Nach Sparkurs Rettungsmaßnahmen für Feuerwehrschule IBK Heyrothsberge bisher ohne Erfolg

07. Oktober 2023, 10:49 Uhr

Jahrelang wurde an Sachsen-Anhalts Feuerwehrschule IBK Heyrothsberge gespart und Stellen abgebaut. Mitarbeiter sind unzufrieden und suchen sich neue Arbeitgeber mit besseren Konditionen. Das Ministerium will seit Anfang des Jahres gegensteuern. Bisher jedoch ohne großen Erfolg. Das stellt viele Feuerwehren vor Probleme.

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Das Institut für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge galt viele Jahre lang als Vorzeigeeinrichtung, wenn es um die Ausbildung von Freiwilligen- und Berufsfeuerwehren ging. Doch das hat sich geändert. "Wir sind irgendwo zwischen 2005 und 2007 stehen geblieben", heißt es heute aus der Belegschaft zum Sparkurs des Finanz- und Innenministeriums.

Wir sind irgendwo zwischen 2005 und 2007 stehen geblieben.

Belegschaft IBK Heyrothsberge

Der Sparkurs hat an der Feuerwehrschule zu einem Zustand geführt, der bei den Mitarbeitern und Feuerwehren an der Basis für großen Unmut sorgt. Unter anderem ist ein Ausbildermangel entstanden. Durch den kommt es häufiger vor, dass Fortbildungskurse ausfallen. Dem Kreisbrandmeister des Burgenlandkreises, Silvio Suchy sind mehrere Fälle bekannt, in denen kurzfristig Kurse abgesagt werden mussten.

Ausbilder wandern ab, Stellen unbesetzt

Das führe zu Frust in den Freiwilligen Wehren. "Im letzten Jahr hatte ich gesagt, der ehemalige Leuchtturm IBK ist mittlerweile ein Teelicht. Und das fängt jetzt schon zu flackern", so Suchy im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Es müsse dringend Lehrpersonal gebunden werden, sonst drohe in Sachsen-Anhalts Feuerwehren ein mächtiges Problem. 2022 fiel mehr als jede sechste geplante Lehrveranstaltung aus. 2023 steuert das Institut auf eine ähnliche Ausfallquote zu.

Andere Bundesländer, etwa Sachsen und Thüringen, haben zuletzt stark in ihre Feuerwehrschulen investiert und werben gut ausgebildete Fachkräfte aus Heyrothsberge ab. Noch attraktiver ist für die Ausbilder der Schritt in die Berufsfeuerwehren. Hier gibt es höhere Zulagen, höhere Zuschüsse zu medizinischen Kosten und eine deutlich frühere Pensionierung ist bereits mit 60 Jahren möglich. Aktuell sind am IBK 13 Stellen unbesetzt.

Zukunftskonzept – Wie viel ist wirklich möglich?

Sachsen-Anhalts Innenministerium will nun auf mehreren Ebenen nachrüsten. Es wurden neue Stellen geschaffen, die zum Teil bereits besetzt wurden. Über 30 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren in die Gebäude und Infrastruktur der Einrichtung investiert werden. Zudem soll eine Lehrzulage von 140 Euro monatlich eingeführt werden, eine Zulage für Anwärter des feuerwehrtechnischen Diensts und auch eine Absenkung des Alters für die Pensionierung von verbeamteten Ausbildern von 67 auf 62 ist geplant.

Alle diese Vorhaben sind nach wie vor in der Abstimmung – vor allem die Pensionsgrenze ist umstritten. Bereits in der Vergangenheit war der Vorstoß in den regierungsinternen Abstimmungen mit dem Finanzministerium gescheitert. In einer Antwort an MDR SACHSEN-ANHALT heißt es aus dem Innenministerium: "Die verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen müssen dabei beachtet werden."

Mitarbeiter des IBK pochen gegenüber dem MDR auf eine schnelle Einigung. Auch für Tarifkräfte, deren Interessen an anderer Stelle gesondert verhandelt werden müssen. Die Angleichung des Rentenalters zwischen Ausbildern und Berufsfeuerwehr ist Teil des Koalitionsvertrags der aktuellen Regierung in Sachsen-Anhalt.

Über den Einsatzdienst in die frühere Rente?

Die Hintertür: Ausbilder und Lehrkräfte des IBK könnten künftig zum Teil wieder in den Einsatzdienst wechseln. Möglich wäre das durch ein mobiles Labor für Vorfälle mit chemischen Gefahrenstoffen. Hierzu soll ein Fahrzeug beschafft werden. Für Beamte im Einsatzdienst wäre eine Rente mit 62 möglich. Allerdings ist auch in Planung, Teile der ABC-Ausbildung, also für Fälle mit Gefahrenstoffen, an die Landkreise zu übertragen. Auch hierfür hat man im IBK wenig Verständnis, gehört die Abteilung doch nach wie vor zu den besten in Deutschland.

Fakt ist: Schon heute muss am IBK einiges improvisiert werden. Die Gerätewart-Ausbildung kann aktuell nicht geleistet werden. Es gibt eine massive Diskrepanz zwischen Bedarf und Angebot bei Zug- und Gruppenführern. Aus dem Innenministerium heißt es: "Als bedarfsgerecht wird – wie im Zukunftskonzept dargelegt – eine Deckung der gemeldeten Bedarfe zu 75 Prozent erachtet. Dieses Ziel kann derzeit nicht erreicht werden."

Im kommenden Jahr sollen dezentrale Wehrleiter-Kurse für Freiwillige Feuerwehren mit bis zu 100 Teilnehmern angeboten werden. Bislang waren 20 Teilnehmer die Norm. Im IBK stellt man sich die Frage, wie so die Qualität der Fortbildung gewahrt bleiben soll. Aus dem Ministerium heißt es: "Das Lehrgangskonzept wurde auf das veränderte Format angepasst, so dass hinsichtlich der Qualität keine Abstriche zu erwarten sind."

Wie es nun weitergeht

In der Landesregierung wird weiterverhandelt, wie es mit dem IBK Heyrothsberge weiter geht. Mehr Nachwuchs wünscht man sich auch in Zukunft aus dem Studiengang "Sicherheit und Gefahrenabwehr" der Magdeburger Hochschule. Im IBK wünscht man sich mehr Beamte mit feuerwehrtechnischer Laufbahn und mehr direkten Kontakt zum Ministerium. Auch soll nach MDR-Informationen Bewegung in die lange ungeklärte Führungsfrage der Einrichtung kommen.

Der Landrat des Jerichower Lands, Steffen Burchhardt, sagte MDR Sachsen-Anhalt: "Man kann nur das Land darum bitten, dass IBK nicht aus dem Fokus zu verlieren. Wir haben es bei der Polizei gesehen: Sie wurde zwanzig Jahre vernachlässigt. Die Neuausstattung hat 10 Jahre in Anspruch genommen. Die Anforderungen an die Feuerwehren sind immens hoch, die brauchen ein hohes Niveau und häufige Ausbildungen. Vor allem brauchen wir das IBK, um die Katastrophenstäbe und Führungskräfte zu besetzen."

MDR (Max Hensch)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 04. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

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