Kriminalstatistik 2022 Jugendgewalt in Sachsen-Anhalt nimmt zu – Zieschang besorgt

15. März 2023, 16:04 Uhr

In Sachsen-Anhalt hat die Jugendgewalt im vergangenen Jahr zugenommen. Das geht aus der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik hervor. Ein Schwerpunkt liegt dabei in Halle, wo es immer wieder Fälle von Raub und Körperverletzung gegeben hat. Innenministerin Tamara Zieschang äußerte sich besorgt.

MDR AKTUELL Mitarbeiter Felix Fahnert
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In Sachsen-Anhalt hat die Zahl der Gewalt-Straftaten von Jugendlichen im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. 2022 wurden insgesamt 1.295 Fälle der Jugendgewalt registriert. Das geht aus der am Dienstag vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik hervor. Das entspricht einem Anstieg von gut 23 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. In diesem Jahr waren 1.047 Fälle gezählt worden. Im Vergleich zu den Vor-Coronajahren 2018 und 2019 liegt der Anstieg bei rund neun Prozent.

Zieschang: "Können Fallzahlen nicht verharmlosen"

Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) erklärte, sie beobachte den klaren Anstieg "mit Sorge". Es gehe bei den Fällen vor allem um Körperverletzung und um Raub-Delikte. Zwar seien dies keine neuen Phänomene, "aber wir können die Fallzahlen nicht verharmlosen", sagte Zieschang. Eine Rolle spielen könnte dabei die zurückliegende Coronapandemie, deren Maßnahmen Jugendliche gefordert und womöglich teils überfordert hätten. Zieschang erklärte, es könne sein, dass dies "nicht folgenlos" geblieben sei und einige junge Menschen nach den Lockdowns verstärkt Grenzen austesten wollten. In diesem Zusammenhang solle die Präventions-Arbeit weiter gestärkt werden, sagte Zieschang.

Ein besonderer Schwerpunkt der Gewalt-Fälle liege in der Stadt Halle, wo es mehr Delikte gebe als in Magdeburg. Die unterschiedliche Entwicklung in den beiden Großstädten sei nicht einfach zu erklären. Zieschang sagte, es gehe sicher auch um die Frage, wie viel Jugendarbeit und wie viele andere Angebote es vor Ort gebe. Abschließend könne sie das aber nicht bewerten.

Ermittler-Gruppe "Cornern" in Halle

Zieschang betonte, dass in Halle bereits "enorm viel geleistet worden" sei, um auf den Anstieg zu reagieren. So habe die eigens gegründete Ermittlungsgruppe "Cornern" bereits zahlreiche Ermittlungs-Erfolge erzielt. Landespolizeidirektor Mario Schwan erklärte, die Gewalt-Straftaten vor Ort würden nahezu ausschließlich von Jugendlichen begangen, die auch in Halle wohnten. Es handele sich um überwiegend deutsche Tatverdächtige. Der Anteil von Tatverdächtigen aus dem Ausland liege bei etwas weniger als 30 Prozent.

Insgesamt haben sich die Fallzahlen der Jugendkriminalität der Statistik zufolge in den vergangenen Jahren nicht wesentlich verändert. Allerdings sei der Anteil der Gewalttaten von Jugendlichen im Vergleich zu anderen Delikten angestiegen.

Mehr Straftaten übers Internet – Tiefstand bei Diebstählen

Aus der Polizeilichen Kriminalstatistik geht auch hervor, dass die Gesamtzahl der Straftaten in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr leicht angestiegen ist. Dies war nach Angaben von Innenministerin Zieschang aber erwartet worden, da im Vorjahr aufgrund der umfassenden Coronaeinschränkungen weniger Straftaten begangen wurden.

Unterdessen zeigt die Statistik auch, dass immer mehr Straftaten über das Internet verübt werden. Dort hat es seit 2018 fast eine Verdoppelung der Fallzahlen gegeben - von gut 11.500 auf gut 21.800 Straftaten im Jahr 2022. Diebstahl-Delikte in Sachsen-Anhalt sind hingegen im vergangenen Jahr auf einen historischen Tiefstwert gesunken.

MDR (Felix Fahnert)

Dieses Thema im Programm: FAKT IST! aus Magdeburg | 30. Januar 2023 | 22:10 Uhr

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