen jetzt neu aufgestellt."
Drei Tatverdächtige in Haft
Der Oberbürgermeister sagte, er sei "entsetzt" über das, was am frühen Samstagmorgen an der Diskothek L2 passiert ist. Die Kriminalpolizei ermittelt gegen fünf Männer. Wie die Polizeidirektion Görlitz mitteilte, werden sie des besonders schweren Landfriedensbruchs verdächtigt. Ein Richter erließ Haftbefehle gegen drei Tatverdächtige syrischer Abstammung im Alter von 19, 21 und 34 Jahren. Die Haftbefehle gegen zwei Türken im Alter von 22 und 28 Jahren setzte der Richter unter Auflagen außer Vollzug.
Partynacht endet mit Schlägerei und Flaschenwürfen
Die Tatverdächtigen sollen zu einer Gruppe von bis zu 20 Menschen gehört haben, die am Samstagmorgen gegen 3:30 Uhr zuerst Gäste des L2 Clubs, der ehemaligen Diskothek "Zwei Linden", beleidigt und dann Flaschen auf das Gebäude geworfen haben. Sie sollen nach Polizeiangaben unter anderem mit zerbrochenen Flaschen umstehende Personen angegriffen haben. Laut Medienberichten fand in dem Club eine Abi-Party statt. Die Polizei konnte dies allerdings nicht mit Sicherheit sagen.
Die Polizei hatte im Umfeld des Tatorts an der Clara-Zetkin-Straße zunächst zwölf Männer im Alter von 19 bis 35 Jahren gestellt. Zwei kamen später auf freien Fuß. Von den Verletzten gehörten drei zur Gruppe der Verdächtigen. Außerdem hätten fünf männliche Clubgäste im Alter von 18 bis 48 Jahren Verletzungen erlitten. Am Gebäude entstand ein Sachschaden von etwa 3.500 Euro.
Ermittlungen wegen Landfriedensbruch
"Von den zehn am Samstag festgenommenen Personen wurden am Sonntag fünf entlassen, weil sich der Tatverdacht des Landfriedensbruchs gegen sie nicht soweit erhärten ließ, dass es für einen Haftbefehlt gereicht hätte", sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. Die Polizei befragt derzeit Zeugen und Beschuldigte. Außerdem würden Spuren ausgewertet. So seien die Handys der Tatverdächtigen sichergestellt worden.
Nähere Angaben zum Hintergrund der Schlägerei ließen sich aber noch nicht machen. Auch die Leiterin der Schule, deren Abiturienten in der Diskothek ihr Abitur gefeiert hatten, wollte sich gegenüber einem MDR-Reporter zum Geschehen in dem Club nicht näher äußern.
Oberbürgermeister warnt vor Selbstjustiz
In den sozialen Medien kursieren seit dem Wochenende Aufrufe, die mutmaßlichen Täter mit Gewalt selbst zur Verantwortung zu ziehen. Von der rechtsextremen Partei "Freie Sachsen" wird für einen Protest gegen die Freilassung einiger Tatverdächtiger mobilisiert. Der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu warnte vor Gewalt. Er bat darum, "Aufrufen zu unüberlegten und gegebenfalls strafbaren Handlungen", nicht zu folgen. Die Behörden leisteten professionelle Arbeit, "um die Verantwortlichen zügig zur Rechenschaft zu ziehen", versicherte das Stadtoberhaupt. Die Behörden baten dazu um weitere Hinweise, vor allem Handyaufnahmen.
Auch Vize-Landrat Thomas Gampe verurteilte die Geschehnisse. "Wir werden die Ermittlungen für eine rasche Aufklärung nach unseren Möglichkeiten unterstützen", versprach der Beigeordnete. Sobald "konkrete Erkenntnisse zu den Beschuldigten" vorlägen, hätten diese "Konsequenzen" zu erwarten.
CDU-Politiker: Inakzeptables Verhalten
Der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu hatte sich bereits am Sonnabend bei Facebook zu dem Geschehen geäußert. "Willkommen in unserer Europastadt ist jeder, der sich integriert, an unsere Gesetze hält und niemandem verbal oder körperlich Schaden zufügt. Beleidigungen und Verhalten, die zu einer Schlägerei mit Verletzten führen, sind inakzeptabel", schrieb der CDU-Politiker.
MDR (mak/ama)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 09. Juli 2023 | 17:00 Uhr