Öffentlicher Nahverkehr Taktfahrplan bringt Probleme bei Schülerverkehr im Landkreis Görlitz
Hauptinhalt
13. Dezember 2022, 05:00 Uhr
Ab 1. Januar gilt im Norden des Landkreises Görlitz erstmals ein Taktfahrplan. Eigentlich soll er Bus und Bahn besser vernetzen. Auch der Schulbusverkehr wurde darin aufgenommen. Doch diese Vernetzung sorgt jetzt für Ärger. Viele Eltern beschweren sich, dass die Schulwege ihrer Kinder dadurch länger und umständlicher werden.
- Durch den neuen Taktfahrplan verlängern sich Schulwege und müssen Schulzeiten verändert werden.
- Bereits vor einem Jahr sollte der Taktfahrplan eingeführt werden. Damals scheiterte das an den Protesten der Eltern, die sich zu wenig informiert fühlten.
- Landrat Stephan Meyer will mit Elterninitiativen sprechen. Allen Hinweisen soll nachgegangen werden, um Lösungen zu finden.
Der neue Taktfahrplan, der ab 1. Januar im Norden des Landkreises Görlitz gilt, steht unter dem Motto "Gut vernetzt". Eigentlich soll dadurch der öffentliche Nahverkehr besser werden. Bus und Bahn wurden besser aufeinander abgestimmt. "Sie kommen nun einfacher, häufiger und schneller mit Bus und Bahn ans Ziel", wirbt der Landkreis auf seiner Internetseite für den neuen Taktfahrplan. Doch zum Ärger vieler Eltern ist auch der Schülerverkehr in den Taktfahrplan mit eingebunden. Sie kritisieren, dass die Schulwege ihrer Kinder dadurch länger und umständlicher werden.
Schule muss später beginnen
So wie in Halbendorf. Eigentlich brauchen die Halbendorfer Kinder und Jugendlichen mit dem Schulbus nur rund zehn Minuten nach Weißwasser. Bis zum Landau-Gymnasium sind es gerade einmal sieben Kilometer. Ab Januar wird der Schulbus aber mehr als 40 Minuten unterwegs sein, erzählt die Halbendorferin Judith Stuck. Die Schule ihrer Kinder wird deshalb eine halbe Stunde später beginnen und entsprechend später enden.
Einführung des Taktfahrplans bereits zweiter Versuch
Das greife immens in die Freizeitgestaltung der Kinder ein, sagt Judith Stuck. Nach Hausaufgaben und Lernen bleibe kaum noch Zeit für Sportverein oder Musikschule. "Bei einigen wird es unmöglich, dass dann noch zu realisieren." Hinzu komme, dass eine sichere Haltestelle im Ort an eine stark befahrene Straße verlegt werden soll. Gerade für Grundschüler sei das ein Problem. Von ähnlichen Sorgen berichten auch Elterninitiativen aus anderen Orten, wie aus Königshain oder Waldhufen.
Aus Sicht der Eltern hat der Taktfahrplan beim Schülerverkehr deshalb nichts verbessert. "Für unsere Kinder wird sich nichts verbessern, es wird sich alles verschlechtern", sagt Judith Stuck. Sie bemängelt außerdem, dass aus ihrer Sicht die Eltern nicht in die Fahrplanänderungen einbezogen wurden - wieder einmal. Denn vor einem Jahr gab es den ersten Anlauf des Landkreises, einen Taktfahrplan einzuführen. Damals wurde das Projekt zunächst abgesagt, weil die Eltern aus ähnlichen Gründen wie diesmal dagegen Sturm liefen. Auch damals war fehlende Kommunikation ein Problem.
Die, die es betrifft, nämlich die Kinder und wir als Eltern, wurden nicht in diese Veränderungen einbezogen.
Landrat: Schulen und Kommunen waren informiert
Beim zweiten Anlauf wollte der Landkreis Görlitz es besser machen. Laut Landrat Stephan Meyer (CDU) hat es Gespräche mit den Schulen, Kommunen und Elterninitiativen gegeben. Hinweise der Eltern wurden zumindest teilweise mit einbezogen. Im Frühjahr habe man die Pläne zudem auf einer Informationsveranstaltung mit allen Kommunen und Schulen vorgestellt. Deshalb sei er verwundert, dass jetzt noch eine ganze Reihe von Stellungnahmen komme. Es sei schließlich auch Aufgabe der Gemeinden und der Schulen, mit der Bevölkerung zu sprechen und sie zu informieren.
Allen Hinweisen soll nachgegangen werden
Landrat Meyer verspricht jetzt Unterstützung. Man werde allen Hinweisen nachgehen. Noch in dieser Woche will er unter anderem mit den Elterninitiativen sprechen. Auf alle Schreiben, die den Landkreis erreicht haben, soll es Antworten geben. "Wir werden aber auch dort anbieten, dass es individuelle Rücksprachemöglichkeit gibt, um wirklich dann zum 1. Januar Klarheit zu haben, ob die Busverbindungen erreichbar sind." Der Landkreis werde sich bemühen, Lösungen zu finden.
Eine Erkenntnis habe ihm die Diskussion um den Taktfahrplan auf jeden Fall gebracht, ergänzt Meyer: "Wir müssen in der Kommunikation und in der Beteiligung bei ähnlichen Prozessen künftig deutlich besser werden." Denn grundsätzlich sei der Taktfahrplan eine gute Sache, findet der CDU-Politiker. Ab Januar gebe es dadurch mehr als eine Million zusätzliche Fahrplankilometer. Das bedeute, dass an den Wochenenden und in den Ferienzeiten wieder mehr Linien fahren, unabhängig vom Schülerverkehr. Er hofft deshalb, dass die Probleme bis zum Start im Januar gelöst werden können.
MDR (vis)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 10. Dezember 2022 | 16:30 Uhr