Wo liegt das Kabel? 50Hertz informiert über Südostlink-Trassenverlauf im Saalekreis
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26. Juli 2023, 05:00 Uhr
Sachsen-Anhalt ist Transitland für Strom vom Norden Deutschlands nach Süden. Netzbetreiber 50-Hertz hat nun Pläne vorgelegt, wo die Trasse im Saalekreis und im Burgenlandkreis konkret verlegt werden soll. Anwohner haben die Möglichkeit genutzt und auf den Informationsveranstaltungen Fragen an die Strom-Experten gestellt.
- Im Süden Sachsen-Anhalts informiert derzeit das Unternehmen 50-Hertz über den konkreten Verlauf der Südlink-Trasse.
- Neben der genauen Trassenführung interessieren die Menschen vor allem die Auswirkungen auf Natur und Umwelt.
- Ende Juli will 50-Hertz die Unterlagen für die Trasse zur Genehmigung bei der Bundesnetzagentur einreichen.
Neue Stromleitungen sind Teil der Energiewende. Oder besser: Sie sind eine Voraussetzung des Wechsels zu den erneuerbaren Energien. Strom aus den Windparks in Nord- und Ostsee muss in den Süden des Landes transportiert werden. Ein Teil soll ab 2027 über den sogenannten "Südostlink" auch von Nord nach Süd durch Sachsen-Anhalt fließen. Gebaut wird der Abschnitt von Wolmirstedt bei Magdeburg über Thüringen bis zur Landesgrenze Bayern vom Übertragungsnetzbetreiber 50-Hertz.
Im Saalekreis und im Burgenlandkreis wollen Anwohner wissen, wo genau die Erdkabel der Höchstspannungsleitung Südostlink in den Boden kommen. Vor allem aber, ob ihre Grund- oder Flurstücke betroffen sind und welche Folgen das hätte. Auf sogenannten Info-Märkten sucht Übertragungsnetzbetreiber 50-Hertz das Gespräch mit den Anwohnern. Informiert wird über den Verlauf der Trasse, den Bauablauf und über die Genehmigung - also das Planfeststellungsverfahren. Am 31. Juli will 50-Hertz den Antrag für den Abschnitt im Saalekreis und im Burgenlandkreis abgeben. Der Abschnitt nördlich davon bis Wolmirstedt folgt im August.
Betreiber bietet Gespräche an
Am Nachmittag Ende Juli haben Mitarbeiter von 50-Hertz im Kulturhaus von Wallwitz aufgebaut. An drei Seiten stehen im großen Saal Flurkarten, große Monitore, Übersichtstafeln. Davor auf Tischen ist zu sehen, wie das Stromkabel in den Boden kommt. Mit kleinen Modellen wird der Bauablauf erklärt. Auch ein Stück des Oberschenkel-dicken Kabels ist zu sehen. Trassenplaner, Techniker, Öffentlichkeitsarbeiter warten auf die Besucher. Um vier Uhr soll es los gehen.
Einzelne Männer oder auch Ehepaare kommen. Gleich zu Beginn auch Steffen Martins aus Wallwitz mit seiner Frau. Sie wissen, dass die Trasse hier irgendwo zwischen dem Ortsrand und der Autobahn A14 verlaufen soll. Ihnen gehört ein Flurstück. Und deshalb wollen sie wissen, ob ihr Feld betroffen ist. Und wenn ja, welche Folgen das hat, wenn gebaut wird. Oder danach, wenn das Kabel in der Erde liegt.
Auswirkungen des Trassenbaues
Eine 50-Hertz-Mitarbeiterin sucht auf dem großen Monitor nach der Karte mit dem Trassenverlauf, dem geplanten Baufeld und den Flurstücken. Hier ist genau zu sehen, ob das Grundstück betroffen ist. Aufatmen bei Familie Martins. Die Trasse verläuft über andere Flurstücke. Das sieht bei einem Mann aus Landsberg anders aus. Er und seine Geschwister haben mehrere Flurstücke ganz in der Nähe des Ortes Reußen. Er ärgert sich nicht nur über die Beeinträchtigung während der Bauarbeiten. Er sieht vor allem Nachteile danach. Ein 21 Meter breiter Streifen kann dann nicht mehr wie bisher genutzt werden. Außerdem werde durch die Leitung der Boden erhitzt und würde austrocknen.
Seit fünf Jahren ist klar, dass der Südostlink in Sachsen-Anhalt bevorzugt als Erdkabel angelegt werden soll. Genauso lange warnen Kritiker des Vorhabens vor der Erwärmung des Bodens entlang der Trasse. Ein wärmerer Boden wird dabei gleichgesetzt mit einem Boden, der schneller austrocknet. Bestärkt wird diese Argumentation durch die Folgen der Dürre-Sommer der letzten Jahre. Auch bei den Info-Veranstaltungen von 50-Hertz wird dieses Argument immer wieder gegen die Erdkabelverlegung genutzt. Vertreterinnen von Umweltgruppen argumentieren so aber auch prinzipielle Kritiker des Vorhabens, das von "denen da oben" aus ideologischen Gründen verordnet sei.
Angst vor Wärmeentwicklung
In den Voruntersuchungen zum Trassenbau hat 50-Hertz auch untersucht, was dran ist an den Befürchtungen. Da wurde modelliert, Versuche wurden durchgeführt. Ein Nachweis bleibt schwierig. Tatsächlich wird sich das Kabel bei voller Last auf bis zu 70 Grad erwärmen. Doch dann wird es unsicher. Das Kabel liegt in 1,80 Meter Tiefe in Schutzrohren. Die Rohre liegen in einer Bettung aus Sand. Darauf kommt das Material, das ausgehoben wurde und dann der Mutterboden.
Die Wärmeübergänge hängen auch von den Materialien ab. Es ist kaum zu berechnen, was in den oberen Schichten ankommt. 50-Hertz geht aber davon aus, dass es entlang der Trasse tatsächlich zu einer geringfügigen Erwärmung kommt. Das sei ungefähr so, sagt ein Techniker, dass bei Rauhreif am Boden, der Bereich der Trasse zuerst wegtaut. Auswirkungen auf Pflanzen müssen abgewartet werden. Im Vergleich dazu sind die Folgen für Grund- und Flurstückseigentümer überschaubar.
Das Genehmigungsverfahren läuft an
Am 31. Juli will 50-Hertz die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren bei der Bundesnetzagentur abgeben. Für den 94 Kilometer langen Abschnitt im Saalekreis und im Burgenlandkreis sind das etwa 16.000 Seiten. In Zeiten der Digitalisierung werden die natürlich nicht mehr ausgedruckt. Aber in diesen Unterlagen sind neben dem Trassenverlauf, beispielsweise auch die Umweltverträglichkeitsuntersuchungen und die Regelungen zum Schadensersatz für Grundstückseigentümer enthalten.
Während der Bauphase gibt es Schadensersatz abhängig von der Fläche, die beansprucht wird. Ersetzt wird unter anderem der Nutzungsausfall durch die Landwirte auch noch ein weiteres Jahr. Das Baufeld soll in der Regel 45 Meter breit sein. Nach der Verlegung wird aber noch ein 21 Meter breiter Streifen als Schutzstreifen im Grundbuch eingetragen. Laut 50-Hertz soll auf diesem Streifen Landwirtschaft wieder möglich sein, aber er darf nicht bebaut werden.
Auch das wollten betroffene Grundstückseigentümer auf den Info-Veranstaltungen natürlich wissen. Begeisterung hat das nicht ausgelöst. Aber auf der anderen Seite ist auch nur ein Bruchteil der Grundstückseigentümer im Trassenverlauf zu den Info-Märkten gekommen. Auch in Wallwitz war der Andrang eher übersichtlich. Proteste gab es überhaupt nicht.
Wenn das Planfeststellungsverfahren jetzt beginnt, werden alle Unterlagen etwa im Herbst auf der Website der Bundesnetzagentur veröffentlicht. Auch dann können sich alle Betroffenen mit Einwänden oder Vorschlägen noch beteiligen. Eine Entscheidung über den Bau ist für Ende nächsten Jahres geplant.
MDR (Mathias Kessel, Hannes Leonard)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 25. Juli 2023 | 17:30 Uhr
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