Geständnis abgelegt Offenbar Streit mit Kirche: Polizei geht von Einzeltäter bei Brand in Großröhrsdorf aus
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14. August 2023, 19:18 Uhr
Anfang August zerstörte ein Feuer die Stadtkirche in Großröhrsdorf im Landkreis Bautzen. Eine Woche nach dem Brand war es der Polizei gelungen, einen Tatverdächtigen festzunehmen. Der Mann soll im Streit mit der Kirche gelegen haben.
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Der verheerende Brand in der Großröhrsdorfer Kirche im Landkreis Bautzen ist laut Polizei von einem 40-jährigen Mann aus der Umgebung gelegt worden. Dem mutmaßlichen Alleintäter werde schwere Brandstiftung vorgeworfen, sagte Kriminaldirektor Raik Schulze von der Polizeidirektion Görlitz am Montag bei einem Pressetermin in Großröhrsdorf. Der Beschuldigte habe ein Geständnis abgelegt und sitze in Untersuchungshaft.
Fahrlässige Brandstiftung ist ausgeschlossen, es gab eine Explosion.
Der Tatverdächtige befinde sich "in einer persönlich schwierigen Lebenssituation". Nach dem Geständnis habe er erleichtert gewirkt, so der Kriminaldirektor. Die Angaben des 40-Jährigen deckten sich mit den Untersuchungsergebnissen, auch zur Begehungsweise der Tat. "Fahrlässige Brandstiftung ist ausgeschlossen, es gab eine Explosion", sagte Schulze.
Beschuldigter polizeibekannt
In der Nacht zum 4. August war in der fast 300 Jahre alten barocken Stadtkirche ein Feuer ausgebrochen. Zunächst hatten die Flammen den Dachstuhl erfasst, danach auch den fast 50 Meter hohen Glockenturm. Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Görlitz, Peter Terres, stammt der beschuldigte Familienvater aus dem Raum Großröhrsdorf. Zwischen ihm und der Kirche gebe es "Zwistigkeiten", sagte Terres. Konkrete Angaben könne er dazu aber noch nicht machen.
Laut Terres wurde der Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung am Sonnabend erlassen. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft sei "alles getan". Es brauche aber noch Nachermittlungen, "um die Sache gerichtsfest und wasserdicht zu machen" - mit dem Ziel einer Anklage zum Landgericht Görlitz. Gegen den Tatverdächtigen hat die Kripo Görlitz schon einmal wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt, nach Angaben von Terres gibt es derzeit weitere Ermittlungsverfahren in anderen Bundesländern wegen anderer Straftaten.
Spendenkonto für Wiederaufbau
Bei dem Brand wurde unter anderem die Innenausstattung der 1736 eingeweihten Kirche völlig zerstört. Menschen wurden bei dem Feuer nicht verletzt. Die Kirchgemeinde will das Gotteshaus wieder aufbauen. Die Art und Weise wolle man in einem gemeinsamen Prozess entwickeln, hieß es. Seit einigen Tagen ist ein Spendenkonto für den Wiederaufbau eingerichtet. Bis Montagvormittag waren dort knapp 155.000 Euro eingegangen.
Die Gemeinde will vorübergehend eine "Freiluftkirche" in der Nähe der Brandruine einrichten. "Wir wollen unser Gemeindeleben fortsetzen, so gut es geht, und dazu einladen", hieß es. Der erste Gottesdienst nach dem Brand war am Sonntag auf dem Pfarrhof in Großröhrsdorf gefeiert worden. Ortspfarrer Stefan Schwarzenberg sagte, dass die Kirchgemeinde die neuen Erkenntnisse zu dem Brand erst einmal verarbeiten müsse. Er dankte den zahlreichen Helfern in den Tagen nach dem Brand und für die große Anteilnahme.
Ich möchte ein herzliches Dankeschön sagen an alle, die uns bei und nach der Brandnacht beigestanden haben.
Der Staatssekretär im sächsischen Innenministerium, Frank Pfeil (CDU), betonte bei seinem Besuch in Großröhrsdorf, die ausgebrannte Kirche sei ein herber Verlust, nicht nur materiell. Der Brand sei ein "schmerzliches Ereignis für das Gemeinwesen". Es sei alles getan worden, das Feuer einzudämmen. Einsatzkräfte seien sogar über ein so hochsensibles Gelände wie den Friedhof gefahren.
Dass jetzt nach nur einer Woche ein Tatverdächtiger gefunden wurde, sei ein ganz wichtiges Zeichen, sagte Pfeil. So gebe es "in dieser schmerzlichen Situation zumindest den Trost, die Ursache zu wissen".
Landrat dankt für Anteilnahme und Ermittlungserfolg
Der Bautzener Landrat Udo Witschas (CDU) bedankte sich für die große Anteilnahme nach dem Kirchenbrand und den schnellen Ermittlungserfolg. "Wenn wir jetzt die Gewissheit haben, dass den Brand ein Mensch wahrscheinlich aus unserer Mitte, aus der Gesellschaft gelegt hat, dann ist das schrecklich und verwerflich." Aber die Erkenntnis helfe auch, wieder nach vorn zu schauen. Es könne über Vergebung nur nachgedacht werden, wenn bekannt sei, was geschehen ist.
MDR (ama)/epd/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 14. August 2023 | 09:30 Uhr