Sondereinsatz Polizei erschießt Mann in Schönebeck: Afghane hatte Aufenthaltserlaubnis bis Sommer
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09. März 2025, 15:09 Uhr
In Schönebeck hat am Freitag eine Spezialeinheit der Polizei einen 26-Jährigen erschossen. Er soll zuvor einen Gleichaltrigen und dann Polizisten vor Ort mit einem Messer bedroht haben. Der Mann starb im Krankenhaus. Nach Angaben des Innenministeriums hatte er noch bis Ende Juni eine Aufenthaltsgenehmigung.
- Spezialkräfte der Polizei haben in Schönebeck einen 26-Jährigen erschossen, der mit einem Messer gedroht haben soll.
- Die Hintergründe sind unklar. Berichte über abgegebene Warnschüsse bestätigte eine Polizeisprecherin gegenüber MDR SACHSEN-ANHALT nicht.
- Der Mann aus Afghanistan war im November 2022 nach Deutschland gekommen. Seine jüngste Aufenthaltserlaubnis galt noch bis zum Sommer.
In Schönebeck im Salzlandkreis hat ein Spezialeinsatzkommando der Polizei am Freitag einen Mann erschossen. Das hat die Polizei MDR SACHSEN-ANHALT bestätigt. Der 26-jährige Afghane soll demnach am frühen Morgen in einem Mehrfamilienhaus zunächst einen gleichaltrigen Deutschen bedroht haben. Die Hintergründe sind noch unklar.
Danach soll der Tatverdächtige Polizisten mit einem Messer bedroht haben, sodass das SEK hinzugezogen worden sei. Laut einem Bericht der "Volksstimme", die zuerst über den Einsatz berichtet hatte, hatten die SEK-Kräfte drei Warnschüsse abgegeben, ehe sie auf den Verdächtigen schossen. Die Polizei schrieb in ihrer Mitteilung von Freitagvormittag dazu lediglich: "In der Folge kam es [...] zur Schussabgabe auf den Tatverdächtigen." Der angeschossene Verdächtige starb den Angaben zufolge in einem Krankenhaus.
SEK-Einsatz in Schönebeck: Angeschossener Mann stirbt im Krankenhaus
Eine Polizeisprecherin sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Freitagmittag, sie könne die Warnschüsse nicht bestätigen. Eine Anwohnerin berichtete MDR SACHSEN-ANHALT, dass sie nachts von Schüssen geweckt worden sei.
Der Afghane war laut dem Ausländerzentralregister am 1. November 2022 nach Deutschland eingereist, wie das Innenministerium in Magdeburg mitteilte. Er war demnach zunächst in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber des Landes untergebracht und wurde im Februar 2023 in den Salzlandkreis verteilt. Zuletzt habe er in Schönebeck gewohnt.
Asylantrag im Februar 2023 gestellt
Der Mann hatte den Angaben zufolge am 13. Februar 2023 einen Asylantrag gestellt. Dieser sei im Februar 2024 abgelehnt worden, zugleich wurde ein Abschiebungsverbot nach Afghanistan festgestellt.
Daraufhin habe die Ausländerbehörde eine befristete Aufenthaltserlaubnis bis zum 22. Februar 2025 ausgestellt. Auf einen Antrag auf Verlängerung hin gab es eine bis zum 30. Juni 2025 befristete sogenannte Fiktionsbescheinigung. Sie weist ein vorläufiges Aufenthaltsrecht nach.
Innenministerium: Polizisten richten Waffe selten gegen Menschen
Dass Polizisten ihre Waffe gezielt auf Menschen richten, geschieht in Sachsen-Anhalt nach Angaben des Innenministeriums selten. Laut Statistik war dies im Jahr 2024 insgesamt 13 Mal der Fall. In elf Fällen nahmen die Beamten demnach die sogenannte entschlossene Schieß-Stellung ein, weil ihr Gegenüber etwa Messer, Äxte, Armbrüste oder Gegenstände, ähnlich einer Schusswaffe hatte – geschossen wurde dabei aber nicht.
Nur am 14. Juni 2024 gaben Einsatzkräfte des Polizeireviers Börde in Wolmirstedt drei Schüsse auf einen mit einem Messer bewaffneten Tatverdächtigen ab – statistisch waren das den Angaben nach zwei Fälle von Schusswaffengebrauch, weil zwei Polizisten auf ihn geschossen haben. Der Afghane, der durch die Polizeischüsse starb, soll zuvor vier Menschen angegriffen haben. Eines der Opfer – ein Landsmann – erlag wenig später seinen Verletzungen.
dpa, MDR (Tatiana Gropius, Engin Haupt, Kalina Bunk, Felix Fahnert) | Zuerst veröffentlicht am 7. März 2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 07. März 2025 | 10:30 Uhr