Illegales Feuerwerk Zwei Todesfälle in Sachsen: Deshalb sind Kugelbomben so gefährlich
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03. Januar 2025, 15:40 Uhr
Dieses Jahr kamen durch Kugelbomben in Sachsen zwei Menschen ums Leben. Doch warum genau sind diese Feuerwerkskörper für Pyrotechnik-Laien so gefährlich? Aufschluss gibt ein Besuch bei der Bundespolizeiinspektion Ebersbach. Die Beamten führen jedes Jahr vor Silvester Kontrollen an den Grenzen zu Polen und Tschechien durch, um die Einfuhr verbotener Böller und Raketen zu verhindern.
Der Ebersbacher Bundespolizeisprecher Alfred Klaner erklärt,
- warum eine Kugelbombe niemals am Boden gezündet werden darf,
- warum ihre lange Zündschnur trügerisch und gefährlich ist,
- und woher die gefährlichen Feuerwerkskörper nach Sachsen kommen.
Alfred Klaner, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Ebersbach, hat diverse sichergestellte Feuerwerkskörper auf einem Tisch vor sich ausgebreitet. Er nimmt den größten in die Hand: "Wir haben hier eine Kugelbombe". Es handele sich dabei um Höhenfeuerwerk. "Das heißt, Feuerwerker benutzen es, um es in einer Abschussvorrichtung in den Himmel zu schießen", erklärt Klaner.
Niemals dürfe eine Kugelbombe am Boden gezündet werden, wie es viele Laien machen würden. "Feuerwerker sprechen von einem Sicherheitsabstand von 70 Metern." Die Gefährlichkeit ergebe sich einerseits aus der enormen Sprengkraft der Feuerwerkskörper der Kategorie 4. "Wie der Name sagt: Kugelbombe. Das explodiert fast wie eine Bombe", sagt der Bundespolizist.
Was bedeuten die Kategorien von Feuerwerkskörpern? (zum Ausklappen)
Bei der Kategorie F1 besteht eine sehr geringe Verletzungsgefahr. Diese Art von Feuerwerk ist das ganze Jahr über erlaubt, das Mindestalter ist 12 Jahre.
Bei der Kategorie F2 besteht eine geringe bis mittlere Verletzungsgefahr. Das Mindestalter für Nutzung und Kauf ist 18 Jahre. Die Nutzung ist erlaubt vom 31. Dezember bis zum 1. Januar.
Bei der Kategorie F3 besteht eine mittlere bis große Verletzungsgefahr. In Deutschland ist eine Erlaubnis für die Nutzung erforderlich. In Polen und Tschechien sind Feuerwerkskörper dieser Kategorie für Erwachsene frei verkäuflich.
Bei der Kategorie F4 besteht eine große Verletzungsgefahr. Feuerwerkskörper dieser Kategorie sind in Deutschland so wie in Polen und Tschechien nur für geschulte Pyrotechniker erlaubt.
Bei ungeprüftem Feuerwerk ist die Verletzungsgefahr sehr groß. Solche Böller oder Rakten haben keine Kennzeichnung und kein Prüfzeichen. Kauf, Einfuhr und Nutzung sind in jedem Fall verboten.
Quelle: Bundespolizei
Trügerische Zündschnur
Hinzu komme die lange Lunte der Kugelbomben: Viele Pyrotechnik-Laien würden annehmen, dass sie nach der Zündung ausreichend Zeit hätten, um sich in Sicherheit zu bringen. "Das ist sehr, sehr trügerisch, weil die innerhalb von Sekundenbruchteilen abbrennt. Das ist keine normale Zündschnur", stellt er klar.
Dass die spezielle Lunte so schnell abbrennt, habe mit den Anforderungen von Kugelbomben als Höhenfeuerwerk zu tun. "Und genau dadurch verletzen sich viele Menschen. Mir sind auch Leute bekannt, die zum Beispiel ihr Augenlicht verloren haben", erzählt Klaner. Und es komme auch zu Todesfällen.
Verkauf auf Märkten in Polen und Tschechien
Kugelbomben sind Feuerwerkskörper der Kategorie F4. Sie sind in Polen und Tschechien genau wie in Deutschland nur für geschulte Pyrotechniker zugelassen. Offenbar nimmt man es dort aber beim Verkauf mit dieser Auflage nicht so genau. Man könne sie auf den grenznahen Märkten in Polen oder Tschechien kaufen, erklärt Alfred Klaner.
Auch die Kugelbombe, durch die in Hartha in der Nähe von Waldheim ein Mann gestorben ist, kam aus Tschechien. Das bestätigte eine Sprecher der Polizei auf Nachfrage von MDR SACHSEN. In Oschatz war es laut Polizei ebenfalls eine sogenannte Kugelbombe, durch die ein Mann in der Silvesternacht ums Leben kam. Wo sie gekauft wurde, wollte die Polizei mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht verraten.
Auch kleinere Böller gefährlich
Mitunter reichen aber auch schon viel kleinere Böller, um Menschen schwere Verletzungen zuzufügen, erklärt Klaner weiter. Vor allem bei Jugendlichen beliebt seien zum Beispiel sogenannte DumBum-Böller. In Deutschland braucht man für die Feuerwerkskörper der Kategorie F3 eine Erlaubnis, in Polen und Tschechien sind sie für Erwachsene frei verkäuflich.
In der Praxis gelangen sie aber auch in Kinderhände: "Wir haben auch dieses Jahr wieder 15-Jährige damit erwischt", berichtet Klaner. Nach Angaben von "Bild" war es auch ein sogenannter DumBum-Böller, durch den ein 16-Jähriger in Pirna vier Finger verloren hat. Die Polizeidirektion Dresden konnte das auf Nachfrage von MDR SACHSEN nicht bestätigen.
MDR (jwi)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 02. Januar 2025 | 19:00 Uhr