
Werkstätten laden ein Staunen und stöbern in 63 offenen Töpfereien in Sachsen
Hauptinhalt
09. März 2024, 14:13 Uhr
Nach der Winterpause soll in die Keramikwerkstätten und Töpfereien wieder Leben ziehen. Daher laden sie zum 19. Mal zum Tag der offenen Töpferei an diesem Wochenende ein. In Sachsen beteiligen sich 63 Töpfereien und Ateliers und haben ein buntes Besucherprogramm zusammengestellt.
- 63 Keramikerinnen und Keramiker zeigen ihre Besonderheiten in Sachsen.
- Werbeeffekte erhofft: Klappern gehört auch bei den Töpfern zum Handwerk.
- Jahrtausende altes Handwerk plagen große Nachwuchssorgen.
"Seit Mittag ist es voll. Die Leute kommen und gucken", erzählt Keramikerin Peggy Nothnagel aus Großpösna. Sie ist eine von 63 Töpferinnen und Töpfern, die an diesem Wochenende zum Tag der offenen Töpferei in Sachsen einladen. Bundesweit sind rund 500 Werkstätten geöffnet. Töpferin Nothnagel fände es gut, wenn die Besucher schauen kämen, aber auch kauften.
Warum der Töpfer Tassen in Holzspäne wirft
Jede Keramikerin, jeder Töpfer versuche, etwas Eigenes seines Betriebes vorzustellen. Peggy Nothnagel zeigt ihren Kunden die japanische Brenntechnik Raku. Dafür hat sie sich einen elektronischen Ofen im Hof selbst gebaut, in dem Tongefäße bei 1.000 Grad Celsius gebrannt werden. Mit Zangen entnimmt sie die heißen Teile und legt sie in Körbe mit Sägespänen. Andere nehmen auch Laub oder Stroh. "Wegen der Temperaturunterschiede reißt die Glasur. Die Späne verbrennen an den heißen Gefäßen." Später bürstet die Töpferin ihre Produkte mit Stahlwolle ab und sieht erst dann die Muster und Verfärbungen in der Oberfläche.
Neben Brenntechniken können Interessierte den Töpfern beim Arbeiten über die Schultern und auf die Hände an den Töpferscheiben schauen oder diverse Formen, Lasuren und Maltechniken kennenlernen. Mancherorts dürfen Gäste auch selbst an den Töpferscheibe formen. Ins Keramikhaus in Großpösna kämen viele Kunden aus der Leipziger Region. "Einer ist sogar extra aus Berlin gekommen", sagt die 57 Jahre alte Töpferin im Gespräch mit MDR SACHSEN. Die meisten würden sich zwei, drei Töpfereien nacheinander anschauen. Manch einer komme auch mit Sonderwünschen und Maßangaben in Nothnagels Werkstatt. "Bei uns gibt es Handwerksarbeit, die man nicht auf den Wühltischen bei Aldi findet."
Schautage mit Werbeeffekt
Die Handwerkerin hofft, dass das Wochenende für ihre Zunft Werbeeffekte bringt. Denn viele Kolleginnen und Kollegen stünden kurz vor der Rente und bildeten immer seltener aus. Sie sorgt sich um die Zukunft des Jahrtausende alten Handwerksberufes. "Wie überall fehlt auch bei uns der Nachwuchs. Für ganz Deutschland gab es in diesem Lehrjahr nur 16 Lehrlinge." Die Nachfragen nach einer Ausbildung seien viel höher als das Angebot. "Aber als Einzelkämpfer ist es schwer, das Geld für die Mindestvergütung eines Lehrlings zu erwirtschaften", erklärt die Großpösnaerin dazu.
Nachwuchssorgen auch in den Töpfereien
Dass den sächsischen Töpfereien der Nachwuchs fehlt, bestätigt auch der der Obermeister der Töpferinnung, Karl Louis Lehmann. Als Grund nannte er auch die fehlende Meisterausbidung im Freistaat. Seinen Angaben zufolge werden in den nächsten fünf Jahren mindestens sechs alteingesessene Werkstätten schließen.
Doch an diesem März-Wochenende freut sich Töpferin Peggy Nothnagel auf viel neugierige Kunden und Trubel nach den ruhigen Wintermonaten. "Im Winter gibt es ja keine Töpfermärkte. Die Saison beginnt erst nach Ostern."
- Die Werkstätten sind an beiden Wochenendtagen in der Zeit von 10 bis 18 Uhr geöffnet, neben den Zentren im Raum Leipzig und der Lausitz auch in vielen anderen Dörfern und Städten. Den Überblick finden Sie hier.
MDR (kk)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 09. März 2024 | 10:00 Uhr