Finger tippen auf einer Tastatur
Möglichst keinen digitalen Fußabdruck im Netz hinterlassen und auf anonymes Surfen setzen? Warum man seine Daten besser schützen sollte und wissen sollte, was Tor, VPN und der Ingoknito-Modus sind? Bildrechte: Colourbox.de

Safer Internet Day Anonymes Surfen und Datenschutz im Netz

07. Februar 2023, 10:03 Uhr

Inkognito im Netz unterwegs aber dennoch nicht anonym? Gegen Tracking und für mehr Datensicherheit im Internet lassen sich einfache Vorkehrungen treffen. Mit der Wahl des richtigen Browsers, einer Suchmaschinen-Alternative zu Google, VPN-Verschlüsselung und Co. surft man anonymer und sicherer durchs World Wide Web.

Datenschutz und Sicherheit: Anonym und sicher im Internet surfen

Nichts zu verbergen – also nichts zu befürchten? Ganz so einfach lässt sich die Sache mit der Datensicherheit im Netz leider nicht vom Tisch fegen. Und auch ein "Na und? Dann haben die halt meine Daten", sollte vielleicht doch besser noch einmal überlegt werden. Denn in den "richtigen" Händen sind auch deine Daten für andere äußerst wertvoll.

Beim Surfen im Internet senden dein Smartphone, PC, Tablet und Laptop etliche Daten ins Web – ein Glücksfall für Werbefirmen, Kriminelle und andere pfiffige Dateneintreiber. Ja, und im Zweifelsfall jubelt auch der Geheimdienst ;-), wenn wir auf unseren Endgeräten wieder einmal das Tor zur Internetwelt öffnen, drauf los surfen und so überall unseren digitalen Fußabdruck hinterlassen.

Warum es wichtig ist, sich im Internet zu schützen, Anonymität beim Surfen nicht einzig etwas für Kriminelle und hartgesottene Technikgeeks ist – und wie das Ganze funktioniert, das verraten wir hier:


Anonym surfen – ist längst kein Nischenthema mehr

Halten wir fest: Eigentlich will keiner von uns Datenspuren im Internet hinterlassen. Und es sollte selbstverständlich sein, dass auch im Netz Privatsphäre privat bedeutet. Spätestens, wenn man im Inkognito-Modus unterwegs ist, während man vielleicht heimlich peinliche Krankheiten googelt, private Nachrichten verschickt, am Arbeitsplatz kurz seine persönlichen E-Mails checkt oder den nächsten Urlaub bucht. :P

Die Wahrheit ist: Jeder Internetnutzer hinterlässt Spuren. Das geschieht bereits beim Aufruf einer Webseite. Hier erfährt der Seitenbetreiber anhand deiner IP-Adresse deinen ungefähren Aufenthaltsort. Ebenso, welche Browser-Version du nutzt und einige technische Details über dein Smartphone oder Computer. Alles Daten, die im Hintergrund übermittelt werden und die Rückschlüsse auf deine Identität zulassen. Und auch soziale Netzwerke und Webseiten sammeln ehrgeizig Daten über unser Nutzungsverhalten.

Sich komplett anonym im Internet zu bewegen ist unmöglich. Allerdings lässt sich mit ein paar einfachen Maßnahmen dein Level an Anonymität um einiges erhöhen. Weniger von sich preisgeben ist die Devise!


Anonym online surfen
Wer anonym surfen möchte, sollte vor allem wissen, welche Daten er von sich nicht preisgeben möchten. Das können unter anderem folgende sein:

  • die eigene IP-Adresse
  • deine Anfragen in Suchmaschinen
  • Informationen aus „Ausfüllfeldern” in Formularen
  • deine E-Mail-Adresse Seiten, die du besuchst
  • Interneteinkäufe
  • deine Aktivitäten in Chatforen


Inkognito aber dennoch nicht anonym

Simple gesagt, sorgt der Inkognito-Modus in Webbrowsern nur dafür, dass euer Verlauf nicht gespeichert wird. Zugleich werden damit automatisch auch temporäre Dateien (Cache), Passwörter, Bilddateien und Cookies gelöscht, so dass ein User diese Arbeit nicht selbst vornehmen muss. Wenn du dir mit anderen einen PC teilst, schaffst du so also gleich die perfekte Voraussetzung, dass niemand nach dir erfährt, auf welchen Seiten du warst – und auch der Chef nicht sehen kann, was "wir" da gesucht haben. ;-) Ein weiterer Vorteil des privaten Fensters ist, dass Online-Formulare nicht automatisch ausgefüllt werden. Jedoch enden damit auch schon die Möglichkeiten des vermeintlich geheimen Unterwegsseins im Netz.

Denn was vielen nicht klar ist, ist, dass Anwender damit längst noch nicht anonym surfen! Die IP-Adresse und viele andere Informationen können auch beim Browsen im Inkognito-Modus gespeichert werden. Und auch wenn im privaten Modus keine Daten auf dem eigenen Rechner abgelegt werden, so werden sie dennoch im Internet durchaus weitergesandt. Somit bietet der Inkognito-Modus also nur beschränkte Möglichkeiten der Spurenvermeidung. Und beispielsweise Facebook, Google und Co. sehen auf diese Weise weiterhin, auf welchen Seiten man sich sonst noch so herumdrückt.

Das Fazit hierzu: Der Privatmodus im Browser ist alles, nur nicht privat.

Es gibt weitere Möglichkeiten, als bei PC, Laptop und Smartphone auf den Inkognito-Modus zu setzen, um sich zukünftig ein sichereres Surferlebnis zu schaffen. Also, ran an die Suchmaschinen, VPN-Dienste und Torbrowser! Hier folgen hilfreiche Tipps, die dir zu mehr Anonymität verhelfen können! Und Nerd-Wissen versuchen wir dabei weiterhin, so gut wie möglich, außen vor zu lassen. :D

Abstand nehmen von großen Datenkraken

Während beliebte Suchmaschinen wie Google, Yahoo und Bing zu den Datensammlern zählen und darauf abzielen, dein Nutzerverhalten zu verstehen, um dich zum Beispiel gezielt mit Anzeigen zu versorgen: Setz doch mal auf eine anonyme Suchmaschine! Zu diesen gehören beispielsweise DuckDuckGo, StartPage und Qwant.

Du befürchtest schlechtere Suchergebnisse zu erhalten? Keine Sorge! Zum Beispiel wird DuckDuckGo von vielen Usern gern genutzt. Das bestätigen unter anderem rund 10 Millionen Suchanfragen, die täglich von DuckDuckGo bewältigt werden. Dafür nutzt die Suchmaschine Ergebnisse aus über 400 Quellen, darunter Wikipedia, Bing, Yandex und Yahoo. Zudem hat sie auch noch andere nützliche Funktionen in petto: Mit der DuckDuckGo-Erweiterung auf Chrome installiert, kannst du sogar schauen, welche Verschlüsselungsmethode eine aktuell besuchte Seite verwendet und welche Tracker von Google, Amazon & Co. gerade aktiv sind und Daten sammeln.

Auch die Suchmaschine StartPage sollte nichts vermissen lassen. Sie nutzt für ihre Suche die Suchergebnisse von Google – und zwar 1:1. Weitere Funktionen, die sie von Mitbewerbern unterscheidet: Sie liefert, dank HTTPS-Unterstützung, nur Ergebnisse von vertrauenswürdigen Webseiten, der integrierte URL-Generator macht die Verwendung von Cookies überflüssig und ein zwischengeschalteter Proxy-Server versteckt zugleich deine IP-Adresse samt Standort. Das alles hält dein Surfverhalten wirklich geheim.

Und auch andere sowie die oben benannten Suchmaschinen-Alternativen sind beispielgebend dafür, dass sich durchaus empfehlenswerte Suchmaschinen-Varianten finden lassen, die dich bei deinen Suchanfragen unterstützen, anonymer und sicherer im Netz unterwegs zu sein.

Anonym mit VPN und Tor

  • VPN:


Virtual Private Network (kurz: VPN) ist ein Dienst, der eine sichere, verschlüsselte Online-Verbindung herstellt. Damit können sich Internetnutzer mehr Privatsphäre und Anonymität im Internet verschaffen und geografisch bedingte Blockierungen und Zensur umgehen.

  • Tor-Browser:


Tor, auch bekannt als "The Onion Router" ist ein Netzwerk, das den Internetverkehr anonymisiert. Mit ihm ist ein privates Surfen im Internet möglich. Der Tor-Browser verbirgt die eigene IP-Adresse und sämtliche Surfaktivitäten. Damit blockiert er zugleich das Tracking deiner Aktivitäten und wird nicht zuletzt deshalb auch gerne von Journalistinnen und Journalisten genutzt.


VPN oder Tor-Browser verschleiern beide die IP-Adresse. Das heißt, dass die von dir besuchten Webseiten und genutzten Dienste deine richtige IP-Adresse nicht mehr sehen können. Und noch wichtiger: Sie verschlüsseln deinen Internetverkehr bis zum VPN-Server.

Stilisierte Person zeigt auf ein Zwiebel, die an eine Tafel gezeichnet ist. 1 min
Bildrechte: MDR MEDIEN360G
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Vom Naval Research Lab über das MIT bis zu Non-Profit-Organisationen: Die Tor-Technologie hat in seiner Entwicklung und Finanzierung namhafte Stationen durchlaufen. MEDIEN360G gibt einen kurzen Überblick.

Do 06.02.2020 14:26Uhr 01:13 min

https://www.mdr.de/medien360g/medienwissen/geschichte-tor-netzwerk-104.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Zur Erklärung: Surfst du "normal", ohne VPN und Tor, können beispielsweise in einem öffentlichen WLan-Netz oder bei deinem Arbeitgeber alle sehen, welche Internetseiten du benutzt. Zwar lässt sich bei HTTPS-Verbindungen und SSL-Verschlüsselung im Allgemeinen nicht herausfinden, welche Unterseiten du besuchst und auch nicht, welche Daten du mit diesen austauschst, aber man kann nachvollziehen, ob du beispielsweise gerade auf Instagram oder Facebook unterwegs bist.

Bei einer VPN-Nutzung ist das nicht mehr der Fall. Hier lässt sich nur noch nachverfolgen, dass du einen VPN-Dienst nutzt. Oder entsprechend beim Tor-Browser, dass du das Tor-Netzwerk verwendest.

Der Tor-Browser hat allerdings einen weiteren Vorteil: Weil dein Traffic (Datenverkehr) hier über mehrere unabhängige, weltweit verteilte Knotenpunkte weitergeleitet wird bevor er am Ziel ankommt, ist das Surfen über Tor noch anonymer als über VPN. Sein Nachteil ist damit jedoch zugleich die Geschwindigkeit. Seitenverbindungen bauen sich insgesamt viel langsamer auf. Wer gerne Videos anschaut, wird mit dieser Lösung also wahrscheinlich eher nicht zufrieden sein. Dieses Problem hat man hingegen bei VPN-Diensten nicht. Gute Anbieter ermöglichen mit einem einzigen Klick die Verbindung zu hunderten VPN-Servern weltweit, ohne Geschwindigkeitsverlust.

Mehr lohnenswertes Wissen über den Tor-Browser, der für viele sinnbildlich für das Darknet steht und vielleicht zu oft einzig in Verbindung mit kriminellen Machenschaften gebracht wird, hält unser MEDIEN360G-Dossier "Medien in Darknet" bereit.

Cookies – nein, danke!

Die nervigen Türsteher einer jeden Webseite: Cookies! Wie wäre es damit, Cookies einfach mal abzulehnen? Dank DSGVO müssen uns Webseiten die Wahl lassen, ob wir getrackt werden wollen oder nicht. Oft kann man bei den meisten Seiten mit nur einem Klick mehr die Option "Cookies abwählen" anklicken. Also lieber mal nicht gleich allem zustimmen, sich Zeit nehmen und sorgfältig auswählen. Bestenfalls vielleicht nur notwendige Cookies auswählen, die die Funktionalität der Website ermöglichen. Weitere Cookies hingegen nur dann erlauben, wenn sich nachvollziehen lässt, wofür diese eingesetzt werden sollen.

Übrigens: Bei gängigen Browsern lässt sich oftmals bereits in den Einstellungen festlegen, ob man Cookies allgemein zulassen, ablehnen oder nur denen von Drittanbietern widersprechen möchte.

Augen auf bei der Browser-Wahl!

Wer hätte es gedacht? Der meistgenutzte Internetbrowser ist: Google Chrome. Außerdem vertrauen auch viele auf Microsoft Edge. Beide Browser haben jedoch das Problem, dass sie wenig nutzerfreundlich mit digitaler Privatsphäre und den Daten der User umgehen. Als bessere Wahl gelten Browser wie Brave, oder Firefox, gefolgt von Tor, dessen Funktionsweise wir ja bereits schon beschrieben haben.

Brave basiert auf Chromium-Technik – genauer gesagt auf dem Open-Source-Code von Chromium von Google. Damit funktionieren mit diesem Browser alle Webseiten genauso gut, als würdest du sie mit Google Chrome besuchen. Dafür verfügt Brave mit "Brave Shields" bereits über einen integrierten Werbe- und Schadsoftware-Blocker und verzichtet auf das gesamte Google-Tracking, dass man bei Chrome normalerweise hat.

Ebenso genießt Firefox die Sympathien vieler Nutzer. Im Gegensatz zu anderen großen Browsern steht kein kommerzielles Unternehmen hinter Firefox. Vielmehr zeichnet sich die Nonprofit-Organisation Mozilla Foundation für die Entwicklung verantwortlich. Vor allem aus Perspektive des Datenschutzes spricht vieles für Firefox.

Gleiches gilt übrigens auch für Safari für Apple-Geräte. So gilt Safari 13 beispielsweise als hochgradig sicher, da er die grundlegenden Sicherheitsfunktionen von Safari 12 nutzt: hierbei zum Beispiel auf automatische starke Kennwörter und intelligente Tracking-Prävention 2.0. setzt.

Mit WhatsApp-Verzicht (auf) Signal setzen

Abstand von WhatsApp nehmen und besser einen Messenger wie Signal verwenden? Nun, die Vorteile zu WhatsApp: Signal ist nicht so eine große Datenkrake wie Facebook. Zudem gehört der Messenger zu einer Nonprofit-Organisation und finanziert sich durch Spenden. Dank open source kann jeder Entwickler sich zudem den Quellcode anschauen und prüfen, ob irgendwelche Hintertüren oder Tracking-Tools eingebaut wurden. Und: Signal kann genauso einfach genutzt werden wie WhatsApp und bietet auch genau die gleichen Funktionen beim Nachrichten- und Bildversand, inklusive Emojis, Sprach- oder Videocall etc..

Weitere WhatsApp-Alternativen, die mit Datenschutz und Anonymität punkten sind beispielsweise Fireball, Swisscows, Telegram, Ecosia und die kostenplichtige Messengervariante Threema.

Wer bei seiner Messenger-Auswahl auf Telegram setzt, sollte wissen, dass nicht nur man selbst hier anonym unterwegs ist. In den Gruppen und Kanälen sind es ebenso auch andere, die sich auf der unmoderierten Plattform ungestört vernetzen und ungefiltert Meinungen und Ansichten miteinander austauschen können.

Einfach mal Ausloggen

Noch eben schnell bei Facebook einen Kommentar geschrieben und auf Instagram ein Bild gelikt. Weiter geht’s zu deinen Lieblings-Onlinestores auf Klamottensuche und zum Dekoartikel shoppen. Und? Rate mal! Kurz darauf taucht in deinem Facebook-Feed für genau diese Seiten, die du besucht hast, Werbung auf!

Dahinter steckt alles andere als Zauberei, sondern vielmehr zielsicheres Marketing, bei dem verschiedene Analyse- und Trackingtools im Hintergrund dein Surfverhalten ganz genau im Blick haben und all deine Schritte mitverfolgen und an Facebook und Co. weitergeben.

Das effektivste Mittel, um dem Tracking zu entkommen ist der Lockout. Dieser unterbricht die Interaktion zwischen einer Website und die Datenübermittlung via Analyse-Tool an deinen Social-Media-Kanal. Lockst du dich aus Facebook aus, kann Facebook selbst also auch nichts mehr über dich erfahren und weitere Daten mit dir in Verbindung bringen.

Wo wir schon einmal dabei sind: Unter "Einstellungen" bei deinen Social-Media-Diensten lassen sich bereits selbst eine Menge Optionen auswählen, um an sich auch so ein wenig anonymer in den sozialen Medien unterwegs zu sein.

Schließlich noch ein grundsätzlicher Tipp: Am besten regelmäßig die Cookies auf deinen Endgeräten löschen, da diese ebenfalls eine Menge Rückschlüsse erlauben.

Merke: Deine Daten gehören dir! Somit wünschen wir maximalen Surfspaß bei größtmöglicher Sicherheit!