Ein Mann geht am 27.08.2014 zum Empfangsbereich im Jobcenter in Leipzig (Sachsen).
Im Jahr 2024 könnte die Arbeitslosigkeit in Sachsen nach Prognosen der Bundesagentur für Arbeit leicht ansteigen. Bildrechte: picture alliance / dpa | Jan Woitas

Arbeitsmarkt Prognose: Arbeitslosigkeit in Sachsen steigt 2024 leicht an

31. Dezember 2023, 15:27 Uhr

In Zeiten andauernder Krisen reagiert auch der Arbeitsmarkt. In Sachsen wird nach einem durchwachsenen Jahr für 2024 ein leichter Anstieg der Arbeitslosenzahlen erwartet. Grund sind hohe Energiepreise und Kaufzurückhaltung. Trotzdem sind die Unternehmen weiter auf der Suche nach Fachkräften.

Die Bundesagentur für Arbeit rechnet mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Jahr 2024. Zugezogene aus dem Ausland sollen jedoch schneller in Arbeit gebracht werden, sagt Klaus-Peter Hansen, der Chef der Regionaldirektion, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Chancengeber sind nicht das Jobcenter oder die Politik, Chancengeber ist der Arbeitgeber."

Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit 2024 erwartet

In Sachsen ist die Arbeitslosigkeit im Verlauf des Jahres 2023 gestiegen. Der sonst übliche Aufschwung im Frühjahr und im Herbst blieb den Angaben zufolge hinter den Erwartungen. Im November waren mehr als 130.000 Menschen arbeitslos gemeldet, 8,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,1 Prozent und damit 0,4 Punkte höher als im November 2022.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostiziert für 2024 einen weiteren leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Freistaat. Demnach wird ein Anstieg der Arbeitslosenzahl um 1.100 auf 131.500 erwartet, was einem Plus von 0,8 Prozent entspricht.

Hohe Kosten bremsen Wirtschaftsentwicklung aus

Die Wirtschaft leide vor allem unter hohen Kosten gerade für Energie sowie einer Kaufzurückhaltung, sagte Hansen. "Für viele Menschen gilt der Spruch: In Krisen muss alles länger halten. Das Fahrzeug, die Möbel, die Kleidung."

Für die auf Wachstum getrimmte Wirtschaft sei das Gift. Betroffen seien davon insbesondere das Baugewerbe, Hotels und Gaststätten, Teile des Handels, aber auch das verarbeitende Gewerbe. Die Folge sei Abbau von Personal. Jedoch überlegten Unternehmen dreimal, ob sie einen Mitarbeiter entlassen würden, weil sie ihn dann nie wieder sähen, sagte Hansen.

Jobmotor Autoindustrie stottert in Sachsen

Auch über der in Sachsen traditionsreichen Autobranche hängen teils dunkle Wolken. Die E-Auto-Fabrik von VW in Zwickau kämpft mit einem Absatzeinbruch nach dem abrupten Aus der staatlichen Förderung für Elektro-Autos.

Davon sind auch zahlreiche Zulieferfirmen betroffen. Das Zuliefernetzwerk AMZ hat jüngst vor weiterem Jobabbau gewarnt. Auch die Gewerkschaft IG Metall spricht von zusätzlicher Unsicherheit für die Beschäftigten. "Wer als potenzieller Beschäftigter wettbewerbsfähig ist, findet Arbeit", betonte Hansen.

Wer als potenzieller Beschäftigter wettbewerbsfähig ist, findet Arbeit.

Klaus-Peter Hansen Chef der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit

Neue Elektrofahrzeuge parken vor der Auslieferung im Werk von Volkswagen Sachsen in Zwickau.
Das VW-Werk in Zwickau hat mit einem Absatzeinbruch bei E-Autos zu kämpfen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Ausländer sollen schneller Arbeit aufnehmen

Ausländer sollen schneller eine Arbeit aufnehmen können, fordert der sächsische Arbeitsminister Martin Dulig. Vor allem kleinere Unternehmen seien oft überfordert mit den Herausforderungen bei der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer, entgegnet Hansen. Um Geflüchtete schneller in Arbeit zu bringen, müssten die Unternehmen mitziehen. "Sie müssen diesen Menschen Landeplätze bieten, auch wenn sie noch keine Deutschkenntnisse auf Goethe-Niveau haben." Künftig solle das Lernen der Sprache stärker parallel zur Arbeit organisiert werden. Der Anteil ausländischer Arbeitnehmer in Sachsen liegt derzeit bei knapp acht Prozent.

Fachkräftemangel bleibt ein Problem für die Wirtschaft

Der Mangel an Fachkräften werde für viele sächsische Unternehmen in den kommenden Jahren ein Problem bleiben, sagte Dulig. "Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten fehlen uns in den nächsten zehn Jahren 400.000 Menschen, weil sie in Rente gehen und keine jungen Leute nachkommen." Man müsse in die Ausbildung junger Menschen investieren und die Automatisierung, Digitalisierung und die Nutzung künstlicher Intelligenz forcieren.

MDR (tfr)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 27. Dezember 2023 | 13:00 Uhr

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