Wasserqualität Fischen für gutes Trinkwasser an der Rappbodetalsperre

24. November 2022, 08:03 Uhr

Die Rappbodetalsperre im Harz hat nicht nur die höchste Staumauer Deutschlands, sie ist auch einer der größten Trinkwasserspeicher. Aus dem riesigen Stausee bekommen 1,3 Millionen Menschen ihr Trinkwasser. Damit dieses seine gute Qualität behält, sind derzeit zwei Berufsfischer von Elbe und Havel mit ihren Netzen an der Talsperre unterwegs.

Mann mit grauen haaren und roten Fleece-Pullover macht ein Selfie vor einem Fachwerkhaus mit MDR-Logo
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Wie in einem mystischen Film tuckert das Fischerboot durch den Nebel. Menschenleer sind die Ufer. Gernot Quaschny, Berufsfischer aus Höhengöhren an der Elbe und sein Kollege von der Havel Sven Ahlendorf sind allein auf der riesigen Wasserfläche.

Zwei Biegungen weiter ist sie dann zu sehen: die riesige Staumauer der Rappbodetalsperre. Und auch dieser Anblick mitten von der Wasserfläche aus ist unwirklich.

Fische fangen für gute Trinkwasserqualität

Es ist nicht alltäglich, was die beiden Berufsfischer seit drei Jahren regelmäßig auf der Rappbodetalsperre machen. Sie gehen hier ihrem Fischereihandwerk nach. Ungewöhnlich ist das, weil sie es nicht für einen guten Fang, sondern für eine gute Trinkwasserqualität tun.

Gernot Quaschny und Sven Ahlendorf fangen in der Rappbodetalsperre Maränen. Die finden hier gute Lebensbedingungen vor und vermehren sich deshalb massenhaft. Allerdings bleiben sie extrem klein, weil die Nahrung knapp ist. Die gefangenen Maränen sind kaum zehn Zentimeter groß, normal wäre die doppelte bis dreifache Größe.

Zu viele Maränen zerstören die Nahrungskette

Das Problem sei, dass sich nun zu viele hungrige Maränen auf die knappe Nahrung stürzen, und dass eben diese Nahrung der Maränen wichtig sei für eine gute Wasserqualität, erklärt Maren Dietze, Bereichsleiterin beim Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt.

Die Fischschwärme beeinträchtigten die Qualität des Trinkwassers, weil sie Wasserflöhe wegfressen. Wasserflöhe aber ernähren sich von Schwebealgen und anderen im Wasser schwebenden Mikroorganismen. Sie filtern das Wasser und sorgen so für eine gute Wasserqualität.

Deshalb holt der Talsperrenbetrieb seit nunmehr vier Jahren regelmäßig die Fischer von Elbe und Havel. Der Talsperrenbetrieb arbeitet hierbei auf Empfehlung eines Gutachters. Dietze: "Auch, wenn es ein wunderschöner Stausee ist, es ist kein natürliches Gewässer. Man muss das Gewässer egal in welcher Hinsicht pflegen".

Fischfang in der Talsperre komplizierter als auf Flüssen

Für die Fischer ist es eine Umstellung. Die Wassertiefe in der Rappbodetalsperre ist enorm, bis zu 90 Meter. In der Elbe waren es in der Vergangenheit oft nur 90 cm. Die Fischer benutzen ein Echolot, um die Maränenschwärme zu finden. "Die Maräne steht hier bei 30 Meter, und da stellen wir unsere Netze", so Quaschny.

Eigentlich sollten diese Bestandregulierung einmal Raubfische erledigen. Vor acht Jahren wurden Seeforellen ausgesetzt, die die Maränen fressen und so ihren Bestand regulieren sollten. Es hat nicht geklappt. Sie wurden nicht groß genug.

Drei Tonnen Fisch muss weg

Einmal pro Woche werden nun die Netze gestellt und geleert. Bis Jahresende werden die beiden Fischer auf der Rappbodetalsperre zu tun haben.

Drei Tonnen wollen sie schaffen, das ist auch der Durchschnitt der letzten Jahre – das wären weit über 100.000 Fische. Untersuchungen hätten ergeben, sagt Maren Dietze, dass etwa 60 Tonnen Maränen in der Rappbodetalsperre leben, viel zu viele für das nährstoffarme Gewässer und für die wenigen Wasserflöhe im Stausee.

MDR (Carsten Reuß)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 22. November 2022 | 14:30 Uhr

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