Hotelumbau in Stendal In einem ehemaligen Hotel wird jetzt fürs Pflegeheim geübt
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16. Dezember 2022, 06:48 Uhr
In der Pflege werden händeringend Arbeitskräfte gesucht. Nun sollen in einer neuen Ausbildung Jugendliche mit Lerndefiziten auf die Arbeit in einem Pflegeheim vorbereitet werden. Das Berufsbildungswerk nutzt dafür ein ehemaliges Hotel. Es stand lange leer.
- Jugendliche mit Lerndefiziten werden in Stendal auf die Arbeit in einem Pflegeheim vorbereitet. Sie sollen neben der Pflege auch bei alltäglichen Arbeiten helfen.
- Das Hotel wurde zuletzt für die Gastronomieausbildung genutzt.
- Der erste Ausbildungsjahrgang macht 2025 den Abschluss.
Wo früher Hotelgäste gefrühstückt haben, drücken nun 13 junge Menschen die Schulbank. Der Eingangsbereich des Hotels wurde zum Klassenzimmer umfunktioniert. Ein rollbare Tafel kann hin und her geschoben werden. Direkt daneben steht auch noch ein Pflegebett, das immer wieder in den praktischen Unterricht einbezogen wird.
"Als erstes lege ich sie nach links, Frau Meyer", sagt Robbie Köhn. Der junge Mann hantiert mit einer Puppe. "Frau Meyer" ist 92 Jahre alt. "Dazu winkeln wir das rechte Bein an und legen die Hände über Kreuz." Er lernt die Handgriffe, wie sie im Seniorenheim von Nöten sind. "Fachpraktiker für personale Dienstleistungen" heißt der Beruf, den es in Sachsen-Anhalt erst seit kurzem gibt. In Stendal konnten sechs Auszubildende – als erste landesweit – im Sommer mit der Ausbildung beginnen.
Heime brauchen Entlastung
"Sie sollen in den verschiedenen Bereichen im Pflegeheim helfen können", sagt Ausbilderin Juliane Kolipost. Die 40-Jährige ist examinierte Altenpflegerin und weiß, dass in den Heimen Entlastung benötigt wird. Und das sowohl in der Pflege als auch bei der Betreuung und den alltäglichen Arbeiten im Heim.
Zu den täglichen Routinen von Juliane Kolipost gehört es, dass sie morgens erst einmal die acht Zimmer des ehemaligen Hotels durcheinander bringt. Es werden Kleidungsstücke verlegt und Gegenstände versteckt. "So wie es im Heim vorkommt", sagt sie.
Aufräumen und Dekorieren
Die Auszubildenden müssen dann erst einmal Ordnung schaffen. Ohnehin gehört das Dekorieren der Zimmer mit zum Aufgabenprofil der jungen Leute. Für jeden Raum haben Sie sich fiktive Biografien der Bewohner überlegt.
Eine andere Aufgabe ist es, in der Küche Speisen zuzubereiten, im Keller des Gebäudes Wäsche zu waschen, zu nähen oder Bettwäsche durch die Mangel zu nehmen.
Hotel bietet ideale Voraussetzungen
"Wir haben hier ideale Voraussetzungen", sagt Projektleiter Tobias Krauel vom Berufsbildungswerk Stendal (BBW). Bereits 2009 hatte die GmbH, die zum Sozialverband Deutschland gehört, das im Jahre 1991 gebaute Hotel erworben und jahrelang für die Ausbildung im Gastronomiebereich genutzt. "Für die Pflegeheimsituation mussten wir es natürlich noch etwas umrüsten", sagt Tobias Krauel.
Die jungen Leute sollen an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden.
"Die jungen Leute sollen an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden", sagt Ausbildungsleiter Jürgen Prehm. Die sechs Auszubildenden besuchen dafür auch die Berufsschule und werden später insgesamt 24 Wochen Praktikum absolvieren. Sieben weitere Schülerinnen und Schüler sind über eine berufsvorbereitende Maßnahme dabei. Sie alle wurden über die Arbeitsagentur für das Projekt vermittelt, haben keinen Schulabschluss.
Auszubildende müssen sich verschiedenen Herausforderungen stellen
"Die jungen Leute haben mit vielschichtigen Problemen zu kämpfen", sagt der Sozialpädagoge Ronald Albrecht. "Wir begleiten sie auf ihrem Weg. Einige nehmen da erstaunliche Entwicklungen", sagt Albrecht. Er ist nicht nur kompetente Gesprächspartner, sondern legt sich wie Kollegin und Diplom-Psychologin Britt Schulz auch schon mal in ein Pflegebett und simuliert verschiedene Eigenarten älterer Menschen.
Zugelassen wurde der Ausbildungsberuf "Fachpraktiker für personale Dienstleistungen" 2019 über den Ausbildungsausschuss der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg. Einer, der das unterstützt hat, ist Jörg Biastoch. Er ist Geschäftsführer der Humanas Pflege GmbH & Co KG mit Hauptsitz in Colbitz, die zwanzig Pflegeeinrichtungen im Land betreibt.
Erster Jahrgang 2025 fertig
"Es gibt vielfältige Aufgaben in den Heimen, da braucht man nicht ausschließlich examiniertes Personal", sagt Biastoch. Es gehe nicht darum, die Personalsituation über günstige Mitarbeiter abzusichern. Vielmehr sollten die jungen Menschen nach ihren Fähigkeiten eingesetzt werden. "Uns geht es darum, dass unsere Mitarbeiter mit Empathie bei der Sache sind."
Uns geht es darum, dass unsere Mitarbeiter mit Empathie bei der Sache sind.
Die ersten werden nun 2025 ihre dann dreijährige Ausbildung beim Berufsbildungswerk Stendal beenden. Neben Pflegeheimen kommen dann auch Kindertagesstätten als mögliche Arbeitgeber in Frage.
MDR (Bernd-Volker Brahms, Annekathrin Queck)
Dieses Thema im Programm: SACHSEN-ANHALT HEUTE | 15. Dezember 2022 | 19:00 Uhr
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