Hexentanzplatz und Walpurgis Das Theater am Hang: 120 Jahre Harzer Bergtheater Thale

02. Juli 2023, 12:39 Uhr

Das Harzer Bergtheater gehört zu den ältesten Naturtheatern Deutschlands. Mit dem besonderen Flair einer Freilichtbühne bietet es einen weiten Blick ins Harzer Vorland. Und genau dieser Blick hat vor 120 Jahren einen Dichter und Bühnenautor dazu inspiriert, dort ein Theater zu errichten. 1903 wurde es von Ernst Wachler gegründet.

Vor 120 Jahren wurde das Harzer Bergtheater in Thale eingeweiht. Es ist vor allem der eindrucksvolle Blick ins Harzvorland und das einzigartige Flair aus Romantik, Mystik und uriger Natur, die hier ein Freilichttheater entstehen ließen.

Bergtheater am Hexentanzplatz
Ein touristisches Ensemble: Die sagenumworbene Rosstrappe, der Hexentanzplatz mit den Walpurgisfeiern und das Harzer Bergtheater in einer historischen Aufnahme, ungefähr aus dem 1935. Bildrechte: IMAGO / Arkivi

Die Idee zu dieser Naturbühne entsteht 1902, berichtet der Thalenser Geschichtslehrer und Heimatforscher Heiko Golla. Der Maler Hermann Hendrich lässt am Hexentanzplatz für seine Kunstwerke 1901 die sogenannte Walpurgishalle errichten. In ihr werden bis heute seine monumentalen Walpurgisnacht-Gemälde präsentiert. Es sind Motive aus Goethes Faust und anderen Walpurgissagen. Hendrich will damals unbedingt auch dazu passende mystische Theaterstücke vor seiner Halle aufführen. Deshalb habe er Rat beim Dichter und Theaterkritiker Ernst Wachler gesucht, der sich sehr für Naturbühnen interessiert habe, so Golla.

Ein Jahr später, 1903, gibt es auf dem Hexentanzplatz ein Amphitheater. Es erhält den Namen "Grüne Bühne", denn die Zuschauer verfolgen die Stücke mitten in der Natur, zwischen Felsen und Bäumen. Die Menschen sitzen auf einfachen Holzbänke, auf der Bühne steht in der Mitte ein Altar und eine niedersächsische Bauernkate.

Thale im Harz, Blick auf die Bühne vom Bergtheater mit Fernsicht
Einfach und naturnah ist das Theater am Hang. Bildrechte: IMAGO / Arkivi

Das erste Stück heißt "Walpurgis"

Am Abend des 8. Juli 1903 wird erstmals das mystisches Stück "Walpurgis" von Ernst Wachler aufgeführt. Der heutige Intendant des Bergtheaters, Ronny Große, beschreibt die Atmosphäre: Die Männer tragen Anzüge, die Frauen lange Kleider. Man ist festlich gestimmt. Links und rechts rauschen Baumwipfel. Der Blick nach vorn reicht weit ins Land. Hinter der Bühne geht es steil abwärts. Bauern, Wanderer, Frau Holda und ein Maigraf spielen mit, Schauspieler mit langen Bärten sind zu sehen und ein Chor der Waldfrauen tritt auf.

Auch schon damals ein Thema: Natur versus Kultur

Die Idee mit dem Theater finden Anfang des 20. Jahrhunderts nicht alle gut. Der Wanderverein Harzklub ist lange gegen das Projekt, weil er befürchtet, die Landschaft nehme Schaden. Verhindern kann er es nicht, auch weil es Fürsprecher aus dem damals schon wichtigen Fremdenverkehrsgewerbe gibt. Die Rosstrappe an der Bode ist zur der Zeit bereits ein bekannter touristischer Ausflugspunkt. Mit der Walpurgishalle und dem Bergtheater kommt etwas Neues dazu. Die Leute hätten nun dort auch etwas geboten bekommen, sagt Heimatforscher Heiko Golla und nehmen dafür auch den nicht ganz einfachen Weg auf sich. Es gab keine Seilbahn oder vernünftige Straße, um viele Menschen zum Bergtheater zu bringen. Mit Pferdefuhrwerken sei man zum Teil dorthin gekommen.

Ruth Maria Kubitschek und Gojko Mitic

Die neuartige Idee von Ernst Wachlers Idee geht auf. Berühmte Schauspieler und Regisseure sorgen für steigende Zuschauerzahlen. Zu DDR-Zeiten locken die Auftritte von Ruth Maria Kubitschek und später Gojko Mitic bis zu 200.000 zu den Vorstellungen.

Umbau des Hexentanzplatzes in Thale
Im Moment befindet sich das Bergtheater im Umbau. Bildrechte: IMAGO / Steffen Schellhorn

Derzeit wird das Theater umgebaut und modernisiert. Unter anderem entstehen neue Zuschauerplätze. Ihre Anzahl soll von 1.300 auf knapp 2.000 steigen. Das besondere Flair soll erhalten bleiben und sogar verstärkt werden, verspricht Intendant Ronny Große. Wegen gestiegener Baukosten wird die Sanierung des Hexentanzplatzes und des Bergtheaters in Thale allerdings teurer. Bis zur Walpurgisnacht 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Wissenswertes zum Hexentanzplatz

Der Hexentanzplatz war vermutlich ein altsächsischer germanischer Kultort, an dem unter anderem in der Nacht zum 1. Mai, der heutigen Walpurgisnacht, zur Verehrung der sogenannten Hagedisen (Wald- und Berggöttinnen) Feste abgehalten wurden. Nach der verbreitetesten These wurde der Ort erst nach dem Verbot des Kultes durch die zugewanderten christlichen Franken zum Hexentanzplatz.

MDR (Carsten Reuß, Susanne Ahrens)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 02. Juli 2023 | 11:40 Uhr

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