"Anhalter Kreuz" fürs Engagement Evangelische Landeskirche Anhalts würdigt am Reformationstag das Ehrenamt
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31. Oktober 2024, 17:58 Uhr
Es ist guter Brauch bei der Evangelischen Landeskirche Anhalts, am Reformationstag zehn besonders engagierte Kirchenmitglieder zu ehren und ihnen das Dankzeichen "Anhalter Kreuz" zu überreichen. Die Ehrung fand diesmal in der St.-Marien-Kirche von Harzgerode statt – nicht ohne Grund.
Es war ein besonderer Augenblick, als Cord Exner, der Pfarrer der St.-Marien-Kirche in Harzgerode, im März dieses Jahres die neuen Kirchenglocken anschlug. Mit einem Holzhämmerchen schlug er auf die Glocke, die mit einem tiefen, klaren Ton antwortete. Danach zog ein Kran die Glocken nacheinander auf den Kirchturm.
Jahrelang hatten sich die Gemeindemitglieder für ein neues Geläut engagiert. Die alten Glocken aus Stahl waren korrodiert und unbrauchbar, hatten sogar Löcher. Zuvor hatten sie dem Glockenstuhl zugesetzt. Die Folge: Auch der Turm musste saniert werden, und zwar komplett.
Das alles klappte. Dass am Ende die Harzgeröder Gemeinde St. Marien einen sanierten Kirchturm und ein neues Geläut hatte, lag nicht unwesentlich an Jürgen Bentzius. Der Ingenieur für Verfahrenstechnik im Ruhestand war der Kopf hinter der am Ende fast elf Jahre dauernden Aktion. Er betreute alles ehrenamtlich.
"Das ist schon eine kleine Lebensgeschichte", sagt der 71-Jährige, der von 2010 bis 2016 auch Bürgermeister seiner Stadt war. Im Jahr 2014 erfuhr der Gemeindekirchenrat erstmals davon, dass neue Glocken gegossen werden müssten. Zwei Jahre später stand auch fest: Der Turm ist marode.
"Die Glocken gehören zur Stadt"
Zu diesem Zeitpunkt übernahm Bentzius den Bauausschuss der Kirchengemeinde, kümmerte sich fortan mehr oder weniger ständig um Glocken und Turm – und um Spenden. Viele Gemeindemitglieder gaben Geld für das neue Geläut und den Turm. "Die Glocken gehören zur Stadt", war immer wieder zu hören.
Ende März 2020 wurden die Glocken gegossen. Es sollte der Höhepunkt für die Gemeinde werden. Busse für die Fahrt zur Gießerei nach Hessen waren schon gechartert. Allein der damalige Corona-Lockdown verhinderte, dass die Gemeindemitglieder den Guss ihrer neuen Glocken miterleben durften.
Zehn Menschen für ihr Engagement mit dem "Anhalter Kreuz" geehrt
Als die Glocken zwei Monate später angeliefert wurden, mussten sie erst einmal in den Kirchenraum gestellt werden. Vier Jahre sollte es noch dauern, bis die Glocken dann im März dieses Jahres in den sanierten Turm gehängt werden konnten. "Wir hatten wöchentliche Bauberatungen gemacht, und ich wollte auch immer alles selbst in Augenschein nehmen. Dieses Engagement, das war dann schon ein Vollzeitjob", so Bentzius.
Für so viel ehrenamtliches Engagement durfte Jürgen Bentzius am Reformationstag in seiner Kirche in der ersten Reihe Platz nehmen. Er gehörte zu den zehn Menschen, die während eines Festgottesdienstes für ihre ehrenamtliche Arbeit das "Anhalter Kreuz" verliehen bekamen. Die Ehrung nahm Oberkirchenrat Matthias Kopischke vor. Er nennt das Engagement der Kirchenmitglieder "gelebten Ausdruck evangelischen Glaubens". Deshalb passe die Ehrung besonders gut zum Reformationstag. "Uns geht es darum, denjenigen, die sich als Ehrenamtliche sehr viel einbringen in die Gemeindearbeit und ringsum, einmal Danke zu sagen", so Kopischke.
Die Auszeichnung "Anhalter Kreuz" gibt es seit 2002. Ausgezeichnet werden Ehrenamtliche aus Kirche und Diakonie im Bereich der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Die Dankzeichen werden auf Vorschlag aus Kirchengemeinden und Einrichtungen und nach dem Votum eines Vergabeausschusses jährlich an maximal zehn Personen verliehen.
Das nächste Projekt steht schon an
Für den würdigen Rahmen der Verleihung war an diesem Tag wohl kaum eine Kirche besser geeignet als die Harzgeröder Marienkirche. Dass sie einen Turm mit neuen Glocken hat, ist ehrenamtlichem Engagement zu verdanken. Preisträger Jürgen Bentzius sieht die Auszeichnung als Wertschätzung seiner Arbeit und als Ansporn für andere.
Und er fühlt sich etwas unwohl, so hervorgehoben zu werden. Er sei sicher Organisator und Motor des Ganzen gewesen, sagt er, aber es habe auch eine gute Teamarbeit gegeben, ohne die nichts möglich gewesen wäre.
"Ich bin in Harzgerode aufgewachsen, bin in dieser Kirche getauft und konfirmiert worden", betont Jürgen Bentzius, der damit sein Engagement für die Marienkirche begründet. Deshalb steht auch direkt das nächste Projekt an. Wertschätzung spornt an für weitere Taten. Jetzt wollen sich die Gemeindemitglieder von St. Marien in Harzgerode um die Sanierung ihrer Orgel kümmern.
MDR (Carsten Reuß)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 31. Oktober 2024 | 15:00 Uhr
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