Besondere Tradition Lichtblicke fünf Jahre nach dem Brand im Schachmuseum von Ströbeck
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07. Januar 2025, 19:21 Uhr
Im kleinen Ort Ströbeck bei Halberstadt dreht sich alles ums Schachspiel, und das schon seit über 1.000 Jahren. Das ist einzigartig in Deutschland. Ganz wichtig ist den Ströbeckern deshalb ihr Schachmuseum. Dort aber hatte es vor fünf Jahren gebrannt. Seitdem wird geplant und beraten, auch abgerissen wurde schon. Aber ein neues Schachmuseum gibt es trotzdem noch nicht.
"Gasthof zum Schachspiel" steht über dem Eingang zur früheren Ortsgaststätte. Der Schriftzug ist dekoriert mit der Darstellung eines Schachbretts. Das Gebäude des Gasthofs steht leer und soll Dorfgemeinschaftshaus werden. Der Anbau dahinter sollte das neue Schachmuseum beherbergen – sollte, denn dort befindet sich jetzt eine Brachfläche. Der Anbau wurde abgerissen, und das Schachmuseum ist immer noch nicht da.
Schach hat Tradition in Ströbeck
Über 1.000 Jahre zurück reicht die Schachtradition von Ströbeck. Laut einer Legende soll ein Adliger namens Gunzelin von Kuckenburg, der acht Jahre lang, von 1009 bis 1017 auf Geheiß des Königs vom Halberstädter Bischof Arnulf in Ströbeck gefangen gehalten wurde, seinen Bewachern im Jahr 1011 das Schachspiel beigebracht haben.
Keine Legende ist die erste schriftliche Erwähnung des Schachspiels in Ströbeck im Jahr 1515. Im Jahr 1689 werden erstmals öffentliche Schachspiel-Aufführungen mit lebenden Schachfiguren beschrieben. Seit langem wird in Ströbeck Schach in der Schule unterrichtet. Und der zentrale Platz im Ort heißt nicht Markt oder Anger, sondern Platz am Schachspiel. In Ströbeck dreht sich also schon sehr lange sehr viel um das königliche Spiel.
Das Schachmuseum sei der Platz gewesen im Ort, an dem diese Tradition bewahrt wurde, erklärt Ströbecks Bürgermeister Jens Müller (SPD). Deshalb sei das Schachmuseum so wichtig für die Bürger. Zwar wurde in der Zwischenzeit eine Art Museums-Notbetrieb gestartet. Eine kleine Ausstellung zieht von Ort zu Ort. Doch das sei natürlich kein Ersatz. Das Museum müsse unbedingt wieder aufgebaut werden. "Wir wollen auf die UNESCO-Welterbeliste", sagt Müller, auch dafür sei das Museum zwingend erforderlich.
Feuerwehr sei Dank: Kaum Verluste durch Brand
Rund 6.000 Exponate und Ausstellungsstücke gehören zum Museumsbestand, von der einzelnen Schachfigur bis zu seltenen Schachbüchern und uralten Vereinsfahnen. Als das Museum am 14. November 2019 brannte, gab es einen Aufschrei im Ort. Die Sorge um die Zeugnisse der Tradition war groß. Doch die Feuerwehrkameraden konnten fast alle Ausstellungsstücke retten, ein wahrer Glücksfall. Nur rund 30 Exponate nahmen Schaden. Inzwischen wurden, auch mithilfe von zahlreichen Spenden bis auf ganz wenige Stücke alle restauriert. Nur ausgestellt werden können sie nicht, denn das Museum fehlt.
Schon bald nach dem Brand begann eine Diskussion um die Zukunft des Museums. Im alten Gebäude war es sehr eng und verwinkelt. Ein Wiederaufbau dort kam nicht infrage. So reifte schnell der Plan, in dem schon erwähnten Anbau des künftigen Dorfgemeinschaftshauses das neue Museum unterzubringen. Doch die Pläne waren zu teuer für das anvisierte Förderprogramm. Dann wurden die Pläne neu angepasst und neue Anträge gestellt. Doch das damals 3,5 Millionen Euro teure Vorhaben fand keine Berücksichtigung im Haushaltausschuss des Bundestags. Das war im Jahr 2022.
Konkrete Planungen für Neubau beginnen
So wird heute, über zwei Jahre später, erst einmal die ehemalige Gaststätte zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Demnächst werden die Gerüste aufgestellt. Bis Ende des Jahres soll das Gebäude fertig sein. Gleichzeitig werde weiter an der Wiedererrichtung des Schachmuseum gearbeitet, erklärt Halberstadts Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU). Ströbeck ist mit seinen rund 1.000 Einwohnern Ortsteil von Halberstadt. Der Oberbürgermeister verspricht: Das Museum werde auf jeden Fall gebaut. Anfang des Jahres würden die Planungsleistungen ausgeschrieben, danach erfolgten Planung und Projektierung und dann die Beantragung der Fördermittel.
Auch Ströbecks Bürgermeister Jens Müller ist zuversichtlich. Jetzt endlich werde es was mit dem Museum, freut er sich. "Wir und auch die Stadtverwaltung haben das Projekt nie aufgegeben", so Müller. Er sei zuversichtlich, dass dann im Frühjahr 2028 Baubeginn für das neue Schachmuseum sein könne. Dann wäre es übrigens auch nicht mehr so lange bis zum zehnjährigen Jubiläum des Brandes im Museum des Schachdorfes Ströbeck.
MDR (Carsten Reuß, Hannes Leonard)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Januar 2025 | 17:00 Uhr
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