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Schülerinnen und Schüler einer vierten Klasse nehmen auf dem Hof der Grundschule an einer Verkehrsschulung der Verkehrswacht Sachsen teil. 3 min
Audio: Experten kritisieren die Pläne des Landes Sachsen-Anhalt, bei der Verkehrserziehung für Kinder zu sparen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt
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Bei Verkehrsunfällen starben 2023 in Deutschland 2.839 Menschen. Jeder dritte Unfall wäre vermeidbar gewesen. Trotzdem will Sachsen-Anhalt bei der Prävention von Verkehrsunfällen sparen.

MDR AKTUELL Do 17.10.2024 07:52Uhr 03:18 min

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Sicherheit Fachleute besorgt über Sparpläne bei der Verkehrserziehung

17. Oktober 2024, 12:50 Uhr

Pläne in Sachsen-Anhalt, bei der Verkehrserziehung von Kindern zu sparen, sorgen bei Fachleuten für Kopfschütteln. Die Verkehrswacht bringe den Kindern in kurzer Zeit bei, sich auf dem Schulweg situationsgerecht zu verhalten. Wenn man diese Arbeit zurückfahre, bekomme man unsichere Verkehrsteilnehmer.

Unfälle vermeiden, Leben schützen: Das ist die Aufgabe der Deutschen Verkehrswacht. Wie in allen anderen Bundesländern ist sie in dieser Mission auch in Sachsen-Anhalt vor allem in Kindergärten und Schulen unterwegs.

Tobias Krull, Präsident der Landesverkehrswacht Sachsen-Anhalt: "Das fängt an von Fahrradparcours an den Schulen. Das geht über die Schulung auch von Berufsbildenden Schulen, dass die einen Überschlagsimulator erleben, um zu sensibilisieren: Was kann tatsächlich auch im Straßenverkehr passieren? Welche Regelungen gibt es?"

Wenn es weniger Geld geben sollte, müsse irgendwo der Rotstift angesetzt werden: "Die Frage ist einfach die Weiterbeschäftigung der Mitarbeiter und damit auch das Leistungsangebot, was wir darstellen als Landesverkehrswacht", sagt Krull.

Wie wichtig es sei, Kinder auf den Verkehr vorzubereiten, erklärt Josef Weiß, Verkehrspädagoge bei der Deutschen Verkehrswacht: "Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung tragen dazu bei, Heranwachsende zu sicheren und Selbständigen Verkehrsteilnehmern zu machen."

Risiken durch weniger Schulungen

Doch welches Risiko besteht, wenn weniger Schulungen von Kindern stattfinden? Einschätzen kann das Julius Uhlmann. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Verkehrssystemplanung der Bauhaus-Universität Weimar: "Wenn wir die Verkehrssicherheitsarbeit zurückfahren, dann haben wir das Problem, dass wir Leute und Kinder haben, die sich verkehrsunsicherer im Straßenraum bewegen."

Zudem könne man in der Schule Kinder aus allen Hintergründen erreichen. Dennoch spielten auch die Eltern natürlich eine wichtige Rolle: "Wie verhalte ich mich an der Straße? Gucke ich nach links, gucke ich nach rechts, wo gehe ich rüber? Die Eltern haben dort einen superwichtigen Einflussfaktor, den man ergänzen kann, wenn in der Schule auch noch einmal darüber gesprochen wird", erklärt Uhlmann.

Thomas Senger ist stellvertretender Vorsitzender des Landeselternrates Sachsen-Anhalt. Ihm ist neben der theoretischen und praktischen Verkehrserziehung auch die Vorbildfunktion der Erwachsenen wichtig: "Auch da versuchen die Verkehrswachten sehr viel an Prävention zu leisten, dass man immer wieder darauf hinweist, durch Aufkleber an Ampeln oder ähnliches: Passt auf, dass ihr euch an die Verkehrsregeln haltet."

Mehr Geld für Verkehrswacht in Thüringen

Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalt, Detlef Gürth, sieht die Einschränkung der finanziellen Mittel für Verkehrserziehung kritisch: "Letztendlich bedeutet eine gute Verkehrserziehung möglichst ab frühen jungen Jahren weniger Verkehrstote und mehr Disziplin bei der Teilnahme im Straßenverkehr."

Im Zuge der Haushaltsberatungen wolle man versuchen, durch Umschichtungen wieder etwas mehr Geld für Verkehrserziehung zur Verfügung zu stellen.

Anders als Sachsen-Anhalt plant Thüringen künftig mehr für die Landesverkehrswacht auszugeben. Auf MDR-Anfrage antwortete das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, dass 20.000 Euro mehr für die Landesverkehrswacht im Haushaltsentwurf für 2025 vorgesehen sind. Das sind insgesamt 370.000 €.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. Oktober 2024 | 06:50 Uhr

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