Eine Frau steht im Herbstwald
Besonders bei den Themen Depression und Long Covid suchen die Menschen in Sachsen-Anhalt Austausch in einer Selbsthilfegruppe. Bildrechte: imago images/Rolf Poss

Zahlen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Selbsthilfegruppen besonders bei Long Covid und Depressionen nachgefragt

26. Februar 2023, 11:02 Uhr

Ob Depression, Long Covid oder Hilfe bei pflegenden Angehörigen – der Bedarf, sich gegenseitig in Selbsthilfegruppen auszutauschen, ist groß. In Sachsen-Anhalt blieb ihre Zahl 2022 nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes dennoch konstant bei etwa 1.200.

Selbsthilfegruppen sind in Sachsen-Anhalt weiterhin beliebt. "Es existieren kleinere Gruppen mit sechs bis acht Personen, andere kommen auf 20 oder sogar mehr Beteiligte", so Romy Kauß, die Referentin für Gesundheit und Selbsthilfe beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen-Anhalt. Die Zahl der Selbsthilfegruppen habe insbesondere bei den Themen Depression und Long Covid zugenommen.

Menschen mit dem gleichen Schicksal

In circa 1.200 Gruppen treffen sich Menschen aus ganz Sachsen-Anhalt regelmäßig, um sich persönlich miteinander auszutauschen und einander beizustehen. Oft teilen sie ein ähnliches Schicksal. Kauß geht davon aus, dass auch in Zukunft viele Menschen in Selbsthilfegruppen nach Gehör suchen werden und der Bedarf weiter steigen werde.

"Insbesondere im Spektrum der psychischen Erkrankungen entstehen zahlreiche neue Gruppen", sagt Kauß. Neben aktuellen Themen wie Long Covid helfen sich Menschen auch bei chronischen oder schwerwiegenden Erkrankungen. Dazu zählen unter anderem Krebs, Diabetes aber auch sozialen Themen wie Trauer, Mobbing, Einsamkeit und Trennung.

Kostenlose Hilfe für jeden

Ein weiterer Grund, warum der Bedarf nach Selbsthilfegruppen steigt: Sie sind kostenfrei, niedrigschwellig und ohne Antrag nutzbar. Das mache das Angebot für viele Menschen attraktiv, so Kauß. "Die Betroffenen haben das Gefühl, nicht mehr allein zu sein." Die Gruppen helfen ihnen dabei, über ihre Probleme sprechen und von den Erfahrungen anderer profitieren.

Auch bei jungen Menschen sei diese Art der Hilfe beliebt, die Gruppe sei ein Rückzugsort unter Gleichaltrigen. Den Erstkontakt suchen sie allerdings deutlich öfter übers Internet, bevor sie in den persönlichen Austausch gehen. In einigen Selbsthilfegruppen gebe es daher separate Ansprechpartner für die "Junge Selbsthilfe".

Selbsthilfe auf dem Land

"Selbsthilfe ist in der Gesellschaft angekommen und wird auch im ländlichen Raum intensiv nachgefragt", so Kauß. Insbesondere Menschen, die ihre Angehörigen pflegen, könnten damit entlastet werden. Die Referentin fordert daher mehr Anlaufpunkte außerhalb der Stadt. "Viele würden gern, können aber wegen der weiten Wege in die Stadt nicht zu Gruppentreffen gehen", so die Referentin. Der Bedarf und das Geld seien da.

Krankenkassen stellten 2022 rund 1,4 Millionen Euro für Selbsthilfe in Sachsen-Anhalt bereit, berichtet die AOK. Damit seien nicht nur die Gruppentreffen als solche, sondern auch konkrete Angebote wie Vorträge, Ausflüge oder auch Weiterbildungen für Gruppenleiter gefördert worden.

Die AOK ist zuversichtlich, dass die Fördergelder nach dem coronabedingten Einbruch für 2023 weiter steigen werden. Die Förderanträge zeigten einen Aufwärtstrend.

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dpa, MDR (Cynthia Seidel, Anne Gehn-Zeller)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. Februar 2023 | 10:00 Uhr

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