Handwerk 1.000 Euro für jeden neuen Handwerksmeister
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08. August 2024, 04:57 Uhr
Das Land Sachsen-Anhalt will den Titel eines Handwerksmeisters attraktiver machen. Eine Prämie für neue Meister soll Anreize schaffen, denn die Zahl der Jungmeister sinkt – in einigen Branchen sogar besonders schnell.
- Ein Grund für den Mangel an Handwerksmeistern ist die Akademisierung.
- Seit 2013 ist die Anzahl der Jungmeister um mehr als 40 Prozent gesunken.
- Der Mangel an Meistern verstärkt den Fachkräftemangel.
Das Wirtschaftsministerium in Sachsen-Anhalt will die Zahl der Meister im Handwerk erhöhen. Dazu hat es am Mittwoch ein neues Förderprogramm für Handwerksmeister vorgestellt. Jungmeister bekommen demnach einmalig eine Prämie in Höhe von 1.000 Euro, hieß es vom Ministerium.
Die Prämie wird demnach an alle Meister ausgezahlt, die ihre Prüfung im Jahr 2024 abgelegt haben. Das gilt auch für Absolventen, die zwar in Sachsen-Anhalt arbeiten, die die Prüfung aufgrund des Sitzes des Prüfungsausschusses nur bei Kammern außerhalb Sachsen-Anhalts ablegen können.
Diese Richtlinien gelten für die Prämie
Die Handwerkskammer Halle hat folgende Voraussetzungen für die Prämie veröffentlicht:
- Mit dem Bonus werden Absolventen einer Aufstiegsfortbildung gefördert, deren Abschluss von der Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) dem DQR-Niveau 6 zugeordnet wurde sowie der MeisterPlus-Ausbildung "Gestalter im Handwerk".
- Der Zeitpunkt der Feststellung der Prüfungsergebnisse muss nach dem 1. Januar 2024 erfolgt sein und darf nicht länger als 6 Monate zurückliegen.
- Die Meisterprüfung muss vor der fachlich und örtlich zuständigen Stelle in Sachsen-Anhalt (Handwerkskammer) abgelegt und das Zeugnis von dieser ausgestellt worden sein. Dies gilt nicht, sofern die Prüfung in Sachsen-Anhalt nicht angeboten wird.
- Der Hauptwohnsitz oder der Ort der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in einem Unternehmen muss zum Zeitpunkt der Feststellung des Prüfungsergebnisses in Sachsen-Anhalt liegen.
- Der Meisterbonus wird nur ein Mal pro Person gewährt.
- Ausnahmen sind Absolventen, die die Prüfung aufgrund des Sitzes des Prüfungsausschusses nur bei Kammern außerhalb Sachsen-Anhalts ablegen können und zum Zeitpunkt der Antragstellung ihren Beschäftigungsort als selbstständiger oder angestellter Meister in Sachsen-Anhalt haben.
Akademisierung Grund für Handwerkermangel
Das Land will explizit "die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung fördern", wie es in den Richtlinien zur Förderung heißt. Auch die Handwerkskammern im Land sehen, neben dem demografischen Wandel, die Akademisierung der Gesellschaft als wichtigen Grund für den Meistermangel. "Eine Meisterausbildung kostet Geld, ein Studium bezahlt der Staat. Daher ist der Ansatz aus dem Wirtschaftsministerium des Landes Sachsen-Anhalt auch ein klein wenig die Herstellung von Bildungsgerechtigkeit", sagt Jens Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle.
Deshalb wünschen sich die Kammern eine langfristige Förderung. "Der Bonus ist ein guter Anreiz und ein wichtiger Baustein", lobt auch Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg. Grupe sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Es braucht weitere Maßnahmen, um die Attraktivität der Meisterausbildung zu erhöhen. Berufliche Bildung und das Unternehmertum brauchen mehr Förderung und mehr Wertschätzung."
Zahl der Jungmeister sinkt kontinuierlich
Die Zahlen, die die Handwerkskammern auf Nachfrage mitgeteilt hat, belegen das: Demnach ist die Zahl der Jungmeister in Sachsen-Anhalt in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken. Waren es im Jahr 2013 landesweit noch 470 neue Handwerksmeister, sank diese Zahl seitdem kontinuierlich. 2023 waren es nur noch 275 neue Meister – ein Rückgang von mehr als 40 Prozent.
Ohne Meister keine Ausbildung. Das verschärft die Fachkräftesituation.
Die Kammern weisen darauf hin, dass allen meisterpflichtigen Gewerken Meister fehlen. Insbesondere die technischen Berufe, in den Nahrungsmittelhandwerken und auch im Bau sei die Zahl der Jungmeister besonders niedrig, sagt Jens Schumann von der Handwerkskammer Halle.
Qualität und Sicherheit könnte leiden
"Im Lebensmittelhandwerk beispielsweise verschwinden Betriebe, weil sie der wirtschaftlichen Konkurrenz nichts mehr entgegenhalten können. Das ist zum Teil kein schneller, sondern ein schleichender Prozess." Grund für die Probleme der Betriebe sind laut Schumann die gestiegenen Energie-, Lohn- und Rohstoffpreise.
Das Problem mit dem Mangel an Handwerksmeistern: Ohne Meister keine Ausbildung. Das verschärfe die Fachkräftesituation, sagt Schumann. "Letztlich ist der Meister auch so eine Art lebendiger Verbraucherschutz. Die Qualität der Arbeit und die Arbeitsicherheit könnten unter dem fehlenden Meister leiden."
Budget von 600.000 Euro
Andere Bundesländer haben schon länger ähnliche Förderprogramme, die sich mit Blick auf die geförderten Abschlüsse, aber auch in der Höhe unterscheiden. So beträgt die Meisterprämie in Thüringen und im Saarland ebenfalls 1.000 Euro. Sachsen hat die Prämie 2023 auf 2.000 Euro erhöht. Meister im Handwerk, die in Niedersachsen leben, erhalten sogar 4.000 Euro Zuschuss. Die Meister-Ausbildung kann je nach Beruf mehrere 10.000 Euro kosten.
Für das Förderprogramm gibt es in diesem Jahr in Sachsen-Anhalt ein Budget von 600.000 Euro. Die Haushalte für die kommenden Jahre werden zeigen, inwiefern der Meisterbonus Bestand haben wird. Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) versprach bei der Vorstellung mit Blick auf die laufenden Verhandlungen, er werde dafür sorgen, dass das Geld weiter bereit stehe. Der Bonus sei wichtig für die Zukunft des Bundeslandes. Ähnliches sagte Schulze mit Blick auf die Meistergründungsprämie in Höhe von 10.000 Euro, die Firmengründer nach drei Jahren Betrieb beantragen können.
MDR (Max Schörm)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 07. August 2024 | 14:00 Uhr
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