Tarifrunde gescheitert Weitere Warnstreiks im Einzelhandel drohen

18. Juli 2023, 20:14 Uhr

Die dritte Tarifrunde im Einzel- und Versandhandel Sachsen-Anhalts ist gescheitert. Die Gewerkschaft Verdi kündigte Warnstreiks an. Die Arbeitgeberseite wirft der Gewerkschaft vor, die Verhandlungen zu blockieren.

In Sachsen-Anhalt drohen weitere Warnstreiks im Einzel- und Versandhandel. Wie die Gewerkschaft Verdi MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstagabend mitteilte, reicht ihr das Angebot der Arbeitgeberseite nicht aus.

Verdi kritisiert vorgelegtes Angebot

Verhandlungsführer Torsten Furgol sagte, die Gespräche seien in dieser Runde daher abgebrochen worden.

Es wird jetzt mehr und auch längere Streiks geben.

Verdi-Verhandlungsführer Torsten Furgol

Die angebotenen 8,4 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 24 Monaten und die Inflationsprämie von 450 Euro würden weder die Inflation noch den Kaufkraftverlust ausgleichen. Furgol sagte: "Es wird jetzt mehr und auch längere Streiks geben. Daran werden mehr Betriebe und mehr Beschäftigte teilnehmen."

Bereits in der Vergangenheit hatte es vermehrt Warnstreiks im Einzelhandel in Magdeburg gegeben. Dort legten unter anderem Beschäftigte des E-Centers im Bördepark, bei Kaufland und Ikea zeitweise ihre Arbeit nieder.

Arbeitgeberseite wirft Blockadehaltung vor

Der Handelsverband Mitteldeutschland wirft der Gewerkschaft Verdi in einer Pressemitteilung vor, die Verhandlungen zu blockieren. Die dritte Tarifrunde habe eher einen Rückschritt als ein Vorankommen dargestellt. Die Gewerkschaft habe das Angebot erneut zurückgewiesen, "ohne wiederum ansatzweise in zielführende Verhandlungen einzusteigen".

Mit dieser Art und Weise lassen sich keine vertretbaren Kompromisse und fairen Ergebnisse erzielen.

Thomas Jäkel, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite

Angeboten waren demnach 13 Euro pro Stunde im ersten Jahr und 13,50 Euro im zweiten Jahr sowie zusätzlich eine steuer- und abgabenfreie, sofort zu zahlende Inflationsausgleichsprämie von 450 Euro. Die Gewerkschaft Verdi beharre weiter auf einen unrealistischen und wirtschaftlich nicht vertretbaren Forderungskatalog, der bei einem zwölfmonatigen Abschluss in der Spitze Lohnsteigerungen bis zu 21 Prozent vorsehe, hieß es.

"Mit dieser Art und Weise lassen sich keine vertretbaren Kompromisse und fairen Ergebnisse erzielen", erklärte Thomas Jäkel, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite. René Glaser, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Mitteldeutschland, fügte hinzu: „Über den gesamten Zeitraum der seit Juni laufenden Verhandlungen gab es von der Gewerkschaftsseite nahezu keine konstruktiven Lösungsbeiträge."

Die Tarifparteien haben sich darauf geeinigt, die Verhandlungen auf den 29. August 2023 zu vertagen.

MDR (Dagmar Borchert, Kevin Poweska, Marvin Kalies)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. Juli 2023 | 20:00 Uhr

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