Arendsee und Umgebung Altmark will nachhaltig sein, baut aber kaum neue Radwege

25. August 2023, 07:00 Uhr

Grün, ökologisch, nachhaltig – so gibt sich die Altmark offiziell gern. Wer aber statt mit dem Auto lieber mit dem Rad unterwegs sein will, lebt in Arendsee und Umgebung mitunter gefährlich. Es gibt zu wenig Radwege. Nun wird die Kritik lauter.

So schön Arendsee und sein Umland sind – wirklich klimafreundlich voran kommt dort kaum einer. Es gibt wenige Radwege und auch keinen Bahnhof in Arendsee. Der nächste und einzige Bahnhof der Einheitsgemeinde ist in Fleetmark. Aber den mit dem Rad anzufahren, ist risikoreich. Einen vernünftigen Radweg aus Arendsee oder anderen Dörfern bis zum Bahnhof gibt es nicht.

Cathleen Hoffmann von den Salzwedeler Grünen erzählt im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT, dass sogar mehrere Umweltgruppen ihre Seminare in Arendsee abgesagt hätten, weil sie den Ort nicht per Zug erreichten.

Auch der Ortsbürgermeister von Kleinau, Sven Schottenhamel, ärgert sich, dass der Ausbau der Radwege in der Altmark den Ansprüchen nicht gerecht wird. Er plädiert dafür, sich die Ideen anderer Gemeinden in Sachsen-Anhalt abzuschauen: Brandschutzstreifen an Waldrändern sind im Harz zum Beispiel zu Radwegen geworden und das altmärkische Bismark baut einen Radweg auf einer stillgelegten Eisenbahntrasse.

Deshalb gibt es keine neuen Radwege zwischen den Dörfern

Seit Längerem erreicht Arendsees Einheitsgemeindebürgermeister Norman Klebe diese Kritik aus den Mitgliedsgemeinden. In der Verantwortung wäre aber oft der Altmarkkreis. Und der sehe zwei Hauptgründe, auf neue Radwege zwischen den Dörfern zu verzichten: Zum einen würden zu wenig Radfahrer auf den Strecken fahren, zum anderen sei der Ausbau zu teuer.

Sven Schottenhamel kann das nicht mehr hören. Er findet: "Wenn man sich dann zurücklehnt und sagt: 'Das geht nicht', dann funktioniert es natürlich auch nicht. Wir müssen da am Ball bleiben, wir müssen unsere Hausaufgaben machen."

Wenn man sich dann zurücklehnt und sagt: "Das geht nicht", dann funktioniert es natürlich auch nicht. Wir müssen da am Ball bleiben, wir müssen unsere Hausaufgaben machen.

Sven Schottenhamel, Ortsbürgermeister von Kleinau

Von den logistischen Vorteilen abgesehen, würden neue Radwege auch die Leute in den Dörfern wieder näher zusammenbringen, glaubt Schottenhamel. Die Orte hätten in letzter Zeit viel dazugewonnen, so der Ortsbürgermeister. Allein die zehn neuen Spielplätze seien eine Anfahrt wert. Wenn man aber nicht mal gefahrlos mit dem Rad von einem Dorf zum anderen komme, zerstöre das eine Gemeinschaft auch ein Stück weit.

Schottenhamel: "Entwicklung nicht verschlafen"

"Die Altmark ist wunderschön, und die kennenzulernen, dafür muss man sich nicht ins Auto setzen – da kann man auch mit dem Rad durch die Gegend fahren: zu Dorffesten, zu Events, überhaupt am Dorfleben teilzunehmen und um schnell mal mit dem Rad irgendwo hinzufahren", findet Schottenhamel. Selbst Menschen, denen normales Radfahren bislang zu anstrengend war, setzten sich jetzt auf das E-Bike, sagt er. Diese Entwicklung dürfe gerade eine Region wie die Arendseer nicht verschlafen.

Die Altmark ist wunderschön, und die kennenzulernen, dafür muss man sich nicht ins Auto setzen – da kann man auch mit dem Rad durch die Gegend fahren: zu Dorffesten, zu Events, überhaupt am Dorfleben teilzunehmen und um schnell mal mit dem Rad irgendwo hinzufahren.

Sven Schottenhamel, Ortsbürgermeister von Kleinau

Arbeiten für Radweg entlang der B190 haben begonnen

Wo es Veränderung gibt: Bei Seehausen haben erste Arbeiten für einen Radweg entlang der B190 begonnen. Wann die etwa 20 Kilometer bis Arendsee komplett fertig sind, ist noch unklar. Wie Rüdiger Kloth, Bürgermeister von Seehausen, erklärt, ist das erste Teilstück schon gebaut worden, das zweite sei in Planung. Aber: "Der Rest, der dann noch fehlt, der meinem Amtskollegen Norman Klebe und mir sehr am Herzen liegt, ist der Lückenschluss Richtung Leppin. Dort ist es aber so, dass wir darauf angewiesen sind, dass die Planung der B190n vorwärts geht."

Auf die Probleme bei der Verkehrswende macht am kommenden Dienstag auch die "Tour de Verkehrswende" aufmerksam. Die Teilnehmer radeln durch Deutschland und halten am 29. August in Salzwedel, Arendsee und Seehausen.

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#hinreisend: Erlebnistour – 2 Tage, 60 km Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

MDR (Katharina Häckl, Johanna Daher)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. August 2023 | 16:40 Uhr

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