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Zum Hören: Nach dem Messerangriff in Wolmirstedt ist in Sachsen-Anhalt am Wochenende die Polizeipräsenz erhöht worden. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/ecomedia/robert fishman
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MDR SACHSEN-ANHALT Sa 15.06.2024 16:18Uhr 00:37 min

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Nach Messerangriff in Wolmirstedt Sachsen-Anhalt erhöht Polizeipräsenz – besonders zur EM

18. Juni 2024, 16:41 Uhr

Das Innenministerium von Sachsen-Anhalt hat am Wochenende die Polizeipräsenz im Land erhöht. Grund ist der Messerangriff, bei dem am Freitagabend in Wolmirstedt ein 27-Jähriger einen Mann getötet und drei Personen verletzt hat. Der Angreifer wurde von der Polizei erschossen. Nun soll es laut Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) verstärkt Kontrollen bei Veranstaltungen geben, insbesondere rund um die EM. Zudem wird über die Ausrüstung der Polizei diskutiert.

Der Messerangriff von Wolmirstedt im Landkreis Börde soll auch auf dem Treffen der Innenminister kommenden Mittwoch in Potsdam zur Sprache kommen. Das kündigte Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang an. Nach den Worten der CDU-Politikerin werden dieser Angriff und das Attentat von Mannheim, bei dem Ende Mai ein Polizist starb, einen wesentlichen Teil der Beratungen ausmachen. Es müssten Maßnahmen umgesetzt werden, die tatsächlich Wirkung zeigten. Zieschang verwies darauf, dass nach dem Vorfall in Wolmirstedt die Polizeipräsenz in Sachsen-Anhalt am Samstag deutlich erhöht worden.

Wie das Innenministerium mitteilte, werden auch auf den Straßen mehr Beamte eingesetzt als üblich, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Am Sonntag kündigte Innenministerin Tamara Zieschang an, die Polizeipräsenz bei Veranstaltungen, insbesondere rund um die Fußball-EM, nochmals zu erhöhen.

Tamarea Zieschang im Gespräch. 6 min
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Messerangriff in Wolmirstedt: Das geschah am Freitag

Nach Angaben der Polizei hatte am Freitagabend ein 27-jähriger Afghane einen 23-jährigen Landsmann in einem Plattenbau in Wolmirstedt mit einem Messer tödlich verletzt. Im Anschluss verletzte er bei einer privaten EM-Feier drei Menschen, zwei davon schwer. Die hinzugerufenen Polizeibeamten erschossen den 27-Jährigen, als dieser die Beamten angriff. Die Polizei Stendal hat die Ermittlungen dazu aufgenommen. Auch der Schusswaffengebrauch soll aufgearbeitet werden, erklärte der Magdeburger Staatsanwalt Frank Baumgarten am Sonntag.

Gartensparte Wolmirstedt
In der Gartensparte in Wolmirstedt fand am Samstag eine private EM-Feier statt. Bildrechte: MDR/Sachsen-Anhalt heute

Innenministerin Zieschang: Polizei soll verstärkt auf Messer kontrollieren

Auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT konnte zunächst nicht mitgeteilt werden, wie lange die Maßnahmen zur erhöhten Polizeipräsenz gelten sollen. Allerdings sagte Innenministerin Tamara Zieschang MDR AKTUELL, die Polizeiinspektionen sollten alle bestehenden Möglichkeiten nutzen, um das Mitführen von Messern in der Öffentlichkeit vermehrt zu kontrollieren. Ähnlich äußerte sich Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Er forderte nach den tödlichen Messerangriffen von Mannheim und Wolmirstedt ein härteres Vorgehen. "Messer mit hohen Gefährdungsmöglichkeiten gehören nicht in den öffentlichen Raum", sagte Haseloff der "Mitteldeutschen Zeitung". Das bedeute nicht nur eine Verschärfung des Waffenrechts, sondern auch mehr Kontrollen, erläuterte ein Regierungssprecher. 

Zieschang sagte außerdem, die zuständige Polizeiinspektion Stendal erhalte jede notwendige Unterstützung, inklusive Personal, um die Ereignisse aufklären zu können. Das Stadtfest in Wolmirstedt hat am Wochenende trotz des Angriffs stattgefunden, allerdings mit erhöhter Polizeipräsenz.

Bürgermeisterin und Landrat begrüßen höhere Polizeipräsenz

Wolmirstedts Bürgermeisterin Marlies Cassuhn (parteilos) sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Montag, sie wünsche sich, dass die Menschen in ihrer Stadt zur Ruhe kommen – und einen respektvollen Umgang mit den Opfern. Die Gesellschaft müsse einen Konsens finden, mit solchen Lagen umzugehen: "Es hat ja hier die besondere Problemlage, dass Asylbewerber beteiligt sind. Aber tatsächlich bleibt es im Kern eine Straftat." Die erhöhte Polizeipräsenz begrüße sie. Einen Rundumschutz könne es allerdings nie geben.

Auch der Landrat des Bördekreises, Martin Stichnoth (CDU), begrüßte die Ankündigung, die Polizeipräsenz zu erhöhen. Den Menschen solle gezeigt werden, dass sie sicher seien. Er warnte davor, Menschen mit Migrationsgeschichte unter Generalverdacht zu stellen.

Zieschang spricht Opfern Solidarität aus

Zieschang erklärte am Sonnabend: "Ich bin zutiefst entsetzt über den unberechenbaren und schrecklichen Angriff." Sie wünsche allen Verletzten baldige Genesung. Nach Angaben der Polizei am Sonntag ist eine verletzte Person noch im Krankenhaus.

Der innenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalt, Matthias Büttner, forderte schon vor Abschluss der Ermittlungen: "Zum Schutz unserer Bevölkerung braucht es eine politische Kehrtwende." Dafür müssten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, so Büttner. Ähnlich äußerte sich der AfD-Landtagsabgeordnete aus Wolmirstedt, Felix Zietmann.

Diskussion um Ausrüstung der Polizei

Unterdessen fordert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine Debatte über die Ausrüstung der Polizeibeamten. "Da geht es nicht nur um den Taser, da geht es insbesondere auch um den Schutz von Polizistinnen und Polizisten vor Messer-Attacken", sagte der Bundesvorsitzende der GdP, Jochen Kopelke, am Montag dem MDR. Mit dem Taser, einem Elektroimpulsgerät, sollen Polizisten den Angaben zufolge Angreifer auf Distanz halten können.

Innenministerin Zieschang warnte im Gespräch mit MDR AKTUELL vor vorschnellen Forderungen. Sie unterstütze, dass Spezialeinsatzkräfte Taser nutzen. Jeden Polizisten damit auszustatten bedürfe aber einer sehr sorgsamen Abwägung.

Kopelkes GdP-Kollege Uwe Bachmann forderte, die Waffengesetze zu verschärfen. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Montag, man müsse deutlich klarmachen, dass Messer und andere Waffen in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben. Zudem müsse die Polizei gewappnet sein, um solche "irrationalen Täter" sofort zu erkennen und an Straftaten zu hindern. Derzeit sei die Polizei gut ausgerüstet. Das müsse auch in Zukunft sichergestellt werden.

Weitere Fälle von Gewalt und Bedrohungen gegen Polizisten am Wochenende

Auch in Bayern und Niedersachsen hatte es am Wochenende Angriffe auf Polizeibeamte bei Einsätzen gegeben. In Hamburg war am Sonntag ein Mann mit einem Hammer und Molotowcocktails bedrohlich auf Passanten und Polizisten zugegangen. In Schliersee (Landkreis Miesbach) soll ein 49-Jähriger zunächst einen 84-Jährigen umgestoßen und schwer verletzt und später einen Polizisten mit einem Messer angegriffen haben. Der SEK-Beamte blieb dank seiner Schutzausrüstung unverletzt geblieben, erklärte die Polizei. In der Region Hannover schoss ein Polizist auf einen 30-Jährigen, nachdem dieser die Beamten mit einem Messer bedroht haben soll. Der Angreifer erlitt durch den Schuss eine Wadenverletzung, wie die Polizei am Sonntag mitteilte.

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, sprach am Montag von einem Anstieg der Zahl der Messerangriffe. "Wir sehen das in den Kriminalstatistiken, die immer das Jahr vorher betrachten. Und wir erleben das in den Einsätzen. Das Messer ist gerade ein besonderer Fokus im Dienstalltag." Die Polizei sei darauf vorbereitet und trainiert, wenn ein Gegenüber eine Waffe habe. "Das Problem ist natürlich, dass sie zunehmend Situationen haben, in denen sie nicht damit rechnen und deswegen die Polizei zunehmend gefordert ist, auch bis hin zu dem Schusswaffeneinsatz." Kopelke erklärte zum Einsatz der Dienstwaffen, wer mit einem Messer auf andere losstürme, müsse damit rechnen, dass die Pistole zum Einsatz kommt, und dann auch schwerste Verletzungen die Folge sind.

Jochen Kopelke
GdP-Chef Jochen Kopelke: Wer mit Messer auf andere losstürmt, muss mit Pistolen-Einsatz rechnen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Wolfgang Kumm

MDR (Dennis Blatt, Ingvar Jensen, Sebastian Gall, Jens Keller, Max Hensch, Maren Wilczek), dpa | zuerst veröffentlicht am 15.06.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. Juni 2024 | 17:00 Uhr

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