Das steckt dahinter Mit lustigen Videos: Polizei Sachsen-Anhalt erreicht Millionen auf TikTok
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07. Oktober 2024, 16:27 Uhr
Die Polizei Sachsen-Anhalt ist auch in den sozialen Medien präsent. Auf der Plattform TikTok ist sie besonders erfolgreich. Hier erreicht das Social-Media-Team von Sebastian Schultzik Millionen Userinnen und User.
- Die Polizei Sachsen-Anhalt nutzt TikTok, um junge Menschen zu erreichen.
- Hinter dem Kanal steht Sebastian Schultzik, der 2016 die Idee hatte, die Polizei in sozialen Medien sichtbarer zu machen.
- Trotz Kritik sieht das Team die Videos als erfolgreiches Mittel zur Nachwuchsgewinnung.
"Kannst du bitte den Ventilator ausmachen?", fragt die Polizeibeamtin ihren Kollegen. Der nimmt die Fernbedienung und drückt, doch der Ventilator wird lauter. Er drückt und drückt, bis der Ventilator wie ein Hubschrauberrotor klingt und die Kollegin sich am Schrank festhalten muss, um nicht weggeweht zu werden. So sieht es aus, wenn man den TikTok-Kanal der Polizei Sachsen-Anhalt aufruft: lauter lustige Clips, die den Alltag der Polizistinnen und Polizisten aufs Korn nehmen.
Alles begann auf YouTube
Der Kollege mit der Fernbedienung heißt Sebastian Schultzik. Er taucht nicht nur in den meisten Clips auf, sondern denkt sie sich auch zusammen mit seinem kleinen Social-Media-Team aus. Von ihm kam 2016 der Impuls, dass die Polizei Sachsen-Anhalt auch in den sozialen Medien präsent sein sollte. Das war lange bevor es die Videoplattform TikTok gab, da hatte er noch beim Notruf gearbeitet. "Da kamen immer dieselben Fragen und ich habe gedacht, die könnte man doch super in Videos beantworten", erzählt Sebastian Schultzik MDR SACHSEN-ANHALT.
Social-Media-Manager der Polizei: Im Alter von 20 Jahren kam Sebastian Schultzik (33) zur Polizei, weil er Hubschrauberpilot werden wollte. Nun ist der Polizeioberkommissar einer von fünf Pressesprechern der Polizei in Sachsen-Anhalt. Zusätzlich betreut er mit seinem Social-Media-Team mehrere Kanäle in den sozialen Netzwerken und informiert dort über Präventionsmaßnahmen und auch über Karrierechancen bei der Polizei Sachsen-Anhalt.
Bis zum Innenministerium hat er seine Idee vorgebracht und war freudig überrascht, als er mit der Umsetzung beauftragt wurde. So entstand zunächst ein YouTube-Kanal, andere Plattformen folgten und nun seit über einem Jahr auch noch TikTok. "Wir haben festgestellt, dass wir die jüngeren Menschen über die klassischen Kanäle überhaupt nicht mehr erreichen", erzählt Schultzik. Und die Zielgruppe der 16- bis 25-Jährigen findet sich nunmal auf TikTok. Doch da geht es ganz anders zu als bei Facebook und Co.
Vom Kommissar zum Influencer
Arthur Gamm sitzt vor zwei Bildschirmen und schneidet die neuesten Filmaufnahmen zusammen. "Die ersten drei Sekunden sind entscheidend", erzählt Gamm. Wenn der User hier schon das Interesse verliert, scrollt er einfach weiter. Deshalb müssen die Clips überraschend und aufregend sein. Gamm ist ein Glücksfund für Schultzik, der die Social-Media-Arbeit jahrelang alleine machen musste. Eine Kollegin, die mit Gamm auf Streife war, erzählte Schultzik von seinen Interessen. Seitdem sind die beiden ein Team und wurden so von Kommissaren zu Influencern.
Ab und zu brauchen die beiden zusätzliche Unterstützung, dann klingeln sie bei Elisabeth Wojtek aus der Abteilung Berufsinformation. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Nachwuchsgewinnung. "Wir ziehen sie immer wieder in unsere Videos mit rein, weil Berufsinformation und Social Media extrem viele Schnittmengen haben", erzählt Schultzik.
Dann steht sie, wie in dem Ventilator-Video, mit vor der Kamera oder hält auch selbst das Handy und filmt ihre beiden Kollegen. Oft bringt sie eigene Ideen mit ein oder hilft beim Brainstorming. "Man ist ja selber TikTok-Nutzer und sieht dann einfach, was gerade Trend ist und versucht das dann ins Polizeiliche zu übersetzen", erzählt Elisabeth Wojtek.
Schultzik: Polizei darf unseriös sein
In den Kommentarspalten unter den Videos findet man zwischen unzähligen Smileys ab und zu auch einen kritischen Kommentar. "Habt ihr nichts Besseres zu tun?", heißt es da zum Beispiel. Schultzik und sein Team verweisen dann darauf, dass es bei der Polizei ein breites Spektrum an Aufgaben gibt. Und nicht alle haben mit der Verbrecherjagd zu tun. Wenn sie mit einem lustigen Video Millionen Menschen darauf aufmerksam machen können, beispielsweise die Sommerreifen zu wechseln, ist das für sie ein Riesenerfolg. "Außerdem haben wir die Rückendeckung unserer Chefs bis hoch ins Ministerium", sagt Schultzik.
Würden sie ihre Botschaften seriös verpacken, hätten sie kaum so viel Erfolg, davon sind sie überzeugt. Und in den Kommentarspalten lesen sie immer öfter, dass sich junge Menschen beworben haben oder sogar bald ihren Dienst antreten. Ob diese kleinen Erfolge tatsächlich dem TikTok-Kanal zuzuschreiben sind, möchte die Fachhochschule der Polizei in Aschersleben bald herausfinden. Dann können Bewerberinnen und Bewerber angeben, wie sie auf den Beruf aufmerksam geworden sind.
MDR (Alexander Kühne, Moritz Arand)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Oktober 2024 | 10:00 Uhr
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