Hitzewellen, tropische Nächte Klimawandel: Diese Wetterextreme kommen auf Sachsen-Anhalt zu
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11. Mai 2023, 15:16 Uhr
Der Klimaschutzexperte Jochem Marotzke erwartet mehr Hitzewellen und tropische Nächte in Sachsen-Anhalt. Gleichzeitig warnt der Wissenschaftler mit Blick auf den Klimawandel vor Panikmache. Er sieht Deutschland noch relativ gut gewappnet.
- Dem Metereologen Jochem Marotzke zufolge müssen sich die Menschen in Sachsen-Anhalt auf mehr Hitzewellen und tropische Nächte einstellen.
- Die Angst, es gäbe wegen des Klimawandels über 30 Jahre hinaus keine Überlebenschancen, hält der Wissenschaftler aber für unbegründet.
- In den vergangenen fünf Jahren hat Sachsen-Anhalt die vier wärmsten und trockensten Jahre durchlebt.
Der Direktor des Max-Planck-Institutes für Meteorologie in Hamburg, Jochem Marotzke, sieht auf Sachsen-Anhalt infolge des Klimawandels unterschiedlichste Wetterextreme zukommen. Marotzke sprach bei einer Experten-Anhörung im Landtag am Mittwoch von mehreren Phänomenen.
Mehr Hitzewellen und tropische Nächte
Wie der Experte MDR SACHSEN-ANHALT am Rande der Veranstaltung sagte, ist mit mehr Hitzewellen und tropischen Nächten zu rechnen: "Es wird nachts unangenehm warm bleiben. Diese Abkühlung, die so wohltut, wenn es heiß wird, das werden wir nicht mehr haben. Ich gehe auch davon aus, dass wir mehr Stark-Niederschläge bekommen werden. Aber auch, – das klingt paradox, aber wird kommen – wohl mehr Dürreperioden, aber natürlich zu anderen Zeiten. Es wird einiges auf uns zukommen."
Es wird einiges auf uns zukommen.
Der Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros am Umweltforschungszentrum Leipzig, Andreas Marx, sagte hierzu in der Anhörung, dass am Ende des Jahrhunderts mit 70 statt wie bisher 40 Sommertagen zu rechnen ist, an denen es mindestens 25 Grad warm sein wird.
Marotzke: "Die Welt wird instabiler"
Meteorologe Marotzke warnte allerdings vor Panikmache. Die Angst, es gäbe wegen des Klimawandels über 30 Jahre hinaus keine Überlebenschancen, sei unbegründet. Man sei in Deutschland noch relativ gut gewappnet: "Das Leben wird schwieriger, aber wir haben die wirtschaftlichen, die politischen Mittel, uns darauf einzustellen. Es gibt andere Länder, die werden sehr viel stärker von dieser Erwärmung betroffen sein. Das südliche Afrika zum Beispiel, oder wir hören das jetzt von Indien und Pakistan, die Hitzewellen..." Es sei zu befürchten, dass die Welt generell instabiler werde, wenn der Klimawandel immer weiter fortschreite.
Der Wissenschaftler betonte auch, es führe kein Weg daran vorbei, dass die Menschheit aus der Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl, Erdgas aussteigen müsse. Nach den Worten Marotzkes hat Deutschland seine Vorreiterrolle bereits verloren. Deutschland sei nicht mehr der internationale Pionier im Klimaschutz.
Seit 2018 so warm und trocken wie nie
Die Präsidentin des Landesamtes für Umweltschutz, Sandra Hagel, sagte dem MDR am Rande der Anhörung, in Sachsen-Anhalt habe sich die mittlere Temperatur in den vergangenen 30 Jahren bereits um ein Grad erhöht: "Wir hatten in den letzten fünf Jahren die vier wärmsten Jahre, die vier trockensten Jahre, und befinden uns seit 2018 in einer ausgeprägten Trockenheits-Phase. Und das wirkt sich natürlich auf viele Lebensbereiche aus."
Prof. Dr. Jochem Marotzke Jochem Marotzke ist Klimatologe und Meereskundler. Der Hochschulprofessor ist außerdem Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Marotzke ist studierter Physiker und ging nach seiner Promotion in Kiel zunächst im Jahr 1990 ans renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) und arbeitete dort zur Physikalischen Ozeanographie. Von 1999 bis 2003 war er Professor am Southampton Oceanography Centre, anschließend wurde er zum Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie berufen. Seit 2007 ist er Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
MDR (Ronald Neuschulz, Cornelia Winkler)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. Mai 2023 | 12:00 Uhr
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