Protestmarsch und Kritik Waggonbauer kämpfen für Erhalt ihres Werks in Niesky
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21. Februar 2023, 20:10 Uhr
Wird der Waggonbau in Niesky bleiben? Im Kampf um den Erhalt ihres Werkes sind die Waggonbauer am Dienstagnachmittag in einem stillen Protestmarsch durch die Stadt gelaufen. Sie ärgert auch, dass sie vom slowakischen Eigentümer nichts darüber erfahren, wie es weitergehen soll.
- Betriebsrat kritisiert Schweigen der slowakischen Geschäftsführung.
- 300 Menschen solidarisieren sich bei Protestmarsch mit Waggonbauern.
- 65 Geschäftsinhaber unterstützen Plakat-Aktion und Proteste für den Erhalt des Werks.
Auch am Tag nach dem Protestmarsch und einer Plakataktion in ganz Niesky wissen die von Kurzarbeit und drohender Werksschließung betroffenen 250 Waggonbauer nicht, wie es weitergeht. Trotz vielfacher Nachfragen bei der Geschäftsführung in der Slowakei und örtlichen Vertretern im Werk, "gibt es keinerlei konkrete Hinweise, was nach 2023 und ab diesem Sommer kommt, wenn die ersten Verträge auslaufen", kritisierte Betriebsrat Peter Jurke im Gespräch mit MDR SACHSEN. Die Belegschaft ärgere, dass es keinerlei Bewegungen für Lösungen gebe.
Das Nieskyer Werk war nach einer Insolvenz 2018 von einem Tochterunternehmen von des Waggonbauers Tatravagonka in der Slowakei gekauft worden.
Stiller Protestmarsch und Plakate in ganzer Stadt
Am Dienstagnachmittag waren rund 300 Menschen aus Niesky und Umgebung bei einem stillen Protestmarsch durch die Stadt gelaufen. Mit dieser Aktion wollten sie ein Zeichen für den Erhalt des für die Region wichtigen Waggonbauwerks setzen. Auch erinnern 65 Geschäfte mit Plakaten und Exponaten in ihren Schaufenstern an die Wurzeln des Waggonbaus in ihrer Stadt.
Die Gewerbetreibenden solidarisieren sich mit den Waggonbauern und wollen zeigen: Die Fertigung von Eisenbahnwaggons hat Tradition und muss auch eine Zukunft haben. Die Situation sei ja schon jahrelang angespannt, sagt Andreas Vetter vom gleichnamigen Sportgeschäft. "Jetzt ist, glaube ich, der Höhepunkt erreicht, dass so richtig das Licht ausgeht dort. Wir sind da alle mit betroffen."
Auftragsmangel beim Traditionsbetrieb
Seit 1917 werden in Niesky Schienenfahrzeuge hergestellt, darunter Güter-, Post-, Reisezugwagen sowie Straßenbahnen. Heute ist der Waggonbau in Niesky mit rund 250 Beschäftigten der letzte Hersteller von Güterwaggons in Deutschland. Doch aufgrund von Materialengpässen, Auftragsmangel und steigenden Energiepreisen ist der Traditionsbetrieb in schwieriger wirtschaftlicher Lage. Beschäftigte sind seit Monaten in Kurzarbeit.
Die Waggonbauer halten deshalb jeden Dienstagnachmittag eine Mahnwache vor ihrem Werkstor ab. Der slowakische Eigentümer hat bisher auf die Proteste nicht reagiert.
MDR (jcz/ama)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 21. Februar 2023 | 19:00 Uhr