Autobahn-Sanierung abgeschlossen A2 nach tödlichem Unfall wieder in beide Richtungen freigegeben

02. September 2023, 16:28 Uhr

Nach einem schweren Lkw-Unfall mit zwei Toten bei Burg ist die A2 wieder in beide Richtungen freigegeben. Damit ist die Sanierung der Autobahn früher als geplant abgeschlossen. Rund 250 Quadratmeter Autobahn waren schwer beschädigt worden.

Die A2 bei Magdeburg ist nach einem schweren Unfall am Dienstag wieder in beide Richtungen freigegeben. Bei dem Unfall waren rund 250 Quadratmeter Fahrbahn stark beschädigt worden. Wie die Autobahn GmbH am Freitag mitteilte, wurde der beschädigte Beton herausgestemmt. Die betroffenen Stellen wurden demnach mit Schnellbeton wieder aufgefüllt. Die Arbeiten sollten planmäßig am Samstagabend beendet werden, konnten aber schon gegen 15 Uhr fertiggestellt werden.

Mehr zur Freigabe der A2 in Richtung Berlin sehen Sie im Video von MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE vom 30. August 2023.

Burg sperrt Stadtgebiet für Lkw

Während der mehrtägigen Sperrung der Autobahn war der Verkehr durch die Stadt Burg umgeleitet worden. Am Freitag hatte die Stadt Burg die Innenstadt für den Lkw-Verkehr gesperrt. In einer Mitteilung hieß es, dass damit auf die Folgen der Sperrung der A2 nach dem Unfall am Dienstag reagiert werde. Die Straßen in der Innenstadt seien für die dauerhafte Belastung durch die umgeleiteten Lkw nicht ausgelegt.

Steffen Burchhardt (SPD), Landrat des Landkreises Jerichower Land, sagte zu den Schäden an der Autobahn: "Die Fahrbahn ist auf einer Länge von 50 Metern auf vollständiger Breite zerstört und die Beton-Platten müssen ausgetauscht werden." Er forderte vom Bund zudem mehr Unterstützung für die Freiwilligen Feuerwehren entlang der Autobahn. Immer wieder müssten Kameraden zu schwierigen Einsätzen auf der A2 ausrücken. Diese Feuerwehren hätten einen viel höheren Material-Verschleiß und bräuchten besondere Ausrüstung. Da dürfe der Bund die verantwortlichen Gemeinden nicht allein lassen.

Unfallort begutachtet

Nach dem schweren Lkw-Unfall am Dienstagmittag zwischen Theeßen und Burg wurde der Unfallort begutachtet. Dabei sollte laut Autobahnpolizei geprüft werden, wie stark die Fahrbahn beschädigt worden ist und ob Gefahrstoffe in den Boden gelangt sind. Danach könne über Art und Umfang der Sanierungsarbeiten entschieden werden.

Zuvor hatte die Polizei am Mittwoch den Sicherheits-Radius aufgehoben und mit der Aufnahme des Unfalls begonnen und diese am Nachmittag beendet. Zwei Tote sind laut Polizei von der Feuerwehr aus ihren Fahrzeugen geborgen worden. Ihre Identität sei noch nicht abschließend geklärt. Neben den zwei Toten habe es einen Leichtverletzten gegeben. Die anderen Unfallbeteiligten blieben unversehrt. Aussagen zur Unfallursache seien noch nicht möglich, hieß es. Die Ermittlungen dazu liefen.

Tote und verletzte Menschen

Bereits in der Nacht auf Mittwoch konnten zwei durch den Unfall getötete Lkw-Fahrer geborgen werden. Wie die Polizei MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwochmittag mitteilte, handelte es sich dabei nach aktuellem Ermittlungsstand um die Fahrer der Laster mit Gefahrgut und Lachgas. Eine weitere Person sei leicht verletzt worden.

Wie kam es zu dem Lkw-Unfall?

Nach bisherigem Stand der Ermittlungen und Zeugenaussagen soll der Fahrer eines Gefahrgut-Transporters am Dienstagmittag das Stauende vor einer Baustelle zwischen Theeßen und Burg übersehen haben und aufgefahren sein. "Dabei schob er drei weitere Lkws ineinander", hieß es. Ein fünfter Lkw-Fahrer fuhr in die Unfallstelle.

Wieso brannte es und wieso gab es eine Explosion?

Der Polizei zufolge war der zuletzt aufgefahrene Lkw mit Hochdruck-Behältern beladen, die mit Distickstoffmonoxid – also Lachgas – gefüllt waren. Durch die Kollision habe sich rasch ein Brand entwickelt. Die Flammen hätten sich von dem Lkw mit den Lachgas-Behältern auf einen weiteren Gefahrgut-Transport ausgebreitet. Was dieser Lkw geladen hatte, muss noch zweifelsfrei bestätigt werden. Am Dienstag war die Substanz als Formaldehyd beschrieben worden. Fomaldehyd gilt als Krebs erregend und kann mit Luft Explosions-fähige Gemische bilden.

Durch die in Brand geratenen Gefahrgüter seien Giftstoffe freigesetzt worden, daher sei ein Sperr-Radius von 650 Metern um die Unfallstelle erforderlich gewesen. Der Einsatz der Rettungskräfte sei dadurch erschwert worden. Um welche Art Gefahrstoff, außer Lachgas, es sich tatsächlich gehandelt hat, untersucht das Umweltamt des Landkreises nach der Beräumung. Das Ergebnis der Untersuchung ist wichtig für die Entscheidung, welche Sanierungsarbeiten an der Autobahn nötig sind.

Eine Augenzeugin sagte dem MDR über den Unfall: "Selbst die Autobahn, die Straße, die bebte. Es war wie ein Erdbeben. Da habe ich nur gesagt: 'Renne nach hinten und bring dich in Sicherheit.'"

Wie haben die Einsatzkräfte reagiert?

Nach Angaben des Landkreises Jerichower Land war die Feuerwehr mit mehr als 200 Einsatzkräften vor Ort. Die Kreisverwaltung hatte am Dienstag wegen des Unfalls kurzfristig einen Krisenstab einberufen. Außerdem gab es eine amtliche Gefahren-Mitteilung, in der Anwohnende der angrenzenden Gemeinden gebeten wurden, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Wie hoch ist die Unfallgefahr auf der A2?

Laut Innenministerium von Sachsen-Anhalt gab es auf der A2 im vergangenen Jahr 1.145 Unfälle mit insgesamt 335 verunglückten Personen. Davon wurden 12 Menschen getötet und 71 schwer verletzt. Die Polizei lege wegen der vielen Unfälle vor allem im Baustellen-Bereich östlich von Magdeburg einen besonderen Fokus auf die A2, erklärte das Ministerium weiter.

Zum Vergleich: Auf der A9 kamen im gleichen Zeitraum bei 1.190 Unfällen 284 Menschen zu Schaden, acht Personen wurden getötet. In den meisten Fällen war laut Behörden entweder nicht angepasste Geschwindigkeit oder ungenügender Sicherheitsabstand die Unfallursache.

MDR (Mario Köhne, Marcel Knop-Schieback, Susanne Ahrens, Nadine Hampel, Maria Hendrischke, Michael Rosebrock, Johanna Daher), dpa | Erstmals veröffentlicht am 29.08.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. September 2023 | 19:00 Uhr

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