
Vor der 50. Fahrsaison Frühjahrsputz: Wie die Parkeisenbahn Görlitz für den Saisonstart fit gemacht wird
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16. März 2025, 09:30 Uhr
Die Parkeisenbahn Görlitz ist eine von fünf Parkeisenbahnen in Sachsen. Mit ihren gerade einmal 665 Metern Schienenlänge zählt die einstige Pioniereisenbahn aber zu den Kleinsten. Trotzdem begeistert sie immer noch die Familien, weshalb der Parkeisenbahn-Verein auf viele helfende Hände beim Frühjahrsputz vor dem Saisonstart zählen kann. Manch einer hat hier auch seinen Berufswunsch gefunden.
Auf dem Gelände der Görlitzer Parkeisenbahn scheint es, als ob die Heinzelmännchen ausgeschwärmt sind. Überall wird Laub zusammengefegt, werden Schilder geputzt, aufgeräumt. Um die 30 Leute bereiten an diesem Sonnabend alles für den Saisonstart zu Ostern vor. Auch Jonas schwingt gerade den Besen, um aus den Schienen das letzte Laub zu holen. Der 17-Jährige gehört seit acht Jahren zu "Jungeisenbahnern" des Vereins.
Lokfahren erst ab 18
"Ich habe damals eine Freizeitbeschäftigung gesucht und wir sind spontan hier vorbeigekommen. Seitdem bin ich dabei", erzählt Jonas. Er und die anderen Nachwuchseisenbahner sind dafür zuständig, die Signale zu stellen, Fahrkarten zu verkaufen und zu kontrollieren oder die Schranke zu betätigen. Die Lok dürfen sie allerdings noch nicht fahren. Das gehe erst ab 18, meint Jonas. Aber er habe bald Geburtstag, dann dürfe auch er die Lok fahren. Die Ausbildung habe er schon gemacht, es fehle nur noch die Prüfung. "Da freue ich mich schon drauf, weil man dann die Strecke als Lokführer auch ganz anders wahrnimmt."
Warum die Parkeisenbahn ein "Adler" ist
Nur ganze 665 Meter ist die Strecke durch den Park lang. Pro Runde braucht die Parkeisenbahn etwa zehn Minuten, sie fährt nur zwischen fünf und zehn Stundenkilometer schnell. Die Personenwagen werden vom "Adler" gezogen, erzählt Vereinschef Daniel Schölzel. "Das ist ein Nachbau der ersten deutschen Eisenbahn, die 1835 von Nürnberg nach Fürth gefahren ist. Damals hieß die Lok ‚Adler‘." Allerdings sei die Parkeisenbahnlok nur halb so groß wie das Original.
Die Parkeisenbahn Görlitz
Erbaut wurde die Görlitzer Parkeisenbahn 1976 in einem richtigen Eisenbahnwerk, in dem auch Züge in Normalgröße gebaut werden: Beim Waggonbau Görlitz. Dabei hat sie nur eine Spurweite von 60 Zentimetern. Die Parkeisenbahn ist also ein Mini-Zug, der aber groß genug ist, um bequem darin Platz zu nehmen.
Vorbild für den Zug war der gleichnamige "Adler", die erste Eisenbahn, die auf deutschem Boden fuhr. Dabei ist der Görlitzer "Adler" gar keine Dampflok, wie sein historisches Vorbild, sondern eine Diesellok.
Die Parkeisenbahn eröffnet am Osterwochende die Saison, erster Fahrtag ist der 19. April. Danach fährt sie bis Oktober jeden Sonnabend und Sonntag, im Juli und August zusätzlich mittwochs.
Mit Ruhe und Gemütlichkeit
Obwohl das kleine Bähnchen so langsam und immer auf derselben Strecke unterwegs ist, sind viele von ihm fasziniert. Stefan Loock zum Beispiel ist seit Anfang der 1980er-Jahre mit dabei, erst als Pioniereisenbahner, später dann nach der Wende als Parkeisenbahner.
Der Schiene ist Stefan Loock auch beruflich treu geblieben: Er fährt in Görlitz die Straßenbahn. Wie ist für ihn der Umstieg von der großen Straßen- auf die kleine Parkeisenbahn? Das sei schon manchmal komisch, meint Stefan Loock. "Es sind andere Geschwindigkeiten, andere Fahrgäste. Es ist hier wesentlich entspannter und gemütlicher. Man sitzt im Freien, das ist bei schönem Wetter toll." Aber egal ob Straßen- oder Parkeisenbahn, auf Schienen durch die Gegend zu fahren, sei immer etwas Besonderes.
Es sind andere Geschwindigkeiten, andere Fahrgäste. Es ist hier wesentlich entspannter und gemütlicher. Man sitzt im Freien, das ist bei schönem Wetter toll.
Vom Parkeisenbahner zum Lokomotivführer
Auch für Jungeisenbahner Jonas hat das Hobby Parkeisenbahn seinen Berufswunsch beeinflusst. Gerade macht er sein Fachabitur am Beruflichen Schulzentrum in Görlitz. Ab September fängt er dann bei der Deutschen Bahn eine Ausbildung zum Lokomotivführer an.
MDR
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 17. März 2025 | 14:30 Uhr