Schwimmeister Steffen Wolf
Das Walkmühlenbad ist von einem Wäldchen umgeben. Steffen Wolf ist hier seit Jahrzehnten Bademeister. Bildrechte: MDR/Jörg Winterbauer

Pulsnitzer Urgestein Walkmühlenbad: Bademeister verabschiedet sich nach 43 Jahren

31. August 2024, 11:00 Uhr

Wer regelmäßig ins Pulsnitzer Walkmühlenbad geht, kennt ihn: Bademeister Steffen Wolf. Viele werden sich noch aus ihrer Kindheit an ihn erinnern. Mehr als vier Jahrzehnte hat er dem Bad die Treue gehalten, doch bald ist Schluss. Zum Abschied möchte er "Danke" sagen.

Dass Steffen Wolf Rettungsschwimmer geworden ist, hat er einem Eisunfall zu verdanken. So erzählt er es, während er am Beckenrand sitzt und über das Wasser blickt, das die Reflektionen der Bäume grünlich färben. Ab und zu platscht es, weil jemand reinspringt, sonst ist es an diesem Montagnachmittag ruhig. "Als Jugendlicher habe ich mal ein Kind aus einem Eisloch gezogen. Das war eingebrochen und ich war in der Nähe. Das hat sich dann herumgesprochen, da war man dann so ein bisschen wie der Held in der Stadt."

Ein abfotografiertes Foto von einem Mann in Badehosen auf einem Stuhl an einem See.
Nicht immer ist sein Job so entspannt, wie es auf diesem Bild aus den Neunzigern aussieht, betont Steffen Wolf. Bildrechte: Steffen Wolf privat

Schon als Kind im Walkmühlenbad

Seitdem habe er anderen helfen wollen, erzählt Wolf. Außerdem sei er schon als Kind gerne ins Walkmühlenbad gegangen. Deshalb wurde er Rettungsschwimmer. Als er dann 1981 mit 21 Jahren einen Job als Schwimmmeister in dem Naturbad angeboten bekam, sagte er zu - und blieb mehr als vier Jahrzehnte.

Heute ist er 64 und sein Beruf heißt inzwischen "Fachangestellter für Bäderbetriebe", für die meisten Badegäste ist er aber nach wie vor der "Bademeister" und das findet er in Ordnung. Dabei ist er viel mehr als das: Neben der Wasseraufsicht pflegt er die Anlage, mäht den Rasen, führt Instandhaltungsarbeiten durch.

Schwimmeister Steffen Wolf
Noch bis Ende des Jahres arbeitet Steffen Wolf für das Walkmühlenbad, dann geht er in Rente. Bildrechte: MDR/Jörg Winterbauer

Zum Ende des Jahres ist Schluss für ihn, dann geht er in Rente. Freut er sich darauf? "Einerseits schon, weil ich jetzt mehr Zeit mit meiner Familie, mit meinen Enkeln verbringen kann. Wenn man über 40 Jahre fast keine Wochenende hat im Sommer, fehlt das schon irgendwo. Aber am Ende fehlt vielleicht auch das hier mal."

"Super Verhältnis" zu den Badegästen

Der Umgang mit den langjährigen Badegästen beschreibt Wolf als fast schon familiär. "Das sind wirklich treue Gäste, die mich auch schon viele Jahre hier begleiten. Und da hat man schon ein super Verhältnis aufgebaut."

Schwimmeister Steffen Wolf
So werden ihn viele Pulsnitzer in Erinnerung behalten: Steffen Wolf auf seinem Wachposten. Bildrechte: MDR/Jörg Winterbauer

Sein Blick schweift über das Wasser in Richtung der Bäume. Neben den Gästen ist es die Natur, die er besonders mag an seiner Arbeit. "Abends, kurz vor Feierabend, ruft das Käuzchen aus dem Wald. Und oft ziehen die Graureiher hier rein, weil im Becken auch ein paar Fische drin sind, die sie sich wahrscheinlich rauspickern wollen." Wie zum Beweis springt in diesem Moment ein kleiner Fisch aus dem Wasser.

Viele schöne Erinnerungen

Auch an die Feste, die der Karnevalsverein "Pukava" veranstaltet hat, denke er gerne zurück. "Da sind viele schöne Erinnerungen dabei: Badewannenrennen oder Neptunfest. Die machen das immer sehr liebevoll, sehr aufwendig." Einmal habe der Karnevalsverein ihm ein Hemd gedruckt mit der Aufschrift "Schwimmmeister-Urgestein."

Mit Arbeitskleidung ins Wasser

Aber es habe auch einige schwierige Momente gegeben, erinnert sich Wolf: Einmal rutschte ein Kind auf dem Dreimeterbrett aus, fiel auf den Beckenrand und verletzte sich schwer. "Mein größter Wunsch war immer, dass die Badesaison ohne größere Unfälle zu Ende geht". Meistens habe das geklappt. Er erzählt von einem Traum, den er kürzlich hatte: Ein Kind geht unter, er greift nach ihm. Dann wacht er auf und merkt, dass er den Arm seiner Frau umklammert.

Wolf erzählt von seinem ersten Rettungseinsatz: Er sei gerade mit Gartenarbeiten am Beckenrand beschäftigt gewesen, als zwei Kinder im Wasser schwammen - eines mit Luftmatratze. Er habe kurz weggeschaut. Als er wieder hingeschaut habe, da sei das eine Kind weg gewesen. Nur die Luftmatratze habe sich etwas bewegt. Er habe nicht lange gezögert und sei in voller Montur ins Wasser gesprungen. Da sei der vermeintlich ertrunkene Junge verdutzt aufgetaucht. Er habe sich nur vor dem anderen Jungen unter der Luftmatratze verstecken wollen.

Ein gutes Team

Letztes Jahr hatten die Pulsnitzer schon einmal Gelegenheit, sich an das Walkmühlenbad ohne "Schwimmmeister Urgestein" zu gewöhnen: Er fiel länger krankheitsbedingt aus. Aber bevor er sich in die Rente verabschiedet, habe er nochmal zurückkommen wollen. "Ich glaube, das war die beste Entscheidung, die ich so für mich finden konnte. Hätte ich es nicht gemacht, hätte mir der Abschluss gefehlt."

Bademeister stehen auf einem Steg
"Wir sind eine super Truppe", sagt Wolf über sich und die geschätzten Kollegen. Bildrechte: MDR/Jörg Winterbauer

Der Lohn für die Arbeit seien die vielen positiven Rückmeldungen der Badegäste, die man auch im Internet nachlesen kann. Aber, sagt er, "das ist nicht mein Verdienst. Da gehören wir alle vier dazu. Wir sind eine echt gute Truppe", sagt er über die anderen beiden Bademeister, die Kassiererin und sich.

Zum Abschluss des Gesprächs will Wolf noch etwas loswerden: "Ich möchte allen Danke sagen, die dem Bad die Treue gehalten haben, mir und dem Kollektiv. Bleibt schön gesund und wir sehen uns als Badegäste wieder!" Wer das Pulsnitzer Urgestein nochmal als Bademeister erleben will, hat noch die Gelegenheit bis zum 8. September, danach schließt das Bad bis Mai.

MDR SACHSENSPIEGEL

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