Knapp 10 Prozent Nachfrage für Sport-Gutscheine bei Schulanfängern in Sachsen-Anhalt gering
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27. Oktober 2023, 07:15 Uhr
Die Pandemie-Jahre haben bei Vereinen und Kindern Spuren hinterlassen. Wegen zeitweisen Schließungen verzeichneten die einen Mitgliederschwund und die anderen wenig Bewegung. Damit Mädchen und Jungen in Sachsen-Anhalt wieder mehr Sport machen, gab es vom Land zum Schulstart für alle Erstklässler Gutscheine für den Sport im Verein. Eingelöst haben ihn allerdings nur knapp 10 Prozent der immerhin 20.000 ABC-Schützen.
- Von 20.000 Erstklässlern in Sachsen-Anhalt haben bislang nur etwa 1.900 ihre Sportgutscheine eingelöst.
- Landessportbund nennt verschiedene Gründe für die überschaubare Nachfrage.
- Vorsitzende des Verbands sieht Veränderungsbedarf.
Übungsstunde im Tanz- und Sportverein Magdeburg. Ein neues Stück, die Wangen der Mädchen glühen, Trainerin ist Annett Schranz. Auch bei der Vereinsvorsitzenden wurden seit Schuljahresbeginn die Sportgutscheine des Landes eingelöst.
Neue Mitglieder aber seien kaum hinzugekommen, etwa 10 bis 15, schätzt sie: "Das Prinzip ist völlig einfach, logisch durchdacht. Sehr sehr schöne Idee. Bin ich voll dabei. Es hätten viel, viel mehr sein müssen".
400 Mädchen und Jungen wirklich neu im Verein angemeldet
Und genau da liegt der Haken. Von 20.000 Erstklässlern in Sachsen-Anhalt haben nach Angaben des Landessportbundes bislang nur etwa 1.900 ihre Sportgutscheine im Wert von je 50 Euro für eine Vereinsmitgliedschaft eingelöst. Stand diese Woche also knapp zehn Prozent.
Die meisten der Gutscheine wurden für Kinder eingereicht, die ohnehin schon Mitglied in einem Sportverein waren. Nur etwas mehr als 400 Mädchen und Jungen haben sich demnach wirklich neu angemeldet. Der Vorstandsvorsitzende des Landessportbundes, Tobias Knoch, sieht das "dennoch als Erfolg. Bei all den Rahmenbedingungen hat es doch immerhin einigermaßen einige Kinder in den Sport gebracht."
Verschiedene Gründe für überschaubare Nachfrage
Für ihn ist ganz klar: "Jedes Kind, was wir nach der Coronazeit in Bewegung kriegen, ist ein Gewinner. Wir wollen junge Menschen runter vom Sofa holen, rein in den Verein, ich glaube, das ist ein Mosaikstein dazu".
Knoch sieht verschiedene Gründe für die eher überschaubare Nachfrage im Premierenjahr. Da wäre zum einem das knappe Zeitfenster für Kampagne und Vorbereitung, auch der bürokratische Aufwand.
Zum anderen bräuchten etliche Vereine auch mehr Übungsleiter, um überhaupt neue Mitglieder aufzunehmen. Nicht überall reichte der Platz aus: "Da ist es teilweise so, dass es Wartelisten gibt."
Vorsitzende der FDP-Landtags-Fraktion sieht Veränderungsbedarf
Die Idee für das "Sportgutschein-Programm“ kam von der FDP-Landtags-Fraktion. Doch auch deren Vorsitzender Andreas Silbersack vermisst noch den nötigen Schwung bei der Aktion und sieht Veränderungsbedarf für die Fortsetzung im nächsten Jahr:
"Dafür werden wir auch im Dezember zusammensitzen und dann werden wir schauen, wo man nachjustieren muss. Aber ich bin davon fest überzeugt, dass es der richtige Weg ist, Kinder und Jugendliche - hier in dem Zusammenhang Erstklässler - in den Sport zu bringen, zu den Vereinen."
Gewisse Trägheit auch bei den Eltern
Zurück zu Annett Schranz vom Tanz- und Sportverein Magdeburg: Dass die Gutscheine nicht eingelöst werden, lässt auch sie etwas ratlos zurück. Allerdings, sagt sie, gebe es inzwischen nicht nur eine gewisse Trägheit bei Kindern, sondern auch bei den Eltern.
Ihre Tanzmädchen jedenfalls braucht sie nicht lange zu bitten, die kommen selbst in den Ferien zum Training.
Sportgutscheine für Sachsen-Anhalts Schulanfänger - noch bis zum 31. Oktober können sie bei den Sportvereinen eingereicht werden.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | MDR AKTUELL RADIO | 27. Oktober 2023 | 07:05 Uhr